🗞 48/2025
Wie kann man im Klinikalltag Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt erkennen · Gesünder schlafen im Dunkeln · Insulin bald ohne Spritze? · Zelluläre Postleitzahlen des Gesichts · Politik entdeckt das Thema “Wechseljahre” - MINQ-Vortrag beim Knie-Kongress
📌 5 weekly picks
1 📌 Wie kann man im Klinikalltag Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt erkennen? 🚨🙅♀️🛡️
Die UN-Kampagne „Orange the World“ läuft jährlich vom 25. November (Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen) bis zum 10. Dezember (Tag der Menschenrechte) und zielt darauf ab, weltweit auf geschlechtsspezifische Gewalt gegen. Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. Die erste Anlaufstelle für Opfer von Gewalt sind oft medizinische Einrichtungen. Im konkreten Berufsalltag ist für Klinikmitarbeitende häusliche Gewalt oft schwer zu erkennen. Expert:innen des Klinikums Karlsruhe weisen deshalb darauf hin, wie man bei Verdacht richtig reagiert und warum . Dafür sind geschulte Mitarbeiter:innen in der Notaufnahme entscheidend. In Karlsruhe werden sie deshalb speziell nach der S.I.G.N.A.L.-Leitlinie geschult. Die Abkürzung steht für die einzelnen Schritte des Vorgehens: 1. Signal setzen, 2. Interview mit der Betroffenen führen, 3. gründliche Untersuchung der Verletzungen, 4.Notieren und Dokumentieren aller Befunde, 5. Abklären der aktuellen Gefährdung und 6. Leitfaden mit Hilfseinrichtungen anbieten.
„Unsere Teams wissen, wie sie Anzeichen von Gewalt erkennen, medizinisch korrekt dokumentieren und den Betroffenen Schutz und Unterstützung vermitteln können“, berichtet Charlotte Riexinger, Oberärztin in der Zentralen Notaufnahme. „Betroffene brauchen vor allem Verständnis, Sicherheit und den Zugang zu professioneller Hilfe. Eine frühzeitige Intervention kann entscheidend sein.“
Die Erwachsenen-Notaufnahme im Klinikum Karlsruhe hat außerdem als einzige Klinik deutschlandweit ein spezielles Kinderschutzkonzept, das gewährleisten soll, dass keine Kinder von der Situation betroffen sind. Bei jedem Verdachtsfall von häuslicher Gewalt wird deshalb ein sogenannter Child-Check durchgeführt.
🔗 https://unwomen.de/orange-the-world-gemeinsam-aktiv/
🔗 Broschüre von UN Woman für Schulen
🔗 Zur Originalmeldung des Klinikums Karlsruhe
2 📌 Im Dunkeln schläft es sich gesünder 🌌🌑💤
Wer nicht im Dunkeln schläft, setzt sein Herz unter Dauerstress – ähnlich wie bei einem leichten Jetlag jede Nacht. Eine große Kohortenstudie mit Daten aus der UK Biobank (2013–2022), die jetzt im Journal of the American Medical Association erschienen ist, zeigt: Nächtliche Lichtexposition stört den zirkadianen Rhythmus und steht in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern. Rund 100.000 Teilnehmende trugen eine Woche lang Lichtsensoren; insgesamt wurden 13 Millionen Stunden Lichtdaten ausgewertet. Das Risiko stieg deutlich mit der nächtlichen Lichtbelastung, unabhängig von Alter, Geschlecht und genetischem Risiko. Die Forschenden rund um Andrew Phillips vom Flinders Health and Medical Research Institute der Flinders University in Australien kommen zu dem Ergebnis, dass die nächtliche Lichtexposition ein signifikanter Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen über 40 Jahren ist. Vermeidung von Licht in der Nacht stelle zusätzlich zu den derzeitigen vorbeugenden Maßnahmen eine nützliche Strategie zur Verringerung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar.
Windred DP, Burns AC, Rutter MK, Lane JM, Saxena R, Scheer FAJL, Cain SW, Phillips AJK. Light Exposure at Night and Cardiovascular Disease Incidence. JAMA Netw Open. 2025 Oct 1
doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.39031.
3 📌 Insulingabe bald ohne Nadeln und Schmerz?💉❌😌
Diabetespatienten, die täglich Insulin spritzen müssen, könnten bald eine viel angenehmere Alternative bekommen. Forschende haben ein spezielles Polymer entwickelt, das Insulin durch die Haut hindurch transportieren kann – ganz ohne Nadeln oder Spritzen. Dieses Polymer heißt "OP" und wirkt wie ein "Schleuser", der das Insulin sicher in den Blutkreislauf bringt. Bisher verhindert die Haut als eine natürliche Barriere, dass größere Moleküle wie Insulin in den Körper eindringenkönnen. Das neuentwickelt Polymer jedoch passt sich clever an die Hautumgebung an: Auf der sauren Hautoberfläche ist es positiv geladen und bleibt gut haften. Tiefer in der Haut (wo es neutraler ist), kann es sich frei bewegen und das Insulin bis in die Blutgefäße bringen. So gelangt das Insulin direkt ins Blut, wo es seine blutzuckerregulierende Wirkung entfaltet.
Die Methode könnte nicht nur den Alltag von Menschen mit Typ-1- oder fortgeschrittenem Typ-2-Diabetes erleichtern, sondern auch weitere Therapien mit Eiweiß- oder Peptid-Medikamenten revolutionieren. Noch sind weitere Studien nötig, um die Sicherheit, Langzeitwirkung und Anwendung beim Menschen zu prüfen, doch die Aussicht ist vielversprechend.
Wei, Q., He, Z., Li, Z. et al. A skin-permeable polymer for non-invasive transdermal insulin delivery. Nature (2025).
https://doi.org/10.1038/s41586-025-09729-x
4 📌 🧬 Schlüssel zum Verständnis von Identität - Zelluläre Postleitzahlen des Gesichts 🔑🧬🙂
Warum sieht kein Gesicht exakt aus wie ein anderes? Obwohl wir alle demselben biologischen Bauplan folgen, unterscheiden sich unsere Merkmale – die Krümmung einer Lippe, der Winkel einer Nase, die Breite eines Kiefers – in unzähligen feinen Nuancen. Forschende des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön haben nun ein entscheidendes Stück dieses langjährigen Rätsels entschlüsselt. Sie kartierten die bislang detaillierteste zelluläre Grundlage der Gesichtsbildung. Analysiert wurden fast 60.000 Mauszellen über mehrere Entwicklungsstadien hinweg. Diese Daten wurden mit humanen genetischen Studien kombiniert. Im Fokus steht das faziale Mesenchym – undifferenzierte Zellen des Gesichtsskeletts. Schon früh tragen sie molekulare „Positionsprogramme“ wie Postleitzahlen. Diese Programme bestimmen, wo später Nase, Lippen oder Kiefer entstehen. Mutationen darin führen zu kraniofazialen Syndromen und Fehlbildungen.
„Bevor das Gesicht sichtbar wird, wissen die Zellen, wo sie sind“, erklärt Dr. Markéta Kaucká von der Forschungsgruppe Evolutionary Developmental Dynamics. Die Studie zeigt: Molekulare Positionsprogramme im Mesenchym bestimmen individuelle Gesichtszüge und erklären, warum wir Merkmale von beiden Eltern erben. Die entsprechenden Gene sind besonders in diesen Zellen aktiv – und stellen die Annahme infrage, dass vor allem Signale aus Ektoderm oder Gehirn das Gesicht formen. Stattdessen entsteht eine fein abgestimmte zelluläre Geografie.
Um weitere Forschung zu ermöglichen, hat das Team einen Online-Atlas veröffentlicht, der die Entwicklung des Gesichts Gen für Gen und Stadium für Stadium abbildet.
👉 Zur PM des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie
Murillo-Rincón A.P., Seton L.W. G., Escamilla-Vega E., Damatac II A., Fuß J., Fortmann-Grote C. & Kaucká M. Positional programmes in early murine facial development and their role in human facial shape variability. Nat Commun 16, 10112 (2025).
https://doi.org/10.1038/s41467-025-66017-y
5 📌 Die Politik entdeckt nun auch das Thema “Wechseljahre” 🏛️🌸👩
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken will das Thema Wechseljahre stärker in die gesellschaftliche Wahrnehmung rücken. Dazu startete sie am 24. November den sogenannten “Dialogprozess Wechseljahre”. Ziel des Dialogprozesses sei es, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für Frauen in der Arbeitswelt zu entwickeln.
Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern eine Lebensphase, die auf jede Frau irgendwann einmal zukommt. Momentan befindet sich jede fünfte Frau in Deutschland in den Wechseljahren – rund ein Drittel leidet unter starken Beschwerden. Ziel des Dialogprozesses sind etwa Rahmenempfehlungen für Unternehmen für den Umgang mit Wechseljahren in der Arbeitswelt.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken
Im Zentrum des Prozesses stehen vier Handlungsfelder: Versorgung, Arbeitswelt und Betriebliches Gesundheitsmanagement, Information und Aufklärung sowie Forschung und Daten. Ziel ist es, das Thema „Gesundheit in den Wechseljahren“ aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln in Hinblick auf mögliche Defizite und Bedarfe umfassend zu beleuchten und konkrete, messbare Maßnahmen zu vereinbaren. Dazu treten Expertinnen und Experten sowie Stakeholder im interdisziplinären Austausch in den Dialog. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2026 im Rahmen einer Veranstaltung öffentlich präsentiert werden
PLUS …
🎤 Vortrag beim Jahreskongress der Deutschen Kniegesellschaft: MINQ sorgt für Transparenz über Ärzt:innenlisten 🙌

Redaktionsleiterin Mirjam Bauer von unserem Rechercheinstitut Munich Inquire Media (MINQ) präsentierte beim 14. Jahreskongress der Deutschen Kniegesellschaft in Wiesbaden die Methodik der MINQ-Ärzt:innenlisten, die zur Zeit in der Zeitschrift stern publiziert werden. In der Session „Öffentlichkeitsarbeit, KI und Berufspolitik“ stand Qualität und Transparenz im Fokus. Die Ärzt:innenbewertung basiert auf nachvollziehbaren Kriterien und einer fundierten Methodik. Das große Interesse zeigte die Bedeutung im Spannungsfeld von öffentlicher Wahrnehmung und Evidenz. Social Media und wissenschaftliche Standards wurden kritisch diskutiert. Bauer betonte die Verantwortung für transparente Kommunikation im Gesundheitswesen. Der Beitrag unterstrich die Relevanz von klaren Bewertungsmaßstäben.
💬 Über unseren Tellerrand
1 Winterliche Vogelfütterung live 📹🐦❄️
Wer gelegentlich nach einer Ablenkung sucht und sich im Büro die Ruhe der Natur herbeiwünscht, der könnte sich zum Beispiel in die kanadische Ontario FeederWatch Cam einklicken und den Vögeln bei der Futteraufnahme zusehen. Man beachte die Zeitverschiebung. Die ersten Vögel lassen sich in der Regel ab 12 Uhr unserer Zeit beobachten.
Die FeederWatch-Kamera befindet sich in einem Wohngebiet in Manitouwadge, Ontario, ein ausgezeichneter Ort, um Winterfinken wie Birkenzeisige und Kernbeißer sowie zwei Arten von Eichelhähern und sogar Auerhühner zu beobachten.
2 💋⏳76 Tage unseres Lebens- die Evolution des Küssens📖
Der Mensch küsst – und auch Schimpansen, Bonobos und Orang-Utans tun es. Forschende sehen darin tiefe biologische Wurzeln, die bis zu Urzeit-Affen reichen. Schon vor 16 bis 21 Millionen Jahren könnte Mund-zu-Mund-Kontakt entstanden sein. Auch Neandertaler tauschten offenbar Küsse mit unseren Vorfahren. Mesopotamische Keilschrifttafeln belegen den Kuss bereits vor 4.500 Jahren.

Heute verbringen wir rund 76 Tage unseres Lebens mit Küssen. Doch der biologische Sinn bleibt rätselhaft und umstritten. Theorien sehen Fitness-Checks über Geruch und Geschmack als mögliche Funktion. Andere vermuten eine Vorbereitung des Körpers auf Fortpflanzung. Küssen stärkt zudem soziale Bindungen – trotz Krankheitsrisiken. Ein einziger Kuss überträgt rund 80 Millionen Bakterien. Nur 46 Prozent der Kulturen weltweit kennen das Küssen überhaupt. Oxford-Forschende analysierten Primatenstammbäume und Verhaltensdaten. Ergebnis: Küssen ist ein geerbtes Verhalten der Menschenaffen. Warum es blieb, könnten künftige Analysen klären.
👉 Weiterlesen auf den Seiten von scinexx.de
A comparative approach to the evolution of kissing, Matilda Brindle, Catherine F. Talbot, Stuart West https://doi.org/10.1016/j.evolhumbehav.2025.106788
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1️⃣ ⚖️🩺 Geschlechtersensible Medizin in der Inneren Medizin: Luxus oder Notwendigkeit? ♀️♂️
Genderspezifische Themen nehmen eine zunehmende Bedeutung ein. Um mit Fragestellungen und Problemen zur wissenschaftlichen Thematik von genderspezifischen Mechanismen, Epidemiologie oder der Diagnostik und Therapie von internistischen Erkrankungen umzugehen, hat der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin DGIM beschlossen, die Kommission Gender zu gründen.
Die Auftaktveranstaltung trägt den provokanten Titel „Geschlechtersensible Medizin in der Inneren Medizin: Luxus oder Notwendigkeit?“ und findet am 30. Januar 2026 in Berlin statt. Die Kommission setzt sich aus nahmhaften Expertinnen und Experten der internistischen Schwerpunkte zusammen, von denen auch zahlreiche in der MINQ-Ärzteliste zur Geschlechtersensiblen Medizin aufgeführt sind; das Symposium möchte über die aktuellen Highlights des Internationalen Gendermedizin-Kongresses 2025 berichten und einen Bogen spannen von Stoffwechselerkrankungen zur Kardiologie , außerdem will sie wichtige Kenntnisse zur Interpretation von Laboranalysen vermitteln.
🔗 Zur Liste Geschlechtersensible Medizin
📅 Wann: Freitag, 30. Januar 2026 um 11 Uhr
📍 Wo: Kaiserin-Friedrich-Stiftung, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin
2️⃣ Paradigmenwechsel in der Knieendoprothetik 🦵- Warum eine Knieprothese heute individueller sein muss
Beim künstlichen Ersatz des Kniegelenks zeichnet sich ein Wandel ab. Das alte Einheitskonzept „gerades Bein, normierte Gelenklinie“ passt nur zu wenigen. Viele Menschen haben X- oder O-Beine – Standardisierung greift hier zu kurz. Moderne Verfahren orientieren sich zunehmend an individueller Anatomie und Funktion.
MINQ-Spezialist Professor Rüdiger von Eisenhart-Rothe, Direktor der Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie des TUM Klinikums Rechts der Isar und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE) betont: 5–20 % erreichen kein „vergessenes Knie“. Die Patient:innen sind heute jünger, aktiver und haben höhere Erwartungen. Neue OP-Techniken berücksichtigen Beinachse, Bandspannung und Bewegungsmuster. Studien zeigen ausserdem: Individuell angepasste Prothesen führen zu besserer Funktion. Doch die Frage bleibt: Welche Ausrichtung passt zu welchem Patiententyp? Über 100 Varianten der Knieform sind beschrieben – Evidenz fehlt noch. KI eröffnet neue Möglichkeiten durch digitale Zwillinge aus OP- und Bewegungsdaten. Wearables könnten künftig aussagekräftiger sein als statische Röntgenbilder. Eine wachsende Datenbank soll optimale Strategien für Patientengruppen zeigen. Roboter unterstützen die Chirurg:innen bei millimetergenauer Planung und Präzision. Ziel bleibt das „vergessene Knie“ – eine Prothese, die sich nicht künstlich anfühlt.
🔗 Zur PM der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik
📣 Ankündigungen
1️⃣ Benefizgala der Rudolf Pichlmayr-Stiftung für Kinder und Jugendliche vor und nach Organtransplantation🎶🎗️👧
Zweck der Rudolf Pichlmayr-Stiftung ist die gesundheitliche und soziale Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen vor und nach einer Organtransplantation.
📅 Wann: 8. Dezember 2025
📍 Wo: Brainlab SE I Olof-Palme-Str. 9, 81829 München
🏧 Eintritt 99,- Euro (zzgl. Gebühren), Getränke & Finger Food inklusive. Der Reinerlös des Abends geht an die Rudolf Pichlmayr-Stiftung.
👉 Zur Website der Stiftung
2️⃣ 👶 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin
„Ein Ziel. Viele Wege.“ – unter diesem Motto startet der Perinatalkongress der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin in Berlin. Im Mittelpunkt steht die maternale und feto-neonatale Gesundheit. Das Programm reicht von Pränataldiagnostik bis Neonatologie. Beteiligt sind Ärzt:innen, Hebammen, Pflegekräfte und Therapeut:innen. Auch Eltern und Selbsthilfegruppen bringen ihre Perspektiven ein. Ziel ist die Verbesserung der perinatalen Versorgung. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und klinische Erfahrungen werden diskutiert.
👉 Zu Kongress-Homepage und Programm
📅 Wann: 10. bis 13. Dezember 2025
📍 Wo: Estrel Hotel Berlin, Sonnenallee 225, 12057 Berlin
🤕 IchalsPatient
1️⃣ Studie: Subjektive Dringlichkeit prägt den Gang in die Notaufnahme 🚑⚠️
Viele Patient:innen sehen sich selbst als Notfall. Eine Umfrage des Zi – Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland zeigt: 88 % der Befragten stuften ihre Situation als „dringlich“ oder „Notfall“ ein. 63 % kamen aus eigener Entscheidung oder auf Rat nichtmedizinischer Personen. Nur 19,8 % hielten ihr Anliegen für vertragsärztlich behandelbar. Knapp 40 % hatten zuvor versucht, eine Praxis zu erreichen – oft vergeblich. Terminprobleme und Nichterreichbarkeit waren die häufigsten Hürden.
Gesundheitsängste prägen die subjektive Einschätzung der Dringlichkeit. Zi-Vorstand Dominik von Stillfried betont: Die Steuerung des Zugangs ist entscheidend. Denn subjektive Wahrnehmung und medizinische Bewertung stimmen nicht immer überein. Ein Teil der Patient:innen kommt auch nach dem Praxisbesuch erneut in die Notaufnahme. Der Wunsch nach spezialisierter Versorgung spielt dabei eine große Rolle. Die Servicenummer 116 117 ist zwar bekannt, aber mit Wissenslücken. Viele wissen nicht, dass dort auch Termine vermittelt werden können. Digitale Selbsteinschätzung stößt auf Offenheit – 90 % würden lieber Praxisangebote annehmen. Die Ergebnisse sind hochrelevant für die geplante Reform der Notfallversorgung.
Die Untersuchung ist in der Fachzeitschrift Notfall + Rettungsmedizin erschienen.
👉 Weiterlesen auf den Seiten des Ärzteblatts
Witt, K., Oslislo, S., Hagelskamp, J. et al. Patientenbefragung in bayerischen Notaufnahmen: Inanspruchnahme aufgrund hoher subjektiver Dringlichkeit bei moderater Bekanntheit der 116117. Notfall Rettungsmed (2025).
https://doi.org/10.1007/s10049-025-01660-y
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