Foto der Woche Polina Kuzovkova

🗞 40/2024

LMU-Studie: Riesenfortschritt in der Brustkrebsbehandlung · Zu viele Gesunde beim Arzt? · "WĂŒrdezentrierte Therapie" am RBK Stuttgart · Pflanzendrinks oder Kuhmilch? · GMin Lauterbach bringt PrĂ€ventionsinstitut an den Start

Mirjam Bauer Karl-Richard Eberle

📌 5 weekly picks

1 📌 LMU-Studie: Riesenfortschritt in der Brustkrebsbehandlung

Patientinnen mit sogenanntem fortgeschrittenem HER2-positiven Brustkrebs bekommen sehr hĂ€ufig Tochtergeschwulste im Gehirn. Dann sind ihre Chancen auf jahrelanges Überleben sehr gering, denn die bisherigen Therapien – Operation und Bestrahlung – helfen nur kurzzeitig. Nun hat ein internationales Team von Forschenden unter Co-FederfĂŒhrung von MINQ-Spezialistin Professor Dr. Nadia Harbeck, Leiterin des Brustkrebszentrums des LMU Klinikums, ein neues Medikament in einer klinischen Studie getestet. „Mit ganz fantastischen Ergebnissen“, wie die KrebsĂ€rztin sagt. Die Überlebenszeit verlĂ€ngert sich nach bisherigen Erkenntnissen deutlich. Die Studienergebnisse wurden im renommierten Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs und dem Gewebemerkmal HER2 leiden zu 50 Prozent an Tochtergeschwulsten (Metastasen) im Gehirn, die mit Medikamenten bislang nicht behandelbar sind. Denn die Blut-Hirn-Schranke verhindert oft, dass Wirkstoffe in das Denk- und GefĂŒhlsorgan eindringen können. Neue Medikamente sind also dringend gefragt. Einer dieser Wirkstoffe ist ein sogenanntes Antikörper-Konjugat namens „Trastuzumab Deruxtecan“. Trastuzumab ist ein Antikörper, der, einmal in den Körper gespritzt, zielgenau am HER2-Protein andockt. Im GepĂ€ck hat er den Wirkstoff Deruxtecan, der Krebszellen tötet und nur im Tumorgewebe aktiv ist - und kaum im restlichen Körper. „Aus diesem Grund können wir diesen Wirkstoff ĂŒberhaupt verwenden“, erklĂ€rt Harbeck, „sonst wĂ€re er viel zu giftig.“

Um den Nutzen des Antikörper-Konjugats bei HER2-positivem Brustkrebs zu ermitteln, startete die MĂŒnchner Medizinerin als eine der beiden Leiterinnen die „DESTINY-Breast12-Studie“. Teilgenommen haben ĂŒber 500 Patientinnen mit und ohne Hirnmetastasen aus 78 Krebszentren in Westeuropa, Japan, Australien und den USA. Das Medikament ist bereits fĂŒr den Einsatz in der Regelversorgung zugelassen.

📝
Original-Publikation
Trastuzumab deruxtecan in HER2-positive advanced breast cancer with or without brain metastases: a phase 3b/4 trial
Harbeck, N., Ciruelos, E., Jerusalem, G. et al. Trastuzumab deruxtecan in HER2-positive advanced breast cancer with or without brain metastases: a phase 3b/4 trial. Nat Med (2024).
https://doi.org/10.1038/s41591-024-03261-7

Weitere Infos zur Studie auf den Seiten der LMU MĂŒnchen

2📌 Gehen zu viele Gesunde zum Arzt? Eine Meldung aus der Schweiz

Eine kuriose Feststellung konnten wir dem Schweizer Onlineportal 20min.ch entnehmen: “Ärzte mĂŒssen immer mehr jungen Menschen ihre Gesundheit beweisen”. Zitiert werden Experten wie Thomas Harnischberg, Chef der Krankenkasse KPT und Felix Schneuwly vom Krankenversicherungs-Vergleichsportal Comparis: Harnischberg stellte demnach fest, dass zunehmend junge Menschen medizinische Leistungen beanspruchen, oft ohne akute Beschwerden. Schneuwly betonte, dass gerade junge Patienten mit diffusen Symptomen vermehrt zum Arzt gehen – um sich bestĂ€tigen zu lassen, dass sie gesund sind.

«Der Anspruch ist heute, dass der Arzt beweisen muss, dass der Patient gesund ist»
Felix Schneuwly, Comparis

Das PhĂ€nomen, dass gesunde Personen zum Arzt gehen, wird mit als ein Grund fĂŒr steigende Kosten der Krankenversicherungen angefĂŒhrt.

Die steigende Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch Gesunde stellt eine grosse Belastung fĂŒr das Gesundheitssystem dar. Hausarztpraxen sind zunehmend ĂŒberlastet, und viele Ärzte haben bereits einen Aufnahmestopp verhĂ€ngt. Sollte dieser Trend anhalten, wird sich die Lage in den kommenden Jahren wohl weiter verschĂ€rfen.
Quelle 20min.ch

Offenbar löst die ÜberfĂŒlle an Gesundheits- und Krankheitsinformationen eine zunehmende Verunsicherung bei insbesondere jĂŒngeren Menschen aus. Monika Reber, Co-PrĂ€sidentin der Haus- und KinderĂ€rzte, bestĂ€tigt in dem Beitrag die Verunsicherung. FrĂŒher hĂ€tten RatschlĂ€ge von Eltern oder Grosseltern oft ausgereicht, heute sei das Vertrauen in medizinische Diagnosen und Apps grösser. Gleichzeitig aber könnten die Informationen aus den sozialen und Onlinemedien oft nicht sachgerecht eingeordnet werden.

Der Zugang zu Informationen hat stark zugenommen, doch viele Menschen tun sich schwer, diese richtig zu interpretieren. Bereits kleinere VerĂ€nderungen im Körper lösen Ängste aus, die zu Arztbesuchen fĂŒhren. Dies erhöht den Druck auf das Gesundheitssystem, das bereits an vielen Stellen ĂŒberlastet ist.
Quelle 20min.ch

3 📌  Ausgezeichnet: "WĂŒrdezentrierte Therapie" am RBK Stuttgart

Die WĂŒrdezentrierte Therapie wurde in Kanada von Professor Dr. Harvey Max Chochinov von der University of Manitoba, entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, sich mit ihrem nahenden Versterben auseinanderzusetzen.

💡
WĂŒrdezentrierte Therapie
In einem 30- bis 60-minĂŒtigen GesprĂ€ch stellt die Therapeut:in eine Reihe offener Fragen, die die Patient:innen anregen sollen, ĂŒber ihr Leben oder darĂŒber zu sprechen, was ihnen besonders wichtig ist. Das GesprĂ€ch wird aufgenommen, transkribiert und zu einem vorlĂ€ufigen Dokument aufbereitet, das die Patientin/der Patient nach ein paar Tagen zurĂŒckerhĂ€lt, um es gemeinsam zu lesen, durchzusprechen und mögliche Korrekturen anzubringen, bevor dann die Endversion erstellt wird. Zu Beginn des GesprĂ€chs wird festgelegt, fĂŒr wen das Dokument erstellt wird. Viele teilen den Wunsch, Angehörigen und Freunden ihre Gedanken und Erinnerungen zu hinterlassen. Quelle: patientenwuerde.de

Das Stuttgarter Robert Bosch Krankenhaus hat nach eigenen Angaben als erstes Krankenhaus in Deutschland die WĂŒrdezentrierte Therapie in der Palliativmedizin eingefĂŒhrt. Bereits seit 2013 bieten ausgebildete Therapeutinnen Menschen, die unheilbar erkrankt sind und sich in einer hochpalliativen Phase befinden, die Möglichkeit, ihr gedankliches VermĂ€chtnis zu formulieren. „Sich am Lebensende zurĂŒckbesinnen auf das, was einen im Leben ausgemacht hat, was gelungen ist, was nicht vergessen werden sollte, ist fĂŒr Betroffene strukturierend und heilsam zugleich“, sagt Simone Kotterik, Leitende Psychologin im Robert Bosch Krankenhaus. „Menschen, die an der WĂŒrdezentrierten Therapie teilgenommen haben, Ă€ußern tiefe Dankbarkeit fĂŒr das GesprĂ€ch und das Dokument, welches sie fĂŒr ihre Angehörigen und sich selbst als großes Geschenk erleben.“

Das Robert Bosch Krankenhaus (RBK) wurde nun von der Initiative Patientendialog mit seiner WĂŒrdezentrierten Therapie auf den Palliativstationen mit dem „Award Patientendialog 2024“ ausgezeichnet.

Fragenkatalog zur WĂŒrdezentrierten Therapie

  • ErzĂ€hlen Sie mir ein wenig aus Ihrer Lebensgeschichte; insbesondere ĂŒber die Zeiten, die Sie am besten in Erinnerung haben oder die fĂŒr Sie am wichtigsten sind.
  • Wann haben Sie sich besonders lebendig gefĂŒhlt?
  • Was sind die wichtigsten Aufgabenbereiche, die Sie in Ihrem Leben eingenommen haben (Rollen in der Familie, im Beruf, im Sozialleben etc.)?
  • Warum waren Ihnen diese Aufgaben wichtig und was haben Sie Ihrer Meinung nach darin erreicht?
  • Was sind Ihre wichtigsten Leistungen, worauf sind Sie besonders stolz?
  • Gibt es etwas, von dem Sie merken, dass es gegenĂŒber Ihren Lieben noch ausgesprochen werden will?
  • Oder etwas, das Sie gern noch einmal sagen möchten?
  • Was sind Ihre Hoffnungen und WĂŒnsche fĂŒr die Menschen, die Ihnen am Herzen liegen?
  • Was haben Sie ĂŒber das Leben gelernt, das Sie gern an andere weitergeben möchten?
  • Welchen Rat oder welche Worte, die Ihre/n 
 (Tochter, Sohn, Ehemann, Ehefrau, Eltern, anderen Menschen) leiten können, wĂŒrden Sie gerne weitergeben?
  • Gibt es konkrete Empfehlungen, die Sie Ihrer Familie mitgeben möchten, um sie fĂŒr die Zukunft vorzubereiten?
  • Gibt es speziell fĂŒr dieses Dokument noch etwas, das Sie hier mit aufnehmen wollen?

    Quelle: patientenwuerde.de

Deutsche Gesellschaft fĂŒr PatientenwĂŒrde e. V.

Zur Pressemeldung des RBK

4 📌  Pflanzendrinks oder Kuhmilch? Aktuelle Empfehlungen der DGE

Immer mehr Menschen greifen zu pflanzlichen Milchalternativen. Und die Auswahl an Pflanzendrinks aus Soja, Hafer, Mandeln, Reis und Co. ist in den vergangenen Jahren immer mehr gewachsen. Doch wie gut sind diese Produkte hinsichtlich Gesundheit und Nachhaltigkeit? In einem neuen Positionspapier vergleicht die Deutsche Gesellschaft fĂŒr ErnĂ€hrung (DGE) nun Pflanzendrinks mit Kuhmilch und gibt konkrete Empfehlungen.

FĂŒr Menschen, die weniger oder keine Milchprodukte zu sich nehmen können oder wollen, können pflanzliche Alternativen sinnvoll sein. Neben Tierwohlaspekten spricht die geringere Umweltbelastung fĂŒr den Verzehr. Im Vergleich zu Kuhmilch sind die durchschnittlichen Werte fĂŒr Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und Landnutzung niedriger. Ein weiterer positiver Aspekt: Milchalternativen helfen auch dabei, eine pflanzenbetonte ErnĂ€hrung im Alltag umzusetzen.

Die NĂ€hrstoffzusammensetzungen von pflanzlichen Milchalternativen sind allerdings je nach Produkt unterschiedlich. Ohne NĂ€hrstoffanreicherung sind sie nicht ohne weiteres mit Kuhmilch vergleichbar:

Unterschiede Planzendrinks vs. Kuhmilch

  • Pflanzendrinks liefern in der Regel weniger gesĂ€ttigte FettsĂ€uren und kein Cholesterol.
  • Milchalternativen aus Samen und NĂŒssen enthalten mehr ungesĂ€ttigte FettsĂ€uren.
  • Der Proteingehalt ist mit Ausnahme von Sojaerzeugnissen geringer.
  • In Pflanzendrinks aus Getreide wie Hafer oder Reis sind mehr Kohlenhydrate enthalten.
  • Je nach Rohstoff kommen gesundheitsfördernde Ballaststoffe und sekundĂ€re Pflanzenstoffe wie Phenole hinzu, die in Milch nicht enthalten sind.
  • Manche Inhaltsstoffe wie Phytate können allerdings die BioverfĂŒgbarkeit von NĂ€hrstoffen einschrĂ€nken, also die, die der Körper tatsĂ€chlich verwerten kann.

Da Kuhmilch und Milchprodukte wie Joghurt und KĂ€se wichtige NĂ€hrstoffe wie Kalzium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12 liefern, empfiehlt die DGE, tĂ€glich zwei Portionen Milchprodukte zu verzehren, was zum Beispiel einem Glas Milch und einer Scheibe KĂ€se entspricht. Wer wenig oder keine Kuhmilch verzehrt, sollte ĂŒber andere Lebensmittel oder eine NahrungsergĂ€nzung eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Jod sowie bei einer veganen oder vegetarischen ErnĂ€hrungsweise mit Vitamin B2 und Vitamin B12 sichern. Ansonsten können NĂ€hrstoffdefizite die Folge sein, warnt die DGE.

Milch und Milchprodukte haben großen Anteil an der tĂ€glichen ErnĂ€hrung. Quelle: DGE ErnĂ€hrungsreport 2022

ErnÀhrungsreport 2024

DGE-Positionspapier

5📌  PrĂ€ventionsinstitut soll Lebenserwartung in Deutschland verlĂ€ngern

Mit dem geplanten neuen “Bundesinstitut fĂŒr PrĂ€vention und AufklĂ€rung in der Medizin”, kurz: BIPAM, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Großes vor. Auf die selbst gestellte Frage: “Welches Problem soll gelöst werden durch eine neue Bundesbehörde?” gibt der Minister bei der Vorstellung des Gesetzentwurfes am 25. September im Bundestag die Antwort:

“Nun, um es kurz zu machen: Der Grund ist, dass die Lebenserwartung bei uns niedriger ist als in fast allen anderen LĂ€ndern in Westeuropa. Wir haben die zweitniedrigste Lebenserwartung in Westeuropa bei Frauen und die niedrigste bei MĂ€nnern, und der Unterschied zu den LĂ€ndern an der Spitze wird grĂ¶ĂŸer. Wir haben darĂŒber hinaus auch das Problem, dass die Lebenserwartungsunterschiede zwischen Arm und Reich bei uns besonders ausgeprĂ€gt sind.” Karl Lauterbach 25.09.2024

Mit der neuen Bundesbehörde soll deshalb nach den Vorstellungen des Ministers die Lebenserwartung in Deutschland durch bessere Vorbeugemedizin verbessern werden.

“Wir verlieren bei der Lebenserwartung im Wesentlichen durch drei Krankheitsgruppen. Wir könnten unter optimalen Bedingungen 40 Prozent der Krebserkrankungen durch Vorbeugung verhindern, wir könnten idealerweise ĂŒber 80 Prozent der schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Todesfolge verhindern, und wir könnten 20 Prozent, vielleicht sogar 30 Prozent der Demenzerkrankungen verhindern. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz sind die drei apokalyptischen Reiter der Gesundheit in unserer Bevölkerung. Wir mĂŒssen diesen apokalyptischen Reitern der Gesundheit in Deutschland endlich etwas entgegenstellen. Das neue BIPAM wird die Einrichtung sein, die es uns ermöglichen wird, den wichtigsten vorzeitigen Todesursachen in Deutschland wirkungsvoll entgegenzutreten.” Karl Lauterbach 25.09.2024

Zum Gesetzentwurf "Entwurf eines Gesetzes zur StĂ€rkung der Öffentlichen Gesundheit"

💬 Über den Tellerrand

1ïžâƒŁ AbhĂ€ngig vom Ausland: Schweiz schafft den Numerus clausus ab

Die Schweiz ist bei der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses sehr vom Ausland abhĂ€ngig. Aber kann die Abschaffung des NCs dies Ă€ndern? Der StĂ€nderat, die Vertretung der Kantone in der Schweiz, stimmte mit 32 zu 9 Stimmen einem entsprechenden Antrag zu. Das Parlament, der Nationalrat, hatte bereits im MĂ€rz den Vorschlag angenommen. Dagegen hatte die Regierung, der Schweizer Bundesrat, sich ablehnend gezeigt. Der fĂŒr Bildung und Forschung zustĂ€ndige Bundesrat Guy Parmelin gab zu bedenken, dass allein die Abschaffung des NC das Problem nicht lösen werde.

Auch die Auswirkungen dieser Entscheidung sind unklar. Denn der Bund verfĂŒgt weder in der Ausbildung noch in der Weiterbildung ĂŒber Kompetenzen, um UniversitĂ€ten oder Kliniken zu verpflichten, eine bestimmte Zahl an StudienplĂ€tzen festzulegen oder klinische Praktika anzubieten. Seit 2016 versucht die Schweiz durch ein umfassendes Förderprogramm die StudienkapazitĂ€ten in der Humanmedizin zu erhöhen. Seit 2016 ist die Zahl der Master-Diplome landesweit von knapp 900 auf aktuell rund 1.200 gestiegen. Zielperspektive fĂŒr das kommende Jahr sind 1.300 StudienplĂ€tze.

Doch selbst das wĂŒrde nicht reichen, um die AuslandsabhĂ€ngigkeit der Schweiz bei der Medizinerausbildung deutlich zu verringern. Rund die HĂ€lfte der in der Schweiz tĂ€tigen Ärzt:innen mit abgeschlossener Weiterbildung haben ihr Medizinstudium im Ausland absolviert.

Mehr hierzu

2ïžâƒŁ Forscher entlarvt die MĂ€r der HundertjĂ€hrigen

Als der australische Forscher Saul Newman von der Oxford UniversitĂ€t vor fĂŒnf Jahren seine Forschung ĂŒber „blaue Zonen“ veröffentlichte und diese als Mythos entlarvte, hörte kaum jemand hin. „Blaue Zonen“ sind Orte wie Okinawa in Japan, Sardinien in Italien oder Ikaria in Griechenland, wo viele Menschen angeblich ein erstaunlich langes und gesundes Leben fĂŒhren. Möglicherweise wurde seine Forschung ignoriert, weil diese Ansammlung von angeblich HundertjĂ€hrigen spannenden Stoff fĂŒr die Medien liefert, sogar bis hin zu einer eigenen Netflix-Dokumentation.
Aber: Leben die Menschen in diesen blauen Zonen gesĂŒnder? Sind sie weniger gestresst? Was ist ihr Geheimnis? Olivenöl, ein Glas Wein, eine vegane ErnĂ€hrung? Newman konnte bei seinen Untersuchungen keine Geheimtipps fĂŒr die Langlebigkeit der dortigen Menschen finden. Vielmehr kam er zu dem Schluss, dass es eigentlich gar keine blauen Zonen gibt. Stattdessen fand er an vielen dieser Orte schlampig gefĂŒhrte Geburten- und Sterberegister vor.

Dass seine Arbeiten nun plötzlich Gehör finden, liegt daran, dass Newman Mitte September einer von zehn Gewinnern war, die am renommierten US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology den sogenannten Ig-Nobelpreis (siehe auch weekly 39/2024) verliehen bekamen. Dieser “Anti-Nobelpreis” ist eine satirische Auszeichnung, um wissenschaftliche Leistungen zu ehren, die „Menschen zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen“. Die wissenschaftliche Leistung des australischen Forschers ist dabei eine Analyse dokumentierter 110-JĂ€hriger. Diese ergab, dass bei 80 Prozent der untersuchten Menschen keine ordentlichen Daten vorliegen hatten und die verbleibenden 20 Prozent aus LĂ€ndern stammten, die sich nicht sinnvoll analysieren ließen. Damit kam der Forscher zu dem Schluss: „Blaue Zonen gibt es nicht.“ Vielmehr seien die Daten hinter dem Konzept „unglaublich fehlerhaft“.

Weiterlesen auf den Seiten des Redaktionsnetzwerks Deutschland

📣 AnkĂŒndigungen

1ïžâƒŁ Interaktive Reise in die Zukunft der Medizin

Forschung und Wissenschaft sind mehr denn je aufeinander angewiesen: Wissenschaft hilft, die Welt faktenbasiert und ohne Vorurteile zu verstehen. Sie beantwortet Fragen und bringt Erkenntnisse, die zu gesellschaftlichem Fortschritt, Innovationen und besseren Lebensbedingungen fĂŒr alle beitragen können. Doch was ist die Wissenschaft ohne Menschen, die sie verstehen und auf sie vertrauen? Wie kann die Forschung der Gesellschaft Antworten geben, wenn sie deren Fragen nicht kennt?

Das COSMO Wissenschaftsforum im Kulturpalast Dresden zeigt ab dem 1. Oktober 2024 die neue Ausstellung â€žDr. Zukunft – Medizintechnik aus der Dresdner Wissenschaft“. Dort prĂ€sentieren Wissenschaftler:innen aus Dresdner Forschungseinrichtungen ihre aktuellen Projekte und bieten eine interaktive Reise in die Zukunft der Medizin. Die Besucher:innen können beispielsweise erfahren, wie KĂŒnstliche Intelligenz zukĂŒnftig bei der medizinischen Diagnose unterstĂŒtzen wird, welche neuartigen Implantate aus Textilien bestehen und wie neue medizinische Tests entstehen. Ein echtes UltraschallgerĂ€t, eine digitale Nase sowie OperationsgerĂ€te zum selbst Ausprobieren warten auf das Publikum. Die Forschenden prĂ€sentieren ihre Projekte auf unterhaltsame Art: mit interaktiven Exponaten, Wissenschaftscomics, Videos und Spielen.

Weitere Informationen hier entlang

📍Wo: Dresdner Kulturpalast

📅 Wann: ab 25.09.2024, Dienstag bis Donnerstag. 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr

2ïžâƒŁ Mit Krebs trotzdem gut durchs Leben

Im Wissen, dass jeder Tag im Alltag wertvoll ist, gestaltet ein engagiertes Expertenteam des CCCA (Comprehensive Cancer Center Augsburg) am UniversitĂ€tsklinikum Augsburg eine Informationsveranstaltung fĂŒr Erkrankte, Angehörige, Freunde und Interessierte mit Wissenswertem rund um langwierige Behandlungsphasen, damit auch Freude, GlĂŒck, vielleicht sogar Spuren von Gelassenheit einen Platz in einer schweren Zeit finden können.

Das Zusammenspiel von VortrĂ€gen und praktischen Anleitungen bietet auch Raum fĂŒr Fragen und ermöglicht ein verbessertes praktisches VerstĂ€ndnis. Das CCCA und das Nationale Zentrum fĂŒr Tumorerkrankungen (NCT) im WERA-Verbund mit den Standorten WĂŒrzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg gestalten den Patiententag.Ausgewiesene Experten beantworten Fragen oder geben Einblicke durch Interaktive Workshops. Darunter sind auch viele MINQ-Spezialisten, wie beispielsweise Prof. Dr. Matthias Beckmann, Direktor des CCC ER-EMN2, UniversitĂ€tsklinikum Erlangen, Prof. Dr. Christian Dannecker, Direktor der Klinik fĂŒr Frauenheilkunde und Geburtshilfe, CCCA1, UniversitĂ€tsklinikum Augsburg oder Prof. Dr. Achim Wöckel, Klinikdirektor der Frauenklinik, CCC MF4, UniversitĂ€tsklinikum WĂŒrzburg.

Das Programm kann hier als pdf geladen werden

Zur Anmeldung

📍Wo? UniversitĂ€tsmedizin Göttingen

📅 Wann? Freitag, 11.10.2024, 8:30 bis 17


Newsletter

Kommentare