🗞 47/2023
Werden Ärzte durch KI überflüssig? · 1600 Wissenschaftler:innen über den Impact von KI · Millionenschwere Akquisition für neue Krebstherapie
📌 5 weekly picks
1 📌 Werden Ärzte durch KI überflüssig?
Immer häufiger wird das Berufsbild von Ärztinnen und Ärzten durch Akteure aus dem Bereich der KI in Frage gestellt. Auf der Medizinplattform medinside.ch konnte der IT-Experte Marc Ruef seine persönliche Einschätzung im Rahmen eines Expertenkommentars teilen. Das Zukunftsbild von Ärzt:innen steht für Ruef demnach vor einer drastischen Veränderung:
“KI wird Ärzte definitiv ersetzen, davon bin ich überzeugt. Sowohl in der Diagnostik als auch in der Chirurgie wird KI eine ergänzende oder gar ersetzende Massnahme sein. Ein höheres Mass an Präzision und eine niedrigere Anzahl an Fehlern machen derlei Lösungen konkret attraktiv.”
Marc Ruef, IT-Experte
Anders hingegen schätzt Ruef die Zukunft in den Pflegeberufen ein. Pflegepersonal werde immer wichtiger, wenn es um die medizinische Versorgung der Zukunft gehe.
Zum Originalartikel auf medinside.ch
2 📌 Wie schätzen 1600 Wissenschaftler:innen den Impact von KI ein?
Eine Umfrage des Wissenschaftsmagazins nature zeigte - wenig überraschend - dass Wissenschaftler:innen über den zunehmenden Einsatz von Werkzeugen der künstlichen Intelligenz in der Forschung sowohl besorgt als auch begeistert sind.
Von einer Liste möglicher Vorteile gaben zwei Drittel an, dass KI schnellere Möglichkeiten zur Datenverarbeitung bietet, 58 % gaben an, dass sie Berechnungen beschleunigt, die zuvor nicht möglich waren, und 55 % gaben an, dass sie Wissenschaftler:innen Zeit und Geld spart.
Als die Forscher:innen gebeten wurden, aus einer Liste möglicher negativer Auswirkungen der generativen KI auszuwählen, machten sich 68 % Sorgen über die Verbreitung von Fehlinformationen, weitere 68 % waren der Meinung, dass dadurch Plagiate einfacher – und deren Erkennung erschwert – würden, und 66 % befürchteten, dass dadurch Fehler oder Ungenauigkeiten in den Forschungsunterlagen entstehen könnten.
Von denjenigen, die KI in ihrer Forschung verwendeten, war mehr als ein Viertel der Meinung, dass KI-Tools im nächsten Jahrzehnt für ihr Fachgebiet „unverzichtbar“ werden würden. Von den Forscher:innen, die keine KI verwenden, waren 9 % der Meinung, dass diese Techniken im nächsten Jahrzehnt „wesentlich“ werden würden, und weitere 34 % gaben an, dass sie „sehr nützlich“ sein würden.
Zur lesenswerten nature-Studie
3 📌 Paradigmenwechsel in der Krebstherapie durch millionenschwere Akquisition
Trotz Fortschritten bei den klassischen Krebstherapien besteht weiter ein hoher Bedarf an neuartigen und innovativen Medikamenten zur Behandlung von Krebs. Mit dem Kauf des schweizerischen start-ups T3Pharma in Allschwil für 450 Millionen Schweizer Franken will der deutsche Pharma-Konzern Boehringer Ingelheim den Paradigmenwechsel in der Krebsbehandlung vorantreiben. T3Pharma wurde 2015 als Spin-off des Biozentrums der Universität Basel gegründet. Das Unternehmen widmet sich der Entwicklung hochspezifischer und effizienter Behandlungen mit lebenden Bakterien. Das Forschungsteam von T3Pharma programmierte und optimierte Bakterien so, dass sie sich gezielt in festen Tumoren sammeln und vermehren, die gewünschten Proteine produzieren und direkt in die Krebszellen transferieren, um diese anzugreifen.
Zur Meldung der Universität Basel
Zur Meldung von Boehringer Ingelheim
4 📌 Kommt jetzt die Kinderarztquote?
Die Landarztquote, auch als Landarztstipendium bekannt, wurde von einigen Bundesländern eingeführt, um dem Mangel an Ärzten in ländlichen Gebieten entgegenzuwirken. Die Quote ist nicht unumstritten. Kritiker argumentieren, dass sie zu einer Zweiklassengesellschaft im Gesundheitssystem führen könnte, da diejenigen, die von der Quote profitieren, als "Landärzte zweiter Klasse" angesehen werden könnten. So hat sich etwa der der Ausschuss Medizinstudierende im Hartmannbund klar gegen die Einführung einer solchen Landarztquote stark gemacht. Demgegenüber betonte etwa der bisherige bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek, die Landarztquote in Bayern sei bei dem Ziel, die medizinische Versorgung auf dem Land zu stärken, bisher erfolgreich gewesen. Rheinland-Pfalz will nun nach dem Vorbild der Landarztquote auch eine Kinderarztquote einführen.
“Das Land hat bislang kaum Einfluss darauf, wo die Absolventinnen und Absolventen der Universitätsmedizin Mainz nach ihrem Medizinstudium tätig werden und in welchem Fachbereich. Deshalb werden wir in absehbarer Zeit zusätzlich eine Kinderarztquote für das Medizinstudium in Höhe von drei Prozent einführen. Diese soll sich an der Landarztquote orientieren. Dort legen sich die Interessentinnen und Interessenten sowohl auf eine allgemeinmedizinische Weiterbildung nach dem Studium fest, als auch auf eine mindestens zehnjährige Tätigkeit in einer Region, die medizinisch unterversorgt oder von einer Unterversorgung bedroht ist.”
Clemens Hoch, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
Kritik kommt auch hier von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden. Es sei “schlichtweg unmöglich”, eine so wichtige Entscheidung wie die Fachärztinnenwahl vor dem Studium zu treffen:
“Aus Zwang eine Art ‘Blankoscheck’ zu unterschreiben, widerspricht genau diesem freien Berufsstand und führt zu einer schlechteren Versorgung unserer zukünftigen jungen Patient:innen.”
Hartmannbund: Überblick über Landarztquoten in den Bundesländern
5 📌 Altersmedizin als Zukunftsmedizin
Die neue bayerische Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach setzt sich für den weiteren Ausbau der Altersmedizin ein.
„Bayern verfügt als einziges Bundesland über ein Fachprogramm ‚Akutgeriatrie‘ als Teil des bayerischen Krankenhausplans. Die Vorgabe von wichtigen Qualitätsstandards soll dazu beitragen, die geriatrische Versorgung in den Krankenhäusern auf höchstem Niveau sicherzustellen. Seit der Einführung des Fachprogramms im Jahr 2009 hat sich im Freistaat die Zahl der Betten in akutgeriatrischen Abteilungen mehr als verzehnfacht auf knapp 3.000 Betten.“
Judith Gerlach, Gesundheits- und Pflegeministerin, Bayern
Angesichts der demografischen Situation und der Tatsache, dass ab 2026 die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge ins Rentenalter eintreten, ist der Bedarf an innovativen Ansätzen in der geriatrischen Versorgung, an besonders geriatrisch geschulten Pflegekräften, Therapeuten und Alters-Medizinern keine ganz neue Erkenntnis. Die Veränderungen der Zahl der Krankenhausbetten nach Fachabteilungen zwischen 1999 und 2017, die das Ärzteblatt bereits 2021 veröffentlichte, verdeutlichen die veränderten Anforderungen anschaulich.
Zum Origiginalartikel im Ärzteblatt 2021: Geriatrische Versorgung: Der Bedarf wird steigen
🍽️ Über den Tellerrand
🌟 Innovation in der Pflegebranche! "Nicht wieder Mary"
Auch in Wien werden händeringend Pflegekräfte gesucht. Mit einer “Pflege-Soap” möchte der **waff – Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds** nun neue Zielgruppen für den Pflegejob begeistern. Die Serie handelt von Mary, die als Pflegeassistentin in den Beruf einsteigt. In 24 einminütigen stories werden Szenen aus dem Pflegealltag geschildert, turbulent und menschlich.
Die Zahlen geben dem Konzept bisher recht: «Nicht wieder Mary» hat auf TikTok inzwischen über 20 Millionen Aufrufe, auf Instagram und Facebook 2,2 Millionen User.
Der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke ist von dem neuen Ansatz überzeugt. Bei www.heute.at sagt er: “Wien braucht Pflegekräfte, da muss man in der Kommunikation neue Wege gehen und auch neue Zielgruppen erschließen.”
🏆 MINQs Choice:
Prof. Dr. Hans-Raimund Casser
Beitrag des SWR über neue Ansätze in der Schmerztherapie. Mit Statements von Prof. Dr. Hans-Raimund Casser, Ärztlicher Direktor im Schmerzzentrum Mainz.
Dr. med. Stefanie Schmickler
👉 Empfohlen für Refraktive Chirurgie
🏥 Augen-Zentrum Nordwest, Augenklinik am St. Marien Krankenhaus, 48683 Ahaus
Dr. med. Martin Volz
MINQ's weekly picks Newsletter
Melden Sie sich kostenlos an, um die neuesten Updates in Ihrem Posteingang zu erhalten