Foto der Woche Kekai AhSam

🗞 26/2025

Verlernen wir das Denken? Eine Warnung aus dem MIT · Händigkeit als Marker für frühkindliche Erkrankungen · Serien machen krank? · Demenz ist nicht geschlechtsneutral · Wenn Internet-Hacks auf Wissenschaft treffen · Genetisches Frühwarnsystem · Überlebenskünstler der Hitze

Mirjam Bauer Karl-Richard Eberle

📌 5 weekly picks

1 📌 Verlernen wir das Denken? Eine Warnung aus dem MIT und warum wir langsam alle ein wenig wie ChatGPT klingen

Wer sich beim Schreiben zu stark auf Sprachmodelle wie ChatGPT und andere verlässt, riskiert, das eigene Denken zu verlernen. Neurologen und KI-Experten des MIT Media Lab haben mit 54 Freiwilligen untersucht, wie sich unterschiedliche Recherche- und Schreibhilfen auf das Gehirn auswirken. Die Teilnehmenden wurden an EEG-Geräte angeschlossen und verfassten anschließend Essays zum Thema Philanthropie. Ein Drittel nutzte ChatGPT, ein weiteres Drittel Google, der Rest nur den eigenen Kopf.
Das Ergebnis ist eindeutig: Wer ohne KI arbeitete, zeigte deutlich aktivere und stärker vernetzte Gehirnareale. Die ChatGPT-Nutzer hingegen schnitten in allen Bereichen schlechter ab – bei Erinnerungsvermögen, Selbstidentifikation mit dem Text und kognitiver Leistung. Auch Monate später blieben die Unterschiede spürbar. Besonders auffällig: ChatGPT-Nutzende konnten sich schlechter an Inhalte erinnern und fühlten sich weniger mit dem eigenen Text verbunden.

Die Forschenden warnen vor einer „Anhäufung kognitiver Schulden“ – also einer Denkverschuldung, die sich durch den ständigen Einsatz von KI-Tools aufbaut. Zwar erleichtere die Technologie kurzfristig das Denken, doch genau diese Entlastung treffe die Hirnprozesse, die für Lernen, Erinnern und kreative Ideenfindung unerlässlich sind. Wer regelmäßig auf KI zurückgreift, trainiert das eigene Gehirn weniger – mit spürbaren Folgen: Die Fähigkeit, Probleme selbstständig zu lösen, nimmt ab. Langfristig verliert der Kopf seine Steuerungsfähigkeit bei komplexen Aufgaben.
Denn wer nur noch tippt, was KI vorschlägt, verliert womöglich den eigenen Standpunkt. Fazit: Technik ist ein Werkzeug – aber das Denken bleibt Handarbeit.

Ein Team von Forscher:innen am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin hat überdies eine Veränderung in unserer Sprache festgestellt. In einer Analyse von rund 280.000 Youtube-Videos zeigte sich, dass nach der Veröffentlichung von ChatGPT die Nutzung bestimmter von der KI bevorzugter Wörter signifikant zunahm. Akademiker:innen auf Youtube nutzten Begriffe wie „sorgfältig“ (meticulous), „Bereich“ (realm) oder „Können“ (prowess) um bis zu 51 Prozent häufiger als zuvor.
Besonders ein Wort sticht dabei als eine Art Erkennungszeichen hervor: „eintauchen“ oder „sich vertiefen“ (delve). Laut Hiromu Yakura, dem Hauptautor der Studie, ist dieses Wort nur die „Spitze des Eisbergs“ einer schleichenden sprachlichen Vereinheitlichung. Wir scheinen also die typischen Formulierungen der KI unbewusst in unseren eigenen Wortschatz zu übernehmen. (Mehr hierzu auf den Seiten von t3n)

👉
Zur Originalpublikation des MIT Media Lab:
Nataliya Kosmyna, Eugene Hauptmann, Ye Tong Yuan, Jessica Situ, Xian-Hao Liao, Ashly Vivian Beresnitzky, Iris Braunstein, Pattie Maes (2025) Your Brain on ChatGPT: Accumulation of Cognitive Debt when Using an AI Assistant for Essay Writing Task
https://doi.org/10.48550/arXiv.2506.08872
https://arxiv.org/abs/2506.08872
👉
Zur Studie des Max-Planck-Instituts:
Hiromu Yakura, Ezequiel Lopez-Lopez, Levin Brinkmann, Ignacio Serna, Prateek Gupta, Iyad Rahwan Empirical evidence of Large Language Model's influence on human spoken communication
https://doi.org/10.48550/arXiv.2409.01754

2 📌 Steigt die Entzündungsanfälligkeit durch zu viel Fruchtzucker?

Infektionskrankheiten durch Bakterien und Viren zählen trotz medizinischer Fortschritte weiterhin zu den weltweit häufigsten Todesursachen. Jetzt hat eine Forschungsgruppe um Ina Bergheim vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien untersucht, welche Rolle Fruchtzucker bei solchen Erkrankungen spielen könnte? Bergheim konnte in ihrer Studie nun nachweisen, dass Monozyten, wichtige Immunzellen des Blutes, nach Fruktosekonsum stärker auf bakterielle Giftstoffe reagieren – aber nicht im positiven Sinne. Konkret erhöht sich die Konzentration von Rezeptoren für bestimmte bakterielle Giftstoffe, die Entzündungsanfälligkeit des Körpers steigt also. Die Studie ist aktuell im Fachmagazin Redox Biology erschienen.

In zwei unabhängigen randomisierten Studien mit gesunden Erwachsenen untersuchten die Forschenden, wie sich der Konsum von mit Fruktose gesüßten Getränken im Vergleich zu Getränken mit Glukose auf die Immunantwort auswirkt. Sie konnten beobachten, dass die Aufnahme von Fruktose, im Gegensatz zur Aufnahme von Glukose, zu einer Erhöhung der Konzentration von Toll-like Rezeptor 2 in Monozyten führte. Toll-like Rezeptor 2 reguliert unter anderem die Immunantwort. Die höhere Konzentration ging mit einer erhöhten Empfindlichkeit der Monozyten gegenüber Lipoteichonsäure, einem bakteriellen Toxin, einher. "Die Konzentration der Rezeptoren für solche Giftstoffe im Körper hat sich erhöht, die Entzündungsbereitschaft steigt also", erklärt Bergheim. Konkret wurden entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-6, Interleukin-1β und Tumornekrosefaktor-alpha verstärkt freigesetzt.

"Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis, wie einzelne Nahrungsbestandteile und insbesondere Fruktose das Immunsystem beeinflussen können", sagt Bergheim. "Sie deuten darauf hin, dass bereits kurzfristiger, hoher Fruktosekonsum bei gesunden Menschen das Immunsystem beeinflusst und die Entzündungsbereitschaft steigern kann."
Zukünftige Untersuchungen sollen nun klären, welche langfristigen Auswirkungen ein chronisch erhöhter Fruktosekonsum auf das Immunsystem und die Infektanfälligkeit hat, insbesondere bei Risikogruppen mit zum Beispiel Typ II Diabetes mellitus oder mit einer Fettlebererkrankung, die mit metabolischer Dysfunktion assoziiert ist.

Zur Pressemitteilung der Universität Wien

📝
Zur Originalpublikation:
Staltner R, Csarmann K, Geyer A, Nier A, Baumann A, Bergheim I. (2025). Fructose intake enhances lipoteichoic acid-mediated immune response in monocytes of healthy humans. In Redox Biology.
https://doi.org/10.1016/j.redox.2025.103729

3 📌 Händigkeit als möglicher Marker für frühkindliche Erkrankungen

Weltweit sind etwa 90 % der Menschen rechtshändig, rund 10 % linkshändig – wobei Männer etwas häufiger Linkshänder sind als Frauen, so Wikipedia. Ein internationales Forschungsteam aus Bochum, Hamburg, Nimwegen und Athen hat jetzt Hinweise auf eine Verbindung zwischen atypischer Händigkeit und früh einsetzenden neurologischen Erkrankungen gefunden. Diese komme besonders bei Menschen vor, die an einer Erkrankung leiden, die sich früh im Leben manifestiert und mit sprachlichen Symptomen einhergeht. Dazu gehören etwa Dyslexie, Schizophrenie oder Autismus. In einer Meta-Analyse, veröffentlicht im Psychological Bulletin, wurden 402 Datensätze mit über 200.000 Personen ausgewertet.
Demnach tritt Links- oder Gemischthändigkeit signifikant häufiger bei Menschen mit Entwicklungsstörungen wie Dyslexie, Autismus oder Schizophrenie auf.
Diese Erkrankungen sind oft mit sprachlichen Beeinträchtigungen verbunden – ebenso wie Händigkeit ist Sprache meist einseitig im Gehirn verankert.
„Die Entwicklung beider Funktionen könnte überlappen“, erklärt Dr. Julian Packheiser vom Zentrum für Medizinische Psychologie und Translationale Neurowissenschaften. Besonders deutlich war der Zusammenhang bei Schizophrenie und Gemischthändigkeit.

Die Wahrscheinlichkeit für eine nicht-rechtshändige Präferenz lag bei den Betroffenen laut Studie um bis zu 70 Prozent höher als bei den Kontrollgruppen. Auch das frühe Auftreten der Störungen könnte dabei eine Rolle spielen. Prof. Sebastian Ocklenburg von der Medical School Hamburg bestätigt, dass Links- oder Gemischthändigkeit bei Personen mit Dyslexie, einer Störung der Lesefähigkeit, z.B. statistisch signifikant häufiger auftrete, als bei gesunden Personen. Auch bei Autismus, der in schweren Fällen mit Kommunikationsstörungen einhergeht, und bei Schizophrenie, bei der Betroffene mitunter Stimmen hören, gibt es sowohl sprachliche Symptome als auch das gehäufte Auftreten einer Links- und Gemischthändigkeit.

Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass Händigkeit ein neurologischer Marker sein könnte. Gleichzeitig betonen die Forschenden aber: Die beobachteten Zusammenhänge sind statistisch, nicht kausal. Weitere Studien sollen klären, welche neurobiologischen Prozesse diesen Effekt erklären.
Die Analyse liefert wertvolle Impulse für die Forschung zu frühkindlicher Gehirnentwicklung. Ein besseres Verständnis könnte somit helfen, Entwicklungsstörungen früh zu erkennen. Je früher sich eine neurologische Störung zeigt, desto häufiger tritt eine abweichende Händigkeit auf. Bei später beginnenden Erkrankungen wie Depressionen ließ sich kein Zusammenhang feststellen. Dies deutet auf gemeinsame Entwicklungsprozesse in der frühen Hirnreifung hin.

Mehr zum Zusammenhang von Händigkeit und neurologischen Erkrankungen auf den Seiten der Ruhr-Universität Bochum sowie bei Univadis

📝
Zur Originalpublikation: 🤲🤲🤲
Packheiser, J., Borawski, J., Berretz, G., Merklein, S. A., Papadatou-Pastou, M., & Ocklenburg, S. (2025). Handedness in mental and neurodevelopmental disorders: A systematic review and second-order meta-analysis. Psychological Bulletin, 151(4), 476–512. https://doi.org/10.1037/bul0000471

4 📌 Serien machen krank? Arzt-TV steigert Angst vor OPs

Wer regelmäßig Krankenhausserien schaut, hat mehr Angst vor Klinikaufenthalten und ist unzufriedener mit der Visite. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von PD Dr. Kai Witzel am St. Elisabeth Krankenhaus Hünfeld. Befragt wurden 162 Patient:innen zu ihren Fernsehgewohnheiten und ihrer OP-Angst. Die „Serienjunkies“ zeigten deutlich größere Sorgen vor Eingriffen wie Gallenblasen-OPs oder Leistenbrüchen.

Grund ist laut Witzel die Verzerrung im Fernsehen: Dramen im OP-Saal erhöhen die Quote, aber nicht die Realität. Medienforscher sprechen hier von der „Kultivierungshypothese“ – wer viel TV schaut, übernimmt dessen Weltbild. Patienten erwarten daher unrealistische Abläufe und bewerten ärztliche Gespräche kritischer.

TV-Arztserien beeinflussen also, wie medizinische Realität wahrgenommen wird. Witzel plädiert für mehr Raum und Zeit für das Gespräch zwischen Arzt und Patient. Ein modernes Krankenhaus müsse hier auch kommunikativ mit Serienhelden mithalten. Sein Vorschlag: „Besser zuhören – das ist unser Marketingvorteil.“ „Emergency Room“ sei noch die realistischste Serie, sagt Witzel, persönlich möge er aber lieber „Scrubs“. Die Studie wurde bereits 2008 veröffentlicht, bleibt aber angesichts des Serienbooms aktuell. Denn je nach Sender, Streaming-Plattform und Ausstrahlungszeitraum laufen aktuell im deutschsprachigen Raum etwa 15 bis 20 Arztserien regelmäßig im Fernsehen oder auf Abruf. Dazu zählen Klassiker wie In aller Freundschaft, Der Bergdoktor, Emergency Room oder Grey’s Anatomy, aber auch neue Produktionen wie Die Spreewaldklinik (SAT.1), Doc (Netflix) oder Malpractice (Prime Video), The Good Doctor (WOW und Prime Video), Atlanta Medical (Disney+) oder Doc – Nichts als die Wahrheit (RTL+).

💡
Die Kultivierungshypothese ist eine im Rahmen der Medienwirkungsforschung von dem Kommunikationswissenschaftler George S. Gerbner und der Annenberg School of Communication, Philadelphia, seit Ende der 1960er Jahre entwickelte Theorie, nach welcher eine nachhaltige Einflussnahme durch das Fernsehen und die in den Programmen vermittelten Inhalte auf das Weltbild des Rezipienten angenommen wird.
s.a. Wulff, H.J., Lehmann, I. (2008). Kultivierungshypothese (Cultivation Hypothesis). In: Sander, U., von Gross, F., Hugger, KU. (eds) Handbuch Medienpädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8_38

👉 Mehr zur TV-Studie von Witzel auf den Seiten des Ärzteblatts

5 📌 Demenz ist nicht geschlechtsneutral – neue Studie beleuchtet Unterschiede

Was man weiss: Frauen sind häufiger von Demenz betroffen und erleben die Erkrankung oft anders als Männer – etwa mit mehr depressiven oder wahrnehmungsverändernden Symptomen. Männer zeigen dagegen öfter starke Unruhe. In Pflege und Versorgung wird diesem Unterschied bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Das Forschungsprojekt ParGenDA der Universität Witten/Herdecke (UW/H) und der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) will das ändern. Ziel ist es, gemeinsam mit Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten zu ermitteln, was eine gendersensible psychosoziale Unterstützung braucht. Dazu werden Erfahrungen zu Belastungen und sozialen Auswirkungen gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet. Am Ende steht eine Prioritätenliste bislang unbeantworteter Forschungsfragen zur geschlechterspezifischen Versorgung.

Auch pflegende Angehörige sollen stärker berücksichtigt werden – insbesondere Männer, die bisher wenig sichtbar sind.„Viele Angebote richten sich vor allem an Frauen“, so Pflegeforscherin Prof. Dr. Margareta Halek. Gleichzeitig stellen sich geschlechtsbezogen unterschiedliche Anforderungen an die Pflege selbst.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert. Langfristig sollen die Ergebnisse in Studien, Programme und die Praxis einfließen – etwa in Ausbildung oder neue Angebote. „Wir brauchen eine Forschung, die nah an der Lebensrealität von Betroffenen ist“, sagt Saskia Weiß, Geschäftsführerin der DAlzG. „Nur wer die richtigen Fragen stellt, kann auch die richtigen Antworten finden – und die Versorgung so optimieren, dass sie den Menschen wirklich hilft.“  

Weiterlesen auf den Seiten der Universität Witten/Herdecke

PLUS …

📺 Hingeschaut

Vaseline Verified – Wenn Internet-Hacks auf Wissenschaft treffen

Beim diesjährigen Cannes Lions Festival wurden in der Kategorie Health & Wellness 90 Arbeiten mit Awards ausgezeichnet, darunter sechs Gold- und elf Silberlöwen. Mit der Kampagne Vaseline Verified gewann Ogilvy Singapur den Grand Prix in der Kategorie Health & Wellness. Die Idee: Die vielfältigen Anwendungstipps zu Vaseline, die auf sozialen Medien kursieren, werden systematisch überprüft – wissenschaftlich fundiert und mit einem Augenzwinkern wiedergegeben. TikTok-Beauty-Tipps treffen sozusagen auf Laborkittel: Vaseline bekommt ein Gütesiegel! In der Kampagne nimmt Ogilvy Singapur die wildesten Internet-Hacks rund um die Wundercreme unter die Lupe – von glänzenden Augenbrauen bis zu quietschfreien Türscharnieren. Mit dem Charme eines Wissenschafts-Youtube-Kanals und der Coolness eines Influencer-Reels wird getestet, geschmiert, verworfen und gefeiert. Ergebnis: Einige Lifehacks bekommen das offizielle „Vaseline Verified“-Siegel – andere landen im digitalen Kuriositätenkabinett.

Aus Deutschland schafften es zwei Beiträge auf die Shortlist; Serviceplan München gewann Silber für Breastmilk Money, eine Kampagne für das nigerianische Fintech Herconomy. Loved Hamburg blieb mit "Redesigning Sex Ed" auf der Auswahlliste.
Weitere Health-Gewinner der Cannes Lions 2025 auf den Seiten von healthcaremarketing

💬 Über unseren Tellerrand

1️⃣ Genetisches Frühwarnsystem: SNP-Array zur Arterhaltung der Koalas

Plüschig, charmant – und bedroht: Der Koala steht sinnbildlich für Australien, doch seine Zukunft ist ungewiss. Buschbrände, Abholzung und Krankheiten setzen seiner Art stark zu. Die Weltnaturschutzunion führt das Tier inzwischen als gefährdet. Besonders kritisch: die schwindende genetische Vielfalt durch isolierte Populationen.

Michaela Blyton, The University of Queensland

„Inzucht wird zur ernsten Bedrohung für die Gesundheit der Tiere“, warnt Lyndal Hulse von der University of Queensland. Ihr Team hat deshalb ein neues Werkzeug entwickelt: ein SNP-Array. Das Screening-Tool analysiert Koala-DNA besonders präzise und soll helfen, die genetische Vielfalt gezielt zu erhalten. Das Koala-SNP-Array kann DNA von guter Qualität aufnehmen und eignet sich daher für die großangelegte Überwachung wilder Koalapopulationen“, erklärt Saurabh Shrivastava von der Australian Genome Research Facility. Im Idealfall können die damit durchgeführten genetischen Analysen dabei helfen, Koalas gezielt umzusiedeln, um so die genetische Vielfalt der verschiedenen Populationen weiterhin zu gewährleisten. Langfristiges Ziel ist es, gesunde Paarungen zu fördern und die Art zu stabilisieren. „Ohne aktives Gegensteuern könnten Koalas in 50 Jahren nur noch in Zoos leben“, so Hulse. Das neue Gen-Tool ist ein Hoffnungsschimmer für Artenschützer weltweit. Während Koalas in den Bäumen ruhen, ist die Wissenschaft wach und entschlossen. Denn der Erhalt dieser ikonischen Spezies braucht nicht nur Schutzräume – sondern auch Hightech. Australien setzt auf Präzisionsgenetik, um seine Baumbewohner zu bewahren. Und vielleicht können künftige Generationen Koalas wieder dort sehen, wo sie hingehören: frei und friedlich in den Wipfeln.
Weiterlesen auf den Seiten von scinexx

2️⃣ Extreme Lebensräume: Überlebenskünstler der Hitze

Ob in glühend heißen Wüsten oder an kochenden Tiefseequellen – selbst in den extremsten Hitzeregionen der Erde hat sich das Leben behauptet. Die Natur hat im Laufe der Evolution beeindruckende Strategien entwickelt, um selbst bei sengender Hitze zu überleben. Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zeigt in ihrem aktuellen Forschungsmagazin zum Thema Hitze zehn faszinierende Arten, die es mit der Hitze aufnehmen – und dabei außergewöhnliche Wege gehen. MINQ stellt ihre TOP drei vor:

1. Schnäuzen - Kühltrick aus der Schnauze
In Australiens heißen Trockenzonen setzt der Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) auf eine ungewöhnliche Hitzestrategie: Statt zu schwitzen, bildet er Schleimbläschen an seiner gut durchbluteten Nase. Diese verdunsten und erzeugen dadurch Kühle – ganz ohne Schweiß. Zusätzlich stellt das stachelige Säugetier bei Bedarf seine isolierenden Stacheln auf, um die darunterliegende Haut zur Wärmeabgabe zu nutzen. Ein cleveres Doppelprinzip aus Schnauzenkühlung und Hitzestrahlung.

Foto: https://www.lmu.de/de/die-lmu/struktur/zentrale-universitaetsverwaltung/kommunikation-und-presse/forschungsmagazin/hitze-01-2025/extremophile/

2. Trockenschlaf bei Höchsttemperaturen
Bärtierchen zählen zu den extremsten Überlebenskünstlern der Natur. In feuchten Lebensräumen zu Hause, überstehen sie große Hitze, indem sie in einen Ruhezustand verfallen. Dabei verlieren sie bis zu 90 % ihres Körperwassers und nehmen eine getrocknete, nahezu mumifizierte Form an – das sogenannte „Tönnchenstadium“. In diesem Zustand können Arten wie Viridiscus viridianus Temperaturen von bis zu 95 °C überstehen. Wie genau sie diesen thermischen Extremzustand überleben, ist noch Gegenstand intensiver Forschung. Sie gehören aber zu den wenigen bekannten Lebewesen, die das Vakuum des Weltalls überleben können: In einer spektakulären Studie wurden 2007 getrocknete Bärtierchen mit der Foton-M3-Mission ins All geschickt. Dort waren sie extremer Kälte, kosmischer Strahlung und UV-Licht ausgesetzt – und überlebten.

Foto: spektrum.de

3. Meister der Trockenpause
Schnecken gibt es auch in der Wüste – und zwar bestens angepasst: Die Steppenschnecken (Sphincterochilidae) trotzen Hitze von bis zu 70 °C und Trockenheit mit einer klugen Strategie. Aktiv werden sie nur nach seltenen Regenfällen. Die restliche Zeit verbringen sie regungslos im Inneren ihres kalkweißen Gehäuses, das die Sonnenstrahlen reflektiert und so die Hitze abhält. In besonders kargen Monaten graben sie sich zusätzlich in den Boden ein und verfallen in eine Art Sommerschlaf. Aktiv sind sie nur an rund 20 Tagen im Jahr – nach Regen und im Winter – um zu fressen, sich zu paaren und Eier zu legen. Die restliche Zeit verbringen sie im Ruhezustand, oft vergraben im Boden: im Negev 1–5 cm tief, am Toten Meer bis zu 10 cm. Manche verstecken sich zusätzlich unter Steinen. So überstehen sie jahrelang ohne Nahrung oder Wasser.

📣 Ankündigungen

1️⃣ Wenn Schmerzen zur Regel werden – Experten klären auf

Starke Regelschmerzen, unerfüllter Kinderwunsch – Sie gilt als eine der häufigsten, aber am schwersten zu erkennenden gynäkologischen Erkrankungen: Endometriose. Viele Betroffene leiden unter vielfältigen Symptomen – oftmals über Jahre hinweg, ohne zu wissen, dass Endometriose die Ursache ist. Nächste Woche lädt das Universitäts-Endometriosezentrum Tübingen zu einer kostenfreien Informationsveranstaltung ein. Die chronische Erkrankung betrifft rund zwei Millionen Frauen in Deutschland – viele leiden jahrelang, ohne eine Diagnose. Typische Beschwerden sind starke Menstruationsschmerzen, Schmerzen beim Sex, beim Wasserlassen oder Stuhlgang. Auch hormonelle Veränderungen und ein unerfüllter Kinderwunsch können Hinweise sein. Fachärztinnen und -ärzte aus Gynäkologie und Anästhesiologie informieren über Diagnose, Therapie und Alltag mit Endometriose. Betroffene und Interessierte erhalten fundiertes Wissen und Raum für Austausch. Eine Patientin berichtet zudem aus ihrer persönlichen Erfahrung.

Die Teilnahme ist auch online möglich: Link zum Livestream.

💡
Die Universitäts-Frauenklinik Tübingen ist als zertifiziertes Zentrum für Endometriosebehandlung nicht nur klinisch, sondern auch wissenschaftlich führend: Mit ihrer Beteiligung an nationalen Forschungsverbünden wie ENDO-RELIEF oder dem Versorgungsprojekt ENDO-EVE treibt sie die Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Ansätze sowie digitaler Patientenbegleitung voran.

📅 Wann: 2. Juli 2025, 17.30 – 19 Uhr

📍 Wo: Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Hörsaal, Calwerstraße 7, 72076 Tübingen

2️⃣ Infoabend gegen Kinderübergewicht

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas – also starkem Übergewicht – nimmt besorgniserregend zu. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm will informieren und aufklären. Unter der Leitung von MINQ-Spezialist Prof. Dr. Martin Wabitsch, Experte für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie werden aktuelle Ansätze zur Behandlung von starkem Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen vorgestellt. „Unser Ziel ist es, mit dieser Informationsveranstaltung mehr Bewusstsein zu schaffen und Betroffene sowie ihre Familien zu unterstützen“, so Wabitsch. „Darüber hinaus möchten wir innovative Behandlungsansätze präsentieren, die bei der Bewältigung von starkem Übergewicht helfen können.“ Nach dem Vortrag haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. Ziel ist es, Betroffene und Familien zu stärken und Lösungen aufzuzeigen. Nach dem Vortrag gibt es die Gelegenheit für Fragen und Austausch. Eingeladen sind Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und deren Angehörigen sowie Fachkräfte aus Medizin und Therapie. Eine digitale Teilnahme ist ebenfalls möglich. Die Zugangsdaten für die Webex-Veranstaltung werden nach Anmeldung zugesendet.

Weiteres hierzu auf den Seiten des UKU

Anmeldungen werden erbeten per E-Mail an sekretariat.pedu@uniklinik-ulm.de mit folgenden Angaben: Namen der teilnehmenden Personen und, ob Teilnahme vor Ort oder remote.

📅 Wann: 17. Juli 2025, 18 bis 19 Uhr

📍 Wo: Konferenzraum der Klinik für Kinder und Jugendmedizin, UK Ulm - Standort Michelsberg, Eythstraße 24, 89075 Ulm / digital via Webex

🗞️ Newsletter

Kommentare