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🗞 44/2025

Haut an Haut: Neugeborene starten besser direkt auf Mamas Brust liegen · Schlechter Schlaf, älteres Gehirn · Kreuzbandrisse im Frauenfußball · Neurologische Erkrankungen können vermieden werden · Unser Körper kann Schmerz ausschalten

Mirjam Bauer Karl-Richard Eberle

📌 5 weekly picks

1 📌 Haut an Haut: Warum Neugeborene besser starten, wenn sie direkt auf Mamas Brust liegen 👶🤱💞

Wird ein gesundes Baby direkt nach der Geburt nackt auf die unbedeckte Brust der Mutter gelegt, kann das weitreichende positive Effekte haben. Der nun aktualisierte Cochrane Review bringt frische Evidenz zu einer simplen, aber wirkungsvollen Praxis: Haut-zu-Haut-Kontakt unmittelbar nach der Geburt verbessert wahrscheinlich das Stillverhalten und die Vitalwerte von Neugeborenen.

Laut Review wurden 82 Prozent der Babys, die direkten Hautkontakt hatten, mindestens sechs Wochen lang voll gestillt – in einzelnen Studien sogar bis zu sechs Monate. Ohne Hautkontakt waren es nur 59 Prozent. Das frühe Bonding wirkt sich zudem positiv auf Körpertemperatur, Blutzucker, Atmung und Herzfrequenz der Neugeborenen aus.

Dabei wurde die Methode lange Zeit durch medizinische Routinen wie Wiegen oder erste Untersuchungen verzögert. Selbst in hochentwickelten Gesundheitssystemen sei der direkte Hautkontakt nach der Geburt noch nicht Standard, kritisiert die Studienleiterin Elizabeth Moore von der Vanderbilt University in Nashville. Dabei sei der Nutzen klar – auch wenn methodische Schwächen in den Studien eine Einstufung als "wahrscheinlich wirksam" statt "gesichert wirksam" zur Folge haben. So ist beispielsweise keine Verblindung der Mütter möglich, was das Studienergebnis potenziell beeinflussen kann.

🔗 Quelle: Cochrane Review

2 📌 Schlechter Schlaf, älteres Gehirn – die Rolle von Entzündungen 😴🧠🔥

Eine aktuelle Studie mit über 27.000 Teilnehmenden aus der UK Biobank zeigt: Wer schlecht schläft, dessen Gehirn altert schneller – und Entzündungen könnten dabei eine Schlüsselrolle spielen.

Die Forscher:innen um Yuyang Miao und Jiao Wang vom Karolinska Institutet berechneten den sogenannten Brain Age Gap (BAG), also die Differenz zwischen biologischem und chronologischem Alter des Gehirns. Personen mit intermediärem oder schlechtem Schlafverhalten (z. B. wenig Schlaf, häufige Schlafstörungen, Schnarchen oder Tagesmüdigkeit) hatten einen deutlich höheren Brain Age Gap als jene mit gesundem Schlaf. Pro Punkt weniger im Schlafscore entsprach etwa einem halben Jahr zusätzlichem Gehirnalter. Besonders zeigte sich dies bei Männern und bei unter 60-Jährigen; chronische, niedriggradige Entzündungen verursachten einen Teil dieses Effekts (6–10 %).

Gute Schlafhygiene könnte also helfen, die Gehirnalterung zu verlangsamen – möglicherweise, indem sie Entzündungsprozesse reduziert. Weitere Studien sollen klären, ob Schlafverbesserungen tatsächlich das Demenzrisiko senken können.

📝
Zur Originalstudie:
Poor sleep health is associated with older brain age: the role of systemic inflammation
Yuyang Miao∙ Jiao Wang ∙ Xuerui Li ∙ Jie Guo ∙ Maria M. Ekblom ∙ Shireen Sindi et al.
The Lancet

3 📌 Kreuzbandrisse im Frauenfußball: Warum Spielerinnen häufiger betroffen sind – Ursachen und Prävention ⚽️🏃‍♀️

Aktuell müssen 16 Fußball-Bundesligaspielerinnen wegen Kreuzbandrissen pauisieren. Medizinische Erklärungen deuten darauf hin, dass Fußballerinnen offenbar häufiger als ihre männlichen Kollegen von dieser schweren Knieverletzung betroffen sind, wie Prof. Dr. Daniel Günther, Oberarzt für Knie- und Sporttraumatologie im Krankenhaus Köln-Merheim, im Gespräch mit der Sportnachrichtenagentur SID erläutert, das sport1.de publizierte.

Die Ursachen für die höhere Verletzungsanfälligkeit bei Frauen liegen laut Günther unter anderem im weiblichen Zyklus und in der Landephase während des Spiels.

  1. Frauen in der Ovulationsphase neigen möglicherweise dazu, ein „etwas weicheres Bindegewebe zu haben“. Eigene Forschung habe gezeigt, dass während dieser Phase eine „höhere Instabilität herrscht als in anderen Zyklusphasen“.
  2. Landephase und Körperhaltung: Auch bei Landephasen besteht für Frauen ein erhöhtes Risiko. Hierbei ist die Biomechanik entscheidend, da Frauen bei der Landung leicht in eine X-Bein-Stellung (Valgusstellung) gehen können.

Trotz der komplexen Ursachenlage sieht Günther positive Entwicklungen im Bereich der Vorbeugung: Er betont, dass „gerade in den letzten zehn Jahren schon sehr, sehr viel gemacht worden ist“. Es existieren bereits Programme und Applikationen, die die Prävention gezielt angehen, darunter bestimmte Programme der FIFA und der Deutschen Kniegesellschaft. Obwohl Günther Verbesserungspotenzial sieht, sind diese bestehenden Initiativen wichtig für die gezielte Reduzierung des Verletzungsrisikos bei Fußballerinnen.

🔗 Zur Meldung bei sport1.de

4 📌 Viele neurologische Erkrankungen könnten vermieden werden 🧠🚫💡

Obwohl ein Großteil neurologischer Krankheiten auf beeinflussbare Risikofaktoren zurückgeführt werden können und Präventionsmaßnahmen die steigenden Erkrankungsraten nachhaltig senken könnten, hat Deutschland nach Ansicht der DGN-Präsidentin Prof. Dr. Daniela Berg, Direktorin der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, bei Aufklärung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen noch Nachholbedarf: „Fast die Hälfte aller Demenzen und zwei Drittel aller Schlaganfälle wären vermeidbar - doch darüber wird in Deutschland kaum aufgeklärt, noch wird eine gesundheitsbewusste und damit präventive Lebensweise incentiviert", sagt Berg. Zu den neurologischen Erkrankungen, die lt. WHO mit der höchsten Krankheitslast durch Behinderung oder vorzeitigen Tod verbunden sind und in Deutschland eine hohe Relevanz haben, zählen u. a. Schlaganfall, Migräne, Alzheimer-Krankheit und andere Demenzerkrankungen, diabetische Neuropathie und idiopathische Epilepsie.

„Es ist ein wichtiger Schritt, dass die WHO die Prävention neurologischer Erkrankungen zu einem politischen Handlungsfeld erklärt hat, und wir hoffen, dass auch die deutsche Gesundheitspolitik dieses Thema priorisieren und gemeinsam mit uns Strategien für Deutschland erarbeiten wird, um die neurologische Krankheitslast zu senken", erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Denn neurologische Erkrankungen sind nicht nur häufig, sie nehmen auch kontinuierlich zu, und zwar in einem höheren Ausmaß als es allein der demographische Wandel erklären kann." Jedes Jahr erleiden 270.000 Menschen laut Prof. Berg einen Schlaganfall und 360.000 erkranken neu an einer Demenz. Hinzu kommt die zunehmende Zahl von Parkinson-, MS- und ALS-Betroffenen sowie die vielen Menschen, die mit einer Epilepsie, neuropathischen Schmerzen und anderen neurologischen Erkrankungen leben. "Neurologische Krankheiten sind also allgegenwärtig und das macht deutlich, wie dringend wir strukturierte Präventionsprogramme benötigen. Wir suchen nun intensiv das Gespräch mit der Politik, um auch in Deutschland die von der WHO gesteckten und in vielen anderen Ländern schon angegangenen und z. T. realisierten Ziele zeitnah umsetzen zu können", erklärt Berg.

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Der aktuelle „Global Status Report on Neurology" der WHO dokumentiert den Status quo der Umsetzung der 2022 formulierten Ziele zur Stärkung der Hirngesundheit und Prävention neurologischer Krankheiten.

Abrufbar unter: https://www.who.int/publications/i/item/9789240116139

5 📌 Wie unser Körper Schmerz ausschalten kann 🧬🔥

In Deutschland leiden rund 23 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen, was etwa 28 Prozent der Bevölkerung entspricht. Davon sind 6 Millionen Menschen im Alltag stark eingeschränkt und 3,4 Millionen gelten als schwer schmerzkrank.

Warum aber heilen Schmerzen bei manchen Menschen ab, während sie bei anderen chronisch werden? Diese Frage steht im Zentrum der Klinischen Forschungsgruppe KFO 5001 „ResolvePAIN“ am Universitätsklinikum Würzburg. Das Team um Prof. Dr. Heike Rittner und Prof. Dr. Claudia Sommer untersucht, welche biologischen Mechanismen zur Auflösung von Schmerz beitragen – ein wichtiger Schritt hin zu einer gezielteren Schmerztherapie für die rund 23 Millionen chronisch Schmerzkranken in Deutschland.

In der ersten Phase identifizierten die Forschenden zentrale Prozesse der Schmerzlinderung: bestimmte Ionenkanäle, geschlechtsspezifische Immunreaktionen und Mechanismen zur Reparatur von Nervenbarrieren. Chronischer Schmerz entsteht demnach, wenn diese natürlichen Heilungsmechanismen gestört sind. Ziel ist es, diese körpereigenen Strategien therapeutisch zu aktivieren, um Schmerzen langfristig zu beenden.

💡
In der neuen Förderperiode konzentriert sich ResolvePAIN auf fünf Krankheitsbilder, bei denen Schmerz häufig chronisch wird, aber auch spontan verschwinden kann:
- Chemotherapie-bedingte Polyneuropathie
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS)
- Autoimmunneuropathien
- Fibromyalgiesyndrom
- Chronische postoperative Schmerzen

Mit Hightech-Methoden wie hochauflösender MRT, Mikroneurographie und KI-gestützter Bildanalyse verfolgt das Team den Weg des Schmerzes vom peripheren Nerv bis ins Gehirn. So sollen Biomarker gefunden werden, die anzeigen, ob ein Schmerz abklingt oder chronisch wird.

Das internationale Konsortium aus 21 Forschenden in Würzburg, Leipzig, Berlin und New York wird vom US-Schmerzexperten Prof. Paul Geha unterstützt.

👉 Weiterlesen auf den Seiten von ResolvePAIN

PLUS …

💬 Über unseren Tellerrand

1️⃣ Wenn Menschen KI-Entscheidungen verschlimmbessern 🤖

Eine Studie der Technischen Universität Berlin zeigt auf, warum Mensch und Maschine noch kein gutes Team sind. Demnach treffen Mensch-KI-Teams oft schlechtere Entscheidungen als die KI allein. Was paradox klingt, zeigt sich in vielen Feldern wie Radiologie, Sicherheitstechnik oder Prozessüberwachung. Je zuverlässiger die Systeme, desto größer die Gefahr, dass Menschen die korrekten Empfehlungen der KI überstimmen oder ignorieren. Zwei Gründe dafür stechen lau TU heraus: Erstens: Menschen wollen ihrer Rolle als Entscheiderinnen gerecht werden. Wer nur abnickt, fühlt sich überflüssig und greift ein, auch wenn das System recht hat. Zweitens: Die Zuverlässigkeit moderner KI wird unterschätzt. Seltene Fehler erscheinen überbewertet, während die hohe Gesamtleistung kaum wahrgenommen wird. So entsteht ein Muster, das die Autorinnen der TU Berlin in zahlreichen Studien beobachten: „Menschen greifen unnötig ein und verschlimmbessern so die Gesamtleistung“, sagt Dr. Tobias Rieger, Psychologe am Fachgebiet Handlungs- und Automationspsychologie der TU Berlin und Erstautor des Positionspapiers. So überschreiben Radiolog:innen etwa korrekte Befunde, weil sie ihrer Rolle als finale Entscheiderinnen gerecht werden wollen.

👉 Zur vollständigen Pressemitteilung der TU Berlin

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1️⃣ Aufruf zur Online-Umfrage: „BACKCamPAIN“

Das Forschungsprojekt BACKCamPAIN der Hochschule Bochum untersucht Einstellungen, Erfahrungen und Mythen rund um Rückenschmerzen. Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden in Deutschland. Doch wie Menschen über Rückenschmerzen denken und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben, kann entscheidend beeinflussen, wie Schmerzen verlaufen und welche Therapien wirken. Ziel der Umfrage ist es, herauszufinden, welche Ansichten, Überzeugungen und Erfahrungen Menschen in Deutschland rund um das Thema Rückenschmerzen haben – und woher sie ihre Informationen beziehen.

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Die Teilnahme an der Umfrage ist einmalig, anonym, freiwillig und dauert etwa 30 Minuten. Mitmachen kann jede Person ab 18 Jahren, unabhängig davon, ob bereits eigene Erfahrungen mit Rückenschmerzen bestehen oder nicht.
Die Online-Umfrage ist ab sofort geöffnet. Weitere Informationen und der Link zur Umfrage finden sich unter: https://www.hochschule-bochum.de/forschung/backcampain-rekrutierungsseite-zu-der...

2️⃣ Einladung zum Online-Fachforum: Kann psychologische Forschung dazu beitragen, nachhaltiges Verhalten zu fördern 🌿 🌍

Kann psychologische Forschung dazu beitragen, nachhaltiges Verhalten zu fördern und sowohl Menschen als auch den Planeten zu schützen? Anlässlich der Verleihung des Deutschen Psychologie Preises an Prof. Dr. Gerhard Reese laden die Trägerorganisationen – in diesem Jahr ausgerichtet von der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) – gemeinsam mit der DGPs-Fachgruppe Umweltpsychologie und der DGPs-Interessengruppe Mensch, Klima, Nachhaltigkeit zu einem Online-Fachforum ein. Das Online-Fachforum findet am Montag, dem 3. November 2025 von 10 bis 12 Uhr online per ZOOM statt.

🔗 Über diesen Link können Sie sich hinzuschalten

📣 Ankündigungen

1️⃣ AKF-Fachtagung: Alles Menopause oder WAS?!

Welche Bedeutung hat die Menopause für Frauen? Wie werden Frauen in der Lebensmitte wahrgenommen? Und wie kann eine gute und evidenzbasierte Versorgung in dieser Zeit aussehen? “Der AKF will auf der Fachtagung zu einer breiten und multiprofessionellen Debatte zum Thema einladen. Dabei wird es um kulturhistorische und interkulturelle Perspektiven sowie psychosomatische Aspekte der Wechseljahre gehen, aber auch um Strategien der Pharmaindustrie und anderer kommerziell Interessierter.”

📅 Wann: 1. und 2. November 2025

📍 Wo: Penta Hotel, Großer Brockhaus 3, 04103 Leipzig

Zum Programm

2️⃣ Symposium „Zeitumstellung – Sommerzeit aus chronobiologischer und epidemiologischer Sicht“

Experten diskutieren darüber auf der 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)

📅 Wann: 27. bis 29. November 2025

📍 Wo: Hannover Congress Centrum, Theodor-Heuss-Platz 1-3, 30175 Hannover

🔗 Weitere Informationen: https://dgsm-kongress.de/

🤕 IchalsPatient:in

1️⃣ Veranstaltungshinweis: Nicht jedes Herz schlägt gleich – erfahren Sie mehr zur geschlechtsspezifischen Herzgesundheit! 👩👨⚖️🫀

Am Donnerstag, 6. November, lädt die Universitätsmedizin Greifswald zu einer Info-Veranstaltung ein, die genau hinschaut: Wie unterscheiden sich Herz-Risiken bei Frauen und Männern? Von 16 bis 18 Uhr im Hörsaal-Süd erfahren Sie, warum Frauen vor der Menopause von schützenden Hormonen profitieren, Männer anders Symptome zeigen und warum chronischer Stress gerade für Frauen ein unterschätzter Risikofaktor ist. Passend zu den deutschlandweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung steht das Motto „Gesunde Gefäße – gesundes Herz“ im Fokus. Nutzen Sie die Chance, mit Herzexperten ins Gespräch zu kommen – individuelle Fragen beantworten Prof. Christian Templin und sein Team persönlich. Der Eintritt ist kostenlos – sichern Sie sich Ihren Platz und stärken Sie Ihre Herzgesundheit!

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