Foto der Woche Denny Luan

🗞 30/2025

One Health als lebensrettende Strategie · SchlĂŒsselrolle der Leber · Stress macht solidarisch – und aggressiv? · Wie KI das Arztbild trĂŒben kann · Wie kognitive Strategien mentale StĂ€rke fördern · Miso gegen die Melancholie? · "Fettfabriken" der Neandertaler · MangelernĂ€hrung - Gefahr im Alter

Karl-Richard Eberle Mirjam Bauer

📌 5 weekly picks

1 📌 One Health als lebensrettende Strategie

Zoonosen, antimikrobielle Resistenzen, Umweltzerstörung und Klimawandel bedrohen weltweit Millionen von Leben. Die internationale Lancet One Health Commission warnt in ihrem ersten Bericht eindringlich: Ohne ein sofortiges Umsteuern von Regierungen, Wirtschaft und internationalen Organisationen drohen katastrophale Folgen. Das Bernhard Nocht Institut fĂŒr Tropenmedizin (BNITM) war an der Erstellung des Reports als fĂŒhrender Partner beteiligt und unterstreicht: Nur ein konsequenter One Health‑Ansatz, der menschliche, tierische und Umweltgesundheit gemeinsam betrachtet, kann die eskalierende Kette von Gesundheitskrisen durchbrechen.

Unter One-Health versteht sich ein integrierter Ansatz, der Forschung, Politik und Praxis zu menschlicher, tierischer und ökologischer Gesundheit systematisch vernetzt. Die Kommission fordert, One Health in allen relevanten Politikbereichen – von Landwirtschaft ĂŒber Umwelt bis Klima und Wirtschaft – zu verankern. Dabei betont sie Gerechtigkeit: LĂ€nder mit geringeren Ressourcen dĂŒrfen im globalen Wettlauf um Impfstoffe, Schutzmasken und Diagnostika nicht abgehĂ€ngt werden. Nur bei fairer Verteilung und StĂ€rkung lokaler KapazitĂ€ten kann globale Gesundheitssicherheit gelingen.

Die Lancet One Health Commission wurde 2019 gegrĂŒndet und vereint 40 internationale Expert:innen aus Medizin, VeterinĂ€rmedizin, Umweltforschung, Sozialwissenschaften und Ökonomie. Der Bericht basiert auf umfassender Datenauswertung, Fallstudien und Szenarioanalysen – mit dem Ziel, wissenschaftliche Evidenz zu bĂŒndeln, Risiken zu quantifizieren und konkrete Handlungsempfehlungen zu geben.

📝
Zur Originalstudie:
The Lancet One Health Commission: Harnessing our interconnectedness for equitable, sustainable, and healthy socioecological systems (DOI: 10.1016/S0140‑6736(25)00627‑0)

2 📌  SchlĂŒsselrolle der Leber entdeckt bei Auszehrung des Körpers

Bis zu 50 % der Krebspatient:innen sind betroffen: dramatischer Verlust von Muskel- und Fettmasse, teils sogar Herzmuskelatrophie. Kachexie, das sogenannte Auszehrungssyndrom, erhöht nicht nur das Sterberisiko, sondern mindert auch den Therapieerfolg. Ein Forschungsteam von Helmholtz Munich, dem Uniklinikum Heidelberg, der TU MĂŒnchen und dem Deutschen Zentrum fĂŒr Diabetesforschung (DZD) hat nun eine neue SchlĂŒsselrolle der Leber entdeckt. Diese beeinflusst ĂŒber bestimmte Botenstoffe systemisch den Abbau von Gewebe – ein bislang ĂŒbersehener, aber entscheidender Mechanismus. Die zentrale Erkenntnis der Studie: Die Leber agiert nicht passiv, sondern ist aktiver Motor der Kachexie. Im Mausmodell fanden die Forschenden heraus, dass bei Krebserkrankungen – etwa im Darm oder der BauchspeicheldrĂŒse – ein wichtiges Leber-Gen namens REV-ERBα nahezu vollstĂ€ndig abgeschaltet wird. Dieses Gen steuert normalerweise den Tagesrhythmus des Leberstoffwechsels. Wird es deaktiviert, produziert die Leber vermehrt krankheitsfördernde Signalproteine – sogenannte Hepatokine.

„Wir konnten erstmals zeigen, dass die Leber nicht nur reagiert, sondern Kachexie vorantreibt“, sagt Dr. Mauricio Berriel Diaz von Helmholtz Munich. Das Team lieferte zudem einen umfassenden Datensatz zur molekularen Rolle der Leber – bis hin zu zelltypspezifischen VerĂ€nderungen.

Langfristig könnten die entdeckten Hepatokine als Biomarker fĂŒr das Kachexie-Risiko dienen oder neue Angriffspunkte fĂŒr Therapien darstellen. Denn aktuell gibt es keine zugelassene medikamentöse Behandlung gegen das Syndrom. Prof. Stephan Herzig von Helmholtz Munich betont: „Unsere Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie wichtig die systemischen Wechselwirkungen zwischen Organen fĂŒr den Verlauf von Krebserkrankungen sind.“

Quelle: 🔗 Cell: Functional liver genomics identifies hepatokines promoting wasting in cancer cachexia (DOI: 10.1016/j.cell.2025.06.039)

3 📌 Stress macht solidarisch – und aggressiv?

Was passiert, wenn Stress das Verhalten steuert? Forschende der Heinrich-Heine-UniversitĂ€t DĂŒsseldorf (HHU) haben untersucht, wie Stressbotenstoffe unser soziales Verhalten beeinflussen – und kommen zu ĂŒberraschenden Erkenntnissen: WĂ€hrend Cortisol zu mehr Kooperationsbereitschaft innerhalb der eigenen Gruppe fĂŒhrt, verstĂ€rkt Noradrenalin feindseliges Verhalten gegenĂŒber Fremdgruppen.

Die Versuchspersonen erhielten in der psychopharmakologischen Studie entweder die Medikamente Hydrocortison (imitiert die AktivitĂ€t des Stresshormons Cortisol) oder Yohimbin (verstĂ€rkt den Erregungsbotenstoff Noradrenalin), beide gemeinsam oder aber ein Placebo. Sie wurden danach in Gruppen aufgeteilt und traten in ökonomischen Spielen gegen andere Gruppen an. Dabei ging es um reales Geld – die resultierenden Gewinne konnten die Versuchspersonen mit nach Hause nehmen. Laut Studie förderte Cortisol kooperatives Verhalten innerhalb der eigenen Gruppe. Noradrenalin hingegen verstĂ€rkte feindseliges Verhalten gegenĂŒber Fremdgruppen, selbst wenn es mit finanziellen Kosten fĂŒr die Versuchspersonen verbunden war.

Die Ergebnisse zeigen also ein komplexes Bild. Obwohl die beiden untersuchten Botenstoffe mit Stressprozessen assoziiert sind, reagieren die Versuchspersonen in der Versuchsumgebung sehr unterschiedlich, je nachdem, welche Stoffe ihnen verabreicht wurden. Dazu Studienleiter und Lehrstuhlinhaber der Vergleichenden Psychologie, Prof. Dr. Tobias Kalenscher: „Stress macht nicht pauschal aggressiv oder kooperativ. Je nach neurochemischem Pfad, der in der physiologischen Stressantwort ĂŒberwiegt, und je nachdem, mit wem man es zu tun hat – Freund oder Gegner – kann eines der beiden Verhaltensmuster dominieren.“

Die Erkenntnisse können, so die Autoren, dabei helfen zu verstehen, wie Stress eine MentalitĂ€t des „Wir-gegen-die-anderen“ verstĂ€rkt, die der zunehmenden Polarisierung in der Welt zu Grunde liegt.

🔗 Zur Pressemeldung der HHU

📝
Zur Originalpublikation:
Dashti D, LĂŒpken LM, Seidisarouei D, Forbes PAG, Schnitzler A, Kalenscher T. Dissociable Glucocorticoid and Noradrenergic Effects on Parochial Cooperation and Competition in Intergroup Conflict. 
https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2502257122

4 📌 Misstrauen durch Maschinen: Wie KI das Arztbild trĂŒben kann

KĂŒnstliche Intelligenz soll Ärzt:innen entlasten und Behandlungen verbessern. Doch die Technik hat ein Imageproblem – das sich auch auf die Mediziner selbst ĂŒbertrĂ€gt. Eine neue Studie der UniversitĂ€t WĂŒrzburg zeigt: Patient:innen empfinden Ärzt:innen, die KI einsetzen, als weniger kompetent, empathisch und vertrauenswĂŒrdig – selbst wenn die KI nur administrative Aufgaben ĂŒbernimmt.

Radiologie, Onkologie, hausĂ€rztliche Praxis – der Einsatz von KI in der Medizin ist lĂ€ngst RealitĂ€t. Doch mit dem technologischen Fortschritt wĂ€chst auch das Misstrauen: Mehr als 1.200 Testpersonen bewerteten in einem Experiment Ärzt:innen auf Werbeanzeigen. Wurde dort erwĂ€hnt, dass KI zum Einsatz kommt – ob fĂŒr Diagnostik, Therapie oder Verwaltung – fielen die Urteile durchweg schlechter aus. Verantwortlich fĂŒr die Studie sind Moritz Reis und Prof. Wilfried Kunde von der Uni WĂŒrzburg sowie Florian Reis von der CharitĂ© Berlin. Ihre Ergebnisse belegen: KI-Anwendung senkt die wahrgenommene Kompetenz und Empathie von Ärzt:innen, selbst wenn die Technologie nur im Hintergrund lĂ€uft. Die Folge: Weniger Bereitschaft, einen Termin zu buchen.

Was steckt hinter diesem Effekt? Die Forschenden vermuten, dass viele Patient:innen fĂŒrchten, Ärzt:innen könnten sich blind auf KI verlassen. Ein fatales MissverstĂ€ndnis, denn: „Gerade administrative KI-Tools könnten dafĂŒr sorgen, dass Ärzt:innen mehr Zeit fĂŒr persönliche Zuwendung haben“, betonen die Studienautoren.

Vertrauen ist ein zentraler Heilfaktor – das ist wissenschaftlich belegt. Deshalb raten die Forschenden: Wer als Arzt oder Ärztin KI einsetzt, sollte offen kommunizieren, warum – und dabei die Vorteile fĂŒr Patient:innen betonen. Nur so kann Digitalisierung zum Motor fĂŒr mehr Menschlichkeit in der Medizin werden.

Quelle: 🔗 JAMA Network Open: Public Perception of Physicians Who Use Artificial Intelligence

5 📌 Selbstregulation – Wie kognitive Strategien mentale StĂ€rke fördern können 🧠

Warum fĂ€llt es manchen Menschen schwer, Impulse zu kontrollieren oder Emotionen zu steuern – und wie hĂ€ngt das mit psychischen Problemen zusammen? „Wenn uns Selbstregulation nicht gelingt, ist das natĂŒrlich nicht gut fĂŒr unser Wohlbefinden“ – mit dieser klaren Aussage beschreibt der Psychologe Florian Schmiedek vom DIPF | Leibniz-Institut fĂŒr Bildungsforschung und Bildungsinformation die enge Verbindung zwischen der FĂ€higkeit zur Selbststeuerung und der psychischen Gesundheit. Im GesprĂ€ch mit dem Deutschen Schulportal der Robert Bosch Stiftung erklĂ€rt er, wie unsere kognitiven und emotionalen Selbstregulationsstrategien nicht nur das tĂ€gliche Miteinander, sondern auch das Risiko fĂŒr psychische Erkrankungen beeinflussen. Denn: Zahlreiche psychische Störungen zeigen typische Defizite in der Selbstregulation. Suchterkrankungen etwa gehen oft mit mangelnder Handlungskontrolle einher, bei Borderline-Störungen ist die Kontrolle ĂŒber Emotionen stark eingeschrĂ€nkt, und bei Depressionen „hĂ€ngen die Betroffenen in GedankengĂ€ngen fest, die ihnen nicht weiterhelfen.“ Selbstregulation zieht sich somit als roter Faden durch viele Störungsbilder.

Doch wo liegt die Ursache? Schmiedek verweist auf die sogenannte Dunedin-Studie aus Neuseeland, die ĂŒber Jahrzehnte rund tausend Teilnehmende begleitet hat. Sie zeigt deutliche ZusammenhĂ€nge zwischen Selbstregulationskompetenzen im Kindesalter und spĂ€teren psychischen Herausforderungen. Dennoch bleibt offen, ob diese Kompetenzen Ursache oder Symptom sind – oder ob genetische EinflĂŒsse beides prĂ€gen. „Es gibt Aspekte von Selbstregulation, die einen starken genetischen Ursprung haben“, erklĂ€rt Schmiedek. Dazu zĂ€hlen exekutive Funktionen wie ArbeitsgedĂ€chtnis und InhibitionsfĂ€higkeit. Hoffnung macht, dass Selbstregulation durch gezielte Bildung gestĂ€rkt werden kann. Besonders effektiv sind laut Schmiedek „wissensbasierte AnsĂ€tze, die Kenntnisse ĂŒber Symptome, Ursachen und Behandlung von psychischen Problemen vermitteln“ und alltagspraktische Strategien wie Reappraisal oder Wenn-dann-PlĂ€ne fördern. Ein Beispiel: Jedes Mal, wenn ich vor einem Aufzug stehe, suche ich die Treppe und nehme sie. Schmiedek betont: „Selbstregulation ist ein zentraler und gut verbesserbarer Mechanismus, um die psychische Gesundheit zu fördern.“

🔗 Zum gesamten Interview im Schulportal

PLUS 


💬 Über unseren Tellerrand

1ïžâƒŁ  Miso gegen die Melancholie? Japanische ErnĂ€hrung und mentale Gesundheit im Fokus đŸ„ą đŸČ 🐟 đŸ”

Kann Tofu die Seele stĂ€rken? Eine neue Studie des Japan Institute for Health Security weckt Hoffnung: Menschen mit einer traditionellen japanischen ErnĂ€hrungsweise zeigen seltener depressive Symptome. Untersucht wurden rund 12.500 BerufstĂ€tige aus der Kanto- und Tokai-Region – mit auffĂ€lligen Ergebnissen. Die Forschenden entwickelten einen „Japan-Food-Score“, basierend auf dem regelmĂ€ĂŸigen Konsum klassischer Zutaten wie weißem Reis, Miso, Fisch, Algen und grĂŒnem Tee. Wer sich streng „Washoku“-konform ernĂ€hrte, berichtete seltener von depressiver Verstimmung. In der Gruppe mit dem niedrigsten Score lag der Anteil bei 35,8 %, bei den höchsten Scores nur bei 25,3 %. Nach statistischer Korrektur bleibt ein Unterschied von rund 17 % bestehen. Als mögliche Schutzfaktoren gelten etwa Folat und Omega-3-FettsĂ€uren, die fĂŒr die Neurotransmitterbildung relevant sind. Gleichzeitig mahnt Studienleiterin Haruka Miyake zur Vorsicht: „Die Daten zeigen Korrelationen – aber keine KausalitĂ€t. FĂŒr belastbare Aussagen brauchen wir Langzeitstudien.“

Hinzu kommt: Die klassische japanische KĂŒche verliert an Boden. Fertiggerichte und Fast Food verdrĂ€ngen zunehmend das Washoku-Prinzip – besonders bei jungen und beruflich gestressten Menschen. Und wĂ€hrend Depression in Japan vielerorts noch ein Tabu ist, könnten Erkenntnisse wie diese dazu beitragen, seelische Gesundheit besser zu entstigmatisieren.

⛩
Washoku (撌食) ist die traditionelle japanische KĂŒche, die sich durch die Verwendung saisonaler Zutaten, eine ausgewogene ErnĂ€hrung und eine Ă€sthetische PrĂ€sentation der Speisen auszeichnet. Es ist ein sozialer Brauch, der tief mit der japanischen Kultur und den Jahreszeiten verbunden ist und von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die UNESCO erklĂ€rte Washoku als Teil der japanischen KĂŒche im Dezember 2013 zum immateriellen Weltkulturerbe. Diese (immaterielle) Ehrung wurde unter den NationalkĂŒchen bis dahin nur der französischen KĂŒche zugedacht.

🔗 Weiterlesen auf den Seiten von Sumikai

📝
Zur Originalpublikation:
Miyake H, Nanri A, Okazaki H, Miyamoto T, Kochi T, Kabe I, Tomizawa A, Yamamoto S, Konishi M, Dohi S, Mizoue T. Association between the Japanese-style diet and low prevalence of depressive symptoms: Japan Epidemiology Collaboration on Occupational Health Study. Psychiatry Clin Neurosci. 2025 Jun 16. doi: 10.1111/pcn.13842. Epub ahead of print. PMID: 40524496. DOI: 10.1111/pcn.13842

2ïžâƒŁ Neandertaler betrieben bereits vor 125.000 Jahren "Fettfabriken" 🩮🩮🩮

Fett war schon in der Altsteinzeit Gold wert – kalorienreich, lagerfĂ€hig und ĂŒberlebenswichtig. Eine neue Studie aus dem Forschungszentrum MONREPOS, dem ArchĂ€ologischen Forschungszentrum und Museum fĂŒr menschliche Verhaltensevolution in Neuwied und der UniversitĂ€t Leiden zeigt nun: Vor rund 125.000 Jahren betrieben Neandertaler in Mitteldeutschland gezielte Fettgewinnung auf industriellem Niveau.

Am Fundort Neumark-Nord 2 zerlegten sie systematisch die Knochen von GroßsĂ€ugern wie Hirschen und Auerochsen – nicht nur zum Auslutschen des Marks, sondern zur gezielten Fettproduktion mittels Wasser und Feuer. "Das war intensiv, organisiert und strategisch", erklĂ€rt ArchĂ€ologe Dr. Lutz Kindler. Knochen wurden gelagert und spĂ€ter verarbeitet – eine Art prĂ€historisches Vorratslager. Co-Autorin Prof. Sabine Gaudzinski-Windheuser ergĂ€nzt: "Die Verarbeitung war so aufwendig, dass sie sich nur lohnte, wenn genug Material vorhanden war." Hinweise auf Depots und Planung zeigen, wie durchdacht Neandertaler vorgingen – weit frĂŒher als bislang angenommen.

Rund 120.000 Knochenfragmente, 16.000 Werkzeuge und Spuren von Feuer belegen eine hochentwickelte Verhaltensstrategie, die unser Bild der FrĂŒhmenschen neu zeichnet. "Wir sehen in Neumark-Nord nicht nur eine Fundstelle, sondern die Spuren einer ganzen Lebenslandschaft", so Prof. Wil Roebroeks von der Uni Leiden.

KI-Generierte Darstellung der AktivitĂ€ten an der “Fettfabrik”-Fundstelle, Quelle: leiza.de

🔗 Weiterlesen auf den Seiten der UniversitĂ€t Mainz

📝
Zur Originalpublikation:
Kindler et al.; Large-scale processing of within-bone nutrients by Neanderthals, 125,000 years ago, Science Advances 11, 2. Juli 2025. https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adv1257

📬 In unserer Mailbox

1ïžâƒŁ Wider das Diktat von Rankings: ‚More Than Our Rank‘

Rankings bewerten die QualitĂ€t von Hochschulen. Eine internationale Initiative will dafĂŒr sensibilisieren, dass die Platzierungen in Ranglisten nicht alle StĂ€rken einer Institution erfassen. Die UniversitĂ€ten Oldenburg und Bremen sind nun gemeinsam beigetreten.

„Wir sind mehr als eine Platzierung in einem Ranking” – davon ist die UniversitĂ€t Oldenburg ĂŒberzeugt. Die Hochschule ist daher einer Initiative beigetreten, die 2022 vom International Network of Research Management Societies (INORMS) 2022 ins Leben gerufen wurde. Die Initiative wendet sich dagegen, universitĂ€re Rankings einseitig als Maß fĂŒr Erfolg zu sehen und setzt sich fĂŒr einen breiteren Blick auf die QualitĂ€t und das Wirken von Hochschulen ein.

„Mit dem Beitritt zur INORMS-Initiative ‚More Than Our Rank‘ drĂŒcken wir unsere Überzeugung aus, dass sich QualitĂ€t in Forschung, Studium, Lehre, Transfer und vielen anderen Bereichen einer UniversitĂ€t nicht allein durch eine Zahl in einer Rangliste ausdrĂŒcken lĂ€sst. Gerade gesellschaftliche, technologische und wissenschaftliche Leistungen werden dort oft nicht angemessen berĂŒcksichtigt und abgebildet – ebenso wenig wie die Kultur einer UniversitĂ€t“, erklĂ€rte UniversitĂ€tsprĂ€sident Prof. Dr. Ralph Bruder anlĂ€sslich des Beitritts.

Die MTOR-Initiative setzt sich dafĂŒr ein, Rankings kritisch zu betrachten und anzuerkennen, dass die Leistungen, AktivitĂ€ten und Ambitionen aller Hochschulen weltweit ĂŒber die im jeweiligen Ranking abgebildeten Facetten hinausgehen. „Die UniversitĂ€t Oldenburg strebt nach QualitĂ€t und Exzellenz, aber wir wollen keine Parameter um der Parameter willen produzieren“, betont Prof. Dr. Ralf GrĂŒttemeier, VizeprĂ€sident fĂŒr Forschung und Transfer. „Unsere Leitprinzipien sind Kooperation und gesellschaftliche Wirkung, nicht der Kampf um Punkte.“

💡
Der Initiative „More Than Our Rank“ (MTOR) gehören aktuell 26 Hochschulen aus aller Welt an, unter anderem aus Großbritannien, Kanada, Australien, Spanien, den Niederlanden, Italien oder Frankreich. Die UniversitĂ€t Oldenburg und die UniversitĂ€t Bremen sind die ersten Hochschulen aus Deutschland, die der Initiative beitreten. Bei der Organisation INORMS, aus der die Initiative hervorgegangen ist, handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener internationaler VerbĂ€nde fĂŒr Wissenschaftsmanagement.

Statement der UniversitĂ€t Oldenburg

Statement der UniversitĂ€t Bremen

More than our Rank

📣 AnkĂŒndigungen

1ïžâƒŁ Aktuelle Entwicklungen in der Myelomtherapie

Einmal im Monat bietet das Heidelberger Myelomzentrum digitale Informationsveranstaltungen an, bei denen Patient:innen ĂŒber aktuelle Entwicklungen in der Myelomtherapie sowie ĂŒber laufende Studien und Projekte informiert werden. Die Online-Patientenforen werden von Referenten des Myelomzentrums sowie von Kooperationspartnern aus anderen Kliniken gestaltet. Im Anschluss an einen etwa 30-minĂŒtigen Vortrag besteht fĂŒr die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen ĂŒber die Chatfunktion einzureichen. Diese werden in einer anschließenden, etwa halbstĂŒndigen Frage-Antwort-Runde beantwortet.

Anmeldungen werden erbeten bei Laura Schaaf unter Telefon (06221 568009) oder E-Mail (laura.schaaf@med.uni-heidelberg.de).

Zum Veranstaltungsflyer

📅 Wann: 30. Juli 2025, 16:00 Uhr

📍 Wo: virtuell

2ïžâƒŁ Medizin fĂŒr Jedermann: Krankenhausreform in der Kritik – Aufbruch oder Irrweg?

Welche Auswirkungen hat die geplante Krankenhausreform auf Patientinnen, Patienten und das Gesundheitssystem? In seinem Vortrag beleuchtet Dr. Nikolaus von Derck, Leiter des Medizinmanagements des UK Leipzig, zentrale Aspekte der Reform, diskutiert Chancen und Risiken und zeigt, was sich fĂŒr Kliniken und Versorgung Ă€ndern könnte.

Die Vortragsreihe „Medizin fĂŒr Jedermann“ am UniversitĂ€tsklinikum Leipzig ist eine etablierte Veranstaltungsreihe, die medizinisches Wissen verstĂ€ndlich und öffentlich zugĂ€nglich macht. Sie richtet sich an alle Interessierten – ganz ohne medizinische Vorkenntnisse – und behandelt aktuelle, gesellschaftlich relevante Gesundheitsthemen. Moderiert wird die Reihe von MINQ-Spezialist Prof. Dr. Andreas Roth, Bereichsleiter Endoprothetik / OrthopĂ€die.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

📅 Wann: 21. August 2025, 18.30 Uhr bis 19.45 Uhr

📍 Wo: Hörsaal im Haus 4 des UniversitĂ€tsklinikums Leipzig, Liebigstraße 20, 04103 Leipzig

đŸ€• IchalsPatient

1ïžâƒŁ Verkanntes Risiko: Warum MangelernĂ€hrung im Alter so gefĂ€hrlich ist

Viele Ă€ltere Menschen essen zu wenig oder zu einseitig – oft mit dramatischen gesundheitlichen Folgen. Die Geriaterin Prof. Dr. Dorothee Volkert von der FAU Erlangen-NĂŒrnberg warnt: MangelernĂ€hrung bei Hochbetagten ist ein unterschĂ€tztes Risiko. Sie beeintrĂ€chtigt Immunabwehr, Wundheilung und LebensqualitĂ€t – und wird in der Ă€rztlichen Praxis hĂ€ufig ĂŒbersehen.

Die Ursachen fĂŒr MangelernĂ€hrung im Alter sind komplex: Nachlassender Appetit, Kau- oder Schluckstörungen, Krankheiten, Medikamente, Einsamkeit oder Depression – ĂŒber 100 mögliche Einflussfaktoren nennt Prof. Volkert. Die Folge: Viele Menschen ab 80 Jahren nehmen zu wenig Energie, Eiweiß und MikronĂ€hrstoffe auf. Erkennbar wird das Problem oft erst spĂ€t – etwa durch ungewollten Gewichtsverlust oder Muskelabbau. Die gute Nachricht: Es gibt standardisierte Screenings, mit denen eine MangelernĂ€hrung frĂŒhzeitig erkannt werden kann. Diese sollten laut Volkert zur Routine in Klinik und Praxis gehören – bislang ist das jedoch selten der Fall.

Was können Angehörige tun? Ein leerer KĂŒhlschrank, Appetitlosigkeit oder auffĂ€llige GewichtsverĂ€nderungen sind Warnzeichen. Dann heißt es: Ursachen klĂ€ren und unterstĂŒtzen – etwa durch Einkaufs- und Kochhilfen oder Mahlzeitendienste. Medizinische Ursachen sollten immer hausĂ€rztlich abgeklĂ€rt werden. Therapeutisch helfen individuell angepasste Maßnahmen: Hochwertige ErnĂ€hrung, angereichert mit NĂŒssen, Öl, Sahne oder Eiweiß, bis hin zu Trinknahrung oder – in schweren FĂ€llen – kĂŒnstlicher ErnĂ€hrung. Auch LogopĂ€die bei Schluckstörungen oder Hilfe im Alltag können nötig sein. Doch in der RealitĂ€t fehlt es hĂ€ufig an Know-how – ErnĂ€hrung spielt in der medizinischen Ausbildung kaum eine Rolle, so Prof. Volkert. Und der hohe Aufwand wird im Gesundheitssystem kaum honoriert.

Ihr Appell: MangelernĂ€hrung darf im Alter kein Nebenthema mehr sein. Denn die gesundheitlichen und ökonomischen Folgen sind immens – und meist vermeidbar.

Quelle: 🔗 FAU: MangelernĂ€hrung im Alter – ein unterschĂ€tztes Gesundheitsrisiko

Prof. Dorothee Volkert hat gemeinsam mit Prof. Alfonso J. Cruz-Jentoft im New England Journal of Medicine einen Übersichtsartikel zum Thema MangelernĂ€hrung im Alter veröffentlicht.


đŸ—žïž Newsletter

Kommentare