🗞 49/2024
Manchester United: Sanitäre Produkte im Stadion für Fußballfans mit Blasenschwäche · Lehre: Sind KI-generierte Texte erkennbar? · Basel: Bier für Intensivpatienten · Ladenhüter Bundes-Klinik-Atlas · "Gute Dinge genießen"
📌 5 weekly picks
1 📌 Manchester United: Sanitäre Produkte im Stadion für Fußballfans mit Blasenschwäche
Laut einer Studie der Wohltätigkeitsorganisation Prostate Cancer UK und dem Beratungsunternehmen PHS Group geht die die Hälfte der Männer mit Blasenschwäche seltener zu Fußballstadien – da es zu wenige und angemessene sanitäre Einrichtungen gibt. Das berichtet das Ärzteblatt. Jeder Siebte habe seine Stadionbesuche sogar ganz eingestellt.
Als erster Club in der Premier League will Manchester United seinen männlichen Fans mit Blasenschwäche den Stadionbesuch erleichtern. Der englische Fußballrekordmeister bietet künftig im Stadion Old Trafford sanitäre Produkte für Männer wie zum Beispiel Einlagen an, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Laut Prostate Cancer UK erkrankt jeder achte Mann in Großbritannien an Prostatakrebs, und rund zwei Drittel der Patienten leiden mindestens vorübergehend unter Inkontinenz. „Das Engagement von Manchester United, Männer mit Inkontinenz zu unterstützen, ist ein fantastischer Schritt nach vorn, und wir hoffen, dass die Aktion zu Veränderungen in der gesamten Fußballgemeinschaft führen wird, von der Spitze der Premier League bis hin zu lokalen Amateurspielen“, sagte Nick Ridgman von der Wohltätigkeitsorganisation.
Zur Meldung im Ärzteblatt
2 📌 Können Lehrende KI-generierte Texte erkennen?
KI-Tools sind aus dem Studienalltag nicht mehr wegzudenken. Aber nicht immer erfolgt ihr Einsatz den Regeln entsprechend. Können Lehrende erkennen, wenn Studierende sich heimlich von KI helfen lassen?
Mittlerweile besteht Konsens, dass es keinen Sinn ergibt, Studierenden oder Lehrenden die Nutzung von KI komplett zu verbieten. Gerade für Prüfungssituationen ist jedoch noch nicht geklärt, wie Nutzungsszenarien aussehen sollten. „Daher gilt es jetzt, den Umgang mit KI-Technologien zu untersuchen, zu verstehen und die Lehre sowie Prüfungsformen und Bewertungskriterien anzupassen“, so Prof. Dr. Christoph Maier, Koordinator der am 4. Dezember gestarteten Studie „DEDICAITE: DEtecting AI-generated TExts in a DIdactic Context“. Mit der Studie will eine Gruppe von Bochumer Forschenden aus der Medizin und den Geisteswissenschaften explorativ untersuchen, ob Lehrende überhaupt in der Lage sind, KI-generierte Texte von selbst geschriebenen zu unterscheiden oder stilistische und formale Auffälligkeiten in Texten einzuordnen. Ein Pilotprojekt hatte ergeben, dass Lehrende mit einer Genauigkeit von bis zu 70 Prozent die von Studierenden selbst verfassten Texte von ChatGPT-generierten Versionen unterscheiden konnten. Aus den Ergebnissen dieses ersten Projekts wurde eine Anleitung zur Analyse studentischer Texte entwickelt. Deren Effektivität soll mithilfe einer möglichst großen Anzahl Lehrender aller Fakultäten der Ruhr-Universität in dem aktuell laufenden Folgeprojekt evaluiert werden.
Zu detaillierten Informationen zur Studie sowie zum Link zur Online-Befragung
3 📌 Uni Basel: Bier für Intensivpatienten
Auf der Intensivstation des Universitätsspital Basel wird Patienen seit neustem Weizenbier verabreicht. Die Ärzte hoffen, dadurch den Zustand der Verwirrtheit bei den Intensivpatienten zu verhindern. Der halbe Liter Weizenbier wird allerdings über eine Magensonde verabreicht. Die Flüssigkeit soll das Delir verhindern, so die Hoffnung der Ärzte. Der Zustand akuter Verwirrtheit tritt häufig bei Intensivpatienten auf. Im Rahmen einer Studie sollen die Patienten sechs Tage Weizenbier erhalten. Der Gedanke dahinter ist folgender: Laut Bundesamt für Statistik trinken 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung regelmässig in moderaten Mengen Alkohol und gewöhnen sich an diesen Konsum. “Ein Glas Wein am Tag ist nicht schlimm. Doch bei uns im Spital bekommen sie das nicht. Dieser Entzug könnte das Risiko für ein Delirium erhöhen”, so Professor Martin Siegemund, Co-Leiter der Intensivstation des Universitätsspitals Basel. Auf die Idee kam er, weil dieser Effekt bei Schlaftabletten bereits bekannt ist, und sein Vater, der nie mehr als ein Glas Wein trinke, bei Spitalaufenthalten immer ein bisschen verändert war.
“Ich arbeite seit 30 Jahren in der Intensivmedizin, und es hat sich nichts geändert. Wir können mittlerweile alle Organe ausser dem Hirn ersetzen, doch bei einem Delir sind wir hilflos”, so der Professor. Im Prinzip könne man nichts tun, ausser die Patienten zu mobilisieren, mit ihnen zu sprechen, ihnen zu sagen, welche Zeit, was für ein Tag es sei und weshalb sie sich an diesem Ort befänden.
Zur Pressemitteilung des Universitätsspitals
4 📌 "Ladenhüter" Bundes-Klinik-Atlas
Der vor einem halben Jahr eingeführte Bundes-Klinik-Atlas des Gesundheitsministeriums wird immer seltener aufgerufen. Verzeichnete das Portal im Mai noch 1,4 Millionen Besuche, waren es im Oktober nur noch 126.000 Seitenaufrufe. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion an die Bundesregierung hervor. Demnach sei auch die Zahl der einzelnen Seitenaufrufe stark eingebrochen. Von zunächst rund hundert Millionen im Monat auf zuletzt vier Millionen. Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Union, bezeichnete das Portal als „Ladenhüter“.
Der Bundes-Klinik-Atlas war im Mai 2024 an den Start gegangen. Er sollte Patient:innen bei der Wahl eines Krankenhauses unterstützen und beispielsweise über Behandlungsmöglichkeiten, Bettenzahlen und personelle Ausstattung informieren. Das Projekt von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stand jedoch von Anfang an in der Kritik. So wertete die Deutsche Stiftung Patientenschutz auch ein Update im Juni als gescheitert. Die Inhalte würden Suchenden nicht weiter helfen, so Vorstand Eugen Brysch. Scharfe Kritik übte auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft und forderte bereits im Juni die Abschaltung. Unter anderem seien falsche und fehlerhafte Daten veröffentlicht worden.
Zur Meldung in der Augsburger Allgemeine Zeitung
5 📌 Internationale Studie belegt: Das Verständnis von Moral ist nicht angeboren
Bislang gab es widersprüchliche Befunde, ob die eigene Moral angeboren ist oder nicht. Eine Reihe von Studien legte nahe, dass bereits Kleinkinder ein Verständnis für Situationen haben, in denen moralisches Handeln erforderlich ist und sie Figuren bevorzugen, die gut sind. Diese wurden als Beleg dafür gesehen, dass Moral angeboren sei.
Nun aber haben sich Forschungsteams weltweit zusammengeschlossen, um im Rahmen einer Replikationsstudie bisherige Befunde zu überprüfen. Ihr Ergebnis, das in der Fachzeitschrift Developmental Science veröffentlicht ist, zeigt: „Es gibt keine Evidenz für angeborene Moral. Kinder unter zehn Monaten können noch nicht zwischen einer guten und einer schlechten Handlung unterscheiden“, sagt Professor Markus Paulus, Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
An der Studie nahmen mehr als 1000 Kleinkinder im Alter von 5,5 bis 10,5 Monaten teil. Ihnen wurden in einer experimentellen Situation Szenen mit Figuren vorgespielt, die sich unterschiedlich verhielten: Mal halfen diese einer anderen Figur, einen Berg hochzukommen, mal hinderten sie diese daran und schubsten sie hinunter. Anschließend durften die Kinder zwischen den beiden Figuren wählen. Vorherige Befunde hatten nahegelegt, dass bereits Säuglinge lieber die helfende Figur haben wollten. In der nun bislang größten Studie zeigt sich jedoch, dass sich nur etwa die Hälfte der Kinder für die helfende Figur entschied, die andere Hälfte für die Schubser. „Die Kinder zeigten also keine Vorliebe für die Figur, die sich prosozial verhalten und einer anderen geholfen hat“, sagt Markus Paulus.
Kelsey Lucca u.a.: Infants’ Social Evaluation of Helpers and Hinderers, A Large Scale, Multi-Lab, Coordinated Replication Study. In: Developmental Science 2024.
https://doi.org/10.1111/desc.13581
💬 Über den Tellerrand
1️⃣ Antikes Tutorial: Ärzte testen 1.800 Jahre alte Sezier-Anleitung
Mediziner haben erstmals eine Sezierung nach der genauen Anleitung des berühmten griechischen Arztes Galenos von Pergamon durchgeführt. Dieser hatte das entsprechende Manuskript bereits im zweiten Jahrhundert nach Christus aufgesetzt. Danach ist es allerdings unzählige Male handschriftlich kopiert worden, wobei sich Fehler einschlichen. Der Praxistest erlaubt es nun, zumindest einige der ursprünglichen Formulierungen zu rekonstruieren.
Galenos galt als einer der bedeutendsten Ärzte der Antike. Eines seiner Werke – das 15 Bücher umfassende „Über die Verfahrensweisen beim Sezieren“ – wurde sogar noch bis in die Renaissance als wichtiger Leitfaden für das Sezieren verwendet. Doch es gibt ein Problem: Nachdem Galenos seine Schriften im zweiten Jahrhundert nach Christus verfasst hat, sind diese zunächst über 14 Jahrhunderte lang handschriftlich kopiert worden. Kopierfehler führten schließlich dazu, dass es heute mehrere Varianten von Galenos‘ Werken gibt. Doch welche sind korrekt? Um das herauszufinden, haben Forschende um Andres Pelavski von der Hebräischen Universität Jerusalem nun eine der Sezieranleitungen des antiken Arztes einem Praxistest unterzogen. In insgesamt 95 Schritten sezierte das Team die Bauchwand, Bauchhöhle und Bauchorgane eines zuvor aus anderen Gründen eingeschläferten Schweins so, wie von Galenos vorgesehen.
Das Ergebnis: „Von den Schritten konnten 66 zufriedenstellend ausgeführt oder visualisiert werden, 20 wurden teilweise abgeschlossen, und neun blieben unerreicht“, berichten Pelavaski und seine Kollegen. Wenn sie einen der 95 Schritte nicht durchführen konnten, lag es meistens daran, dass sie ein von Galenos beschriebenes Element nicht fanden oder es zumindest nicht genau so sahen wie beschrieben. In anderen Fällen war es wiederum technisch zu schwierig, eine bestimmte Handlung so auszuführen wie von Galenos gefordert.
Mehr Informationen auf den Seiten von scinexx
🔈MINQ’s Hörtipp
“Wenn gute Dinge eintreten, soll man sie einfach genießen”
MINQ-Spezialist Professor Dr. Jalid Sehouli gehört zu den führenden Krebsspezialisten der Welt. Er ist Direktor der Frauenklinik der Charité in Berlin und Autor zahlreicher Bücher, unter anderem über die Heimat seiner Eltern, Marokko. Sie kamen in den 1960er Jahren als Geflüchtete nach Deutschland und waren Analphabeten. Die Mutter markierte mit einem Stückchen Kohle die Wege, weil sie die Straßenschilder nicht lesen konnte. Trotzdem lehrte sie ihren Sohn, an seine Träume zu glauben und sich auf den Weg zu machen.
In dieser Episode des BR-Formats “Die Blaue Couch” spricht Sehouli darüber, wie er mit acht Jahren nach einem schweren Unfall ins Krankenhaus kam, denn ab da stand für ihn fest: ich will Arzt werden. Seine Lehrer trauten ihm das nicht zu, schickten ihn erst mal auf die Realschule. Doch er schaffte das Abitur, begann eine Ausbildung als Krankenpfleger und bekam mit viel Glück den ersehnten Studienplatz. Als Arzt ist er überzeugt: Ein vertrauensvolles Gespräch ist für die Patienten genauso wichtig wie die medizinische Versorgung.
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