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🗞 23/2024

EPRD Klassifikation setzt weltweiten Standard · Restless Legs Syndrom · Online Hautcheck · ZPM am UK Düsseldorf · MINQs Choice: Prof. Dr. med. Karsten Junge · PD Dr. med. Adam Chaker · Dr. med. Frank Schemmann

Karl-Richard Eberle
Karl-Richard Eberle

📌 5 weekly picks

1 📌 Endoprothesenregister Deutschland und britisches National Joint Registry setzen weltweit den Standard

Das Endoprothesenregister Deutschland EPRD kann zusammen mit der britischem National Joint Registry NJR einen großen Erfolg verbuchen: Die Implantatklassifikation der beiden Register wurde auf dem diesjährigen 13. International Congress of Arthroplasty Registries (ISAR Congress) in Hamburg  zum weltweiten Standard erhoben.

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Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) ist mit mehr als 2,8 Millionen erfassten Dokumentationen Europas drittgrößtes Register für Endoprothetik. Ziel ist die Qualitätsmessung und -darstellung der endoprothetischen Versorgung in Deutschland. Das EPRD wurde 2010 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) gemeinsam mit dem AOK-Bundesverband GbR, dem Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) sowie dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) als freiwilliges Register aufgebaut. Betreiber des EPRD ist die gemeinnützige EPRD Deutsche Endoprothesenregister gGmbH, eine hundertprozentige Tochter der DGOOC.

Das Outcome einer endoprothetischen Versorgung hängt maßgeblich von drei Faktoren ab: dem Leistungserbringer, der Patienten-Compliance und dem Implantat. Das EPRD hat vor elf Jahren gemeinsam mit der Industrie eine Produktdatenbank aufgebaut, die detaillierte Informationen über Produkteigenschaften (Geometrie, Oberflächenbeschaffenheit, Material) und Funktionalitäten von mittlerweile mehr als 70.000 Implantatkomponenten enthält. In langjähriger Zusammenarbeit mit dem britischen NJR wurde das Klassifizierungssystem zwischen den beiden Registern harmonisiert. Durch die einheitlichen Klassifizierungsmerkmale werden zukünftig registerübergreifende Analysen einfacher durchführbar, die in bestimmten Fällen eine noch bessere Beurteilung von Produkten und Implantateigenschaften ermöglichen, die sich in der Praxis nicht bewährt haben. Diese Angleichung trägt kontinuierlich zur Transparenz einer Verbesserung der Patientenversorgung bei.

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2 📌  Restless Legs Syndrom kann jeden betreffen - unabhängig vom Alter

Das Restless Legs Syndrom RLS ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, die aber nach wie vor als eine unzureichend erkannte Erkrankung gilt. Das RLS kann jeden, unabhängig vom Alter, betreffen kann. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Meist tritt das RLS im mittleren Lebensalter auf, mitunter aber auch schon in jungen Jahren

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Wörtlich übersetzt bedeutet Restless Legs Syndrom so viel wie „Syndrom der unruhigen Beine“. Diese Bezeichnung geht auf den schwedischen Neurologen Karl Axel Ekbom zurück, nach dem das Syndrom auch als Willis-Ekbom-Krankheit (WED) bezeichnet wird. Charakteristisch für ein RLS ist ein Bewegungsdrang vor allem in den Beinen, aber auch in anderen Körperregionen, das mit einem breiten Spektrum von Missempfindungen bis hin zu Schmerzen verbunden ist und vorwiegend in Ruhesituationen auftritt. Patient:innen leiden unter chronischem Schlafmangel, einer erheblich reduzierten Lebensqualität und einem schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand. Die vielschichtige Erkrankung entsteht durch komplexe Wechselwirkungen zwischen genetischen und Umweltfaktoren, allerdings ist die ihr zugrunde liegende Biologie noch weitgehend unbekannt, was die Entwicklung wirksamer Behandlungs- und Präventionsstrategien erschwert.

Forschende von Helmholtz Munich und der Technischen Universität München (TUM) haben nun zusammen mit einem internationalen Forscherteam die bisher größte genetische Untersuchung des Restless Legs Syndroms durchgeführt.

„Wir haben einen leistungsstarken Datensatz erstellt, der es uns ermöglicht hat, eine signifikante Anzahl genetischer Risikoorte und potenzieller Arzneimittelziele zu identifizieren. Diese Erkenntnisse stellen einen großen Schritt zur Verbesserung der Patientenversorgung dar“, sagt Dr. Barbara Schormair, stellvertretende Leiterin des Instituts für Neurogenomik bei Helmholtz Munich, Hauptkoordinatorin und eine der Erstautorinnen der Studie.

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Originalpublikation:
Schormair et al., 2024: Genome-wide meta-analyses of restless legs syndrome yield insights into genetic architecture, disease biology, and risk prediction. Nature Genetics.
https://www.nature.com/articles/s41588-024-01763-1

Zur Originalmeldung von Helmholtz

Die Deutsche Restless Legs Vereinigung bietet neben zahlreichen Informationen auch einen Selbsttest an

Kurzvideo: RLS und der Nutzen genetischer Forschung
“Wenn ich die Gene und eventuelle Veränderungen daran kenne, kann ich viel besser feststellen, welches die Ursachen für das Restless Legs Syndrom sein könne…

3 📌 Schnell und praktisch: Hautärzte mit Online Hautcheck

Nützlich für Hautpatient:innen ist, was inzwischen mehr als 600 niedergelassene Dermatolog*innen in Deutschland anbieten: einen Online Hautcheck der Plattform onlinedoctor.de, dessen Kosten inzwischen die meisten Krankenkassen übernehmen. Alles, was die Patient:innen tun müssen, ist, einen Arzt oder eine Ärztin in dem Portal auszuwählen, einige Fragen beantworten und drei Bilder hochladen, um das Hautproblem zu beschreiben. Anschließend erhalten sie innerhalb von durchschnittlich 7 Stunden eine Diagnose und einen Behandlungsplan zurück.

Bildnachweis: www.onlinedoctor.de

Überblick teilnehmende Krankenversicherungen

4 📌 UK Düsseldorf jetzt auch mit Zentrum für Personalisierte Medizin für Krebserkrankungen

Nicht alle Patient*innen reagieren gleich gut auf eine Therapie. Das liegt daran, dass jeder Mensch über eine ganz eigene genetische Ausstattung verfügt. Die gleiche Krankheit kann deshalb bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Ursachen aufweisen oder Medikamente werden auf verschiedene Art und Weise vom Körper verarbeitet. Hier kommen maßgeschneiderte Krebstherapien ins Spiel. Sie umfassen neue diagnostische Methoden wie molekular-genetische Untersuchungen von Tumorgewebe oder Blut, um nach den besonderen Veränderungen zu fahnden, die die jeweilige Tumorzelle charakterisieren und die auch die Ursache des Tumorwachstums sind.

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Die unterschiedlichen Krankheitsursachen zu identifizieren und dementsprechend die Behandlung anzupassen, ist Ansatz der personalisierten oder individualisierten Medizin. Maßgeschneiderte Krebstherapien umfassen neue diagnostische Methoden wie molekular-genetische Untersuchungen von Tumorgewebe oder Blut, um nach besonderen Veränderungen, die die Tumorzelle charakterisieren und die auch Ursache des Tumorwachstums sind.

Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft: Onko-Internet-Portal

Seit über einem Jahr werden von der Deutschen Krebsgesellschaft nun Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) zertifiziert, um für Patient*innen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen Therapieempfehlungen auf Basis der Genommedizin zu erarbeiten, wenn die Standardtherapien keine Option mehr darstellen oder wenn bei seltenen Krebserkrankungen solche gar nicht vorhanden sind. Mit der Charité in Berlin und dem Universitätsklinikum Freiburg wurden 2023 die erste Zentren erfolgreich zertifiziert. Inzwischen sind weitere Kliniken diesem Beispiel gefolgt. Alle derzeit 21 ZPM sind innerhalb des Deutschen Netzwerks Personalisierte Medizin (DNPM) miteinander vernetzt und generieren damit gemeinsam Wissen innerhalb der Versorgungsstrukturen.

Am Universitätsklinikum Düsseldorf wurde nun das Zentrum für Personalisierte Medizin – Onkologie (ZPM-O) von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert und ist damit wichtige Anlaufstation für erkrankte Menschen.

„Um für möglichst viele Menschen einen Zugang zur Personalisierten Medizin zu schaffen, arbeitet das ZPM-O Düsseldorf mit zahlreichen Zuweisenden nicht nur innerhalb des UKD, sondern auch aus anderen Krankenhäusern, MVZs und Praxen zusammen“, so Prof. Dr. Irene Esposito, Sprecherin des ZPM-O Düsseldorf und Direktorin des UKD-Instituts für Pathologie. Das ZPM-O Düsseldorf ist Teil des Deutschen Netzwerks für Personalisierte Medizin (DNPM) und hat als Ziel, die Versorgungsstrukturen der Personalisierten Medizin in ganz Deutschland aktiv mitzugestalten.

Zur Originalmeldung des UK Düsseldorf

Übersicht 21 dnpm-Zentren

5 📌 Besondere Ehrung

Der MINQ-Spezialist Professor Dr. Rolf-Markus Szeimies, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie im Klinikum Vest, hat eine besondere Ehrung erfahren. Er ist weltweit der produktivste Autor im Bereich der Forschung zur Photodynamischen Therapie bei Hautkrebs. Durch die Kombination spezieller Lichtstrahlen und chemischer Wirkstoffe wird mit der Photodynamischen Therapie (PDT) das krankhafte Gewebe bei Hautkrebs gezielt zerstört. Professor Szeimies befindet sich auf der Liste der Top-Autoren mit den meisten Veröffentlichungen auf Platz 1 und wird damit als produktivster Autor gelistet. Die Liste wurde Ende 2023 in einem wissenschaftlichen Artikel auf pubmed veröffentlicht und basiert auf einer bibliometrischen Analyse. Prof. Szeimies befindet sich seit 2014 auf der Liste der besonders empfohlenen MINQ-Spezialist:innen für Hautkrebs. Bis 2020 wurde die Liste für den FOCUS recherchiert, seit 2022 wird sie im STERN publiziert.

📬 In unserer Mailbox

Der Schulter- und Ellbogenspezialist Prof. Dr. Frank Martetschläger, von MINQ seit 2020 in bei den herausragenden Spezialisten für Schulter- und Ellenbogenchirurgie gelistet, wurde auf dem diesjährigen ESSKA (European Society for Sports Traumatology, Knee Surgery and Arthroscopy) Kongress in Mailand zum 8. Vorsitzenden der Europäischen Schultervereinigung ESA (European Shoulder Associates) ernannt. Prof. Dr. Martetschläger wird die Vereinigung für die Jahre 2024 - 2026 leiten.

Prof. Martetschläger ist seit 2015 am Deutschen Schulterzentrum, ATOS Klinik München tätig.

Zur Originalmeldung der ESKA

💬 Über den Tellerrand

Experten-Sommertipps: “Was ich als Orthopäde und Unfallchirurg nie machen würde”

Prof. Dr. Andreas Seekamp, Präsident der DGOU, Direktor der gemeinsamen Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Kiel, und MINQ-Spezialist für Unfallchirurgie seit 2015 gibt Hinweise, wo typische Sommer-Unfallgefahren lauern und wie man sie einfach umgehen kann.

Diese vier typischen saisonalen Verletzungen führen Seekamps Hitliste an:

  • Ringfinger-Verletzung durch nächtliche Abenteuer mit Risiken
  • Knochenbrüche und Kopfverletzungen durch Kopfsprünge ins Ungewisse
  • Verletzung des Gesichtsschädels durch hohe Windgeschwindigkeiten und Kontrollverlust auf dem Wasser
  • Verbrennungen durch Sonne und Wind am Strand – eine gefährliche Kombination

Das Nähere (medizinische Beschreibungen) zu diesen Risiken und ihre (leichte) Vermeidung lesen sie hier ⇒

📣 Termin

📆 Deadline 30. Juni 2024 : Welche Entwicklungen gibt es in der Erforschung psychischer Erkrankungen? Wie lässt sich die Versorgung von Patientinnen und Patienten in Psychiatrie und Psychotherapie weiter verbessern? Wie können die gesellschaftliche Akzeptanz psychischer Erkrankungen gestärkt und Betroffene entstigmatisiert werden? Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. DGPPN fördert Innovationen auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit und ehrt herausragende Beiträge mit Preisen in Höhe von insgesamt fast 100.000 Euro.

Bewerbungen sind bis zum 30. Juni 2024 möglich. Die Auszeichnungen werden auf dem DGPPN Kongress im November in Berlin verliehen.

Alle Informationen zu den Preisen finden Sie hier

📣 Ankündigung

Das Deutsche Netzwerk für Personalisierte Medizin (DNPM) hält seinen Jahreskongress ab.

📅 Wann: 18. Juni 2024, Beginn 09:30 Uhr

📍 Wo: Landesvertretung Baden-Württemberg, Tiergartenstraße 15, 10785 Berlin

Die Agenda

Zur Online Anmeldung


🏆 MINQs Choice

Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten, die seit 1997 regelmäßig zuerst in der Zeitschrift FOCUS publiziert wurden und seit 2022 im Magazin stern erscheinen, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik - gewissermaßen in eigener Sache - jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen. Wir freuen uns besonders auf thematische Anregungen aus diesem Kreis und stellen diese gerne in unseren weekly picks vor.

Prof. Dr. med. Karsten Junge - MINQ-Spezialist seit 2016

PD Dr. med. Adam Chaker - MINQ-Spezialist seit 2021

Dr. med. Frank Schemmann - MINQ-Spezialist seit 2016

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