đ 20/2025
Nichtnutzung von KI ist ethisch bedenklich - KĂŒnstliche Intelligenz wird Medizin transformieren · Placebo und Nocebo: Wie Erwartungen Schmerzen beeinflussen · 10 Talente, die die Welt verĂ€ndern · Ansichtssache: Menschliche PrĂ€parate im Museum · Taubheit: Hoffnung durch Gentherapie
đ 5 weekly picks
1 đ KĂŒnstliche Intelligenz wird Medizin transformieren â ihre Nichtnutzung ist ethisch bedenklich
âWir werden uns alle mit KĂŒnstlicher Intelligenz beschĂ€ftigen mĂŒssen â und wir sollten es auchâ, betont Dr. Christian Becker, Sprecher der Jungen DGIM, beim Kongress der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Innere Medizin (DGIM). FĂŒr den Kardiologen am UniversitĂ€tsklinikum Göttingen steht fest: KI zĂ€hlt zu den tiefgreifendsten UmwĂ€lzungen in der Geschichte der modernen Medizin â vergleichbar mit der EinfĂŒhrung der Antibiotika oder der bildgebenden Diagnostik.Wenn KI-Systeme in der Diagnostik oder Therapie nachweislich bessere Ergebnisse liefern als der Status quo, ist deren Nichtnutzung nicht nur fahrlĂ€ssig â sie ist ethisch bedenklich. Ărzte mĂŒssten diese Verantwortung ernst nehmen. Es sei nicht akzeptabel, digitale Innovationen ausschlieĂlich der Industrie zu ĂŒberlassen â medizinisches Fachwissen gehöre von Anfang an in die Entwicklung integriert.
KI verĂ€ndert die Arzt-Patient-Beziehung â und das ist gut so
Die Digitalisierung verĂ€ndert nicht nur Arbeitsprozesse, sondern auch die Beziehung zu den Patient:innen. Menschen kommen zunehmend mit vorab generierten Diagnosen aus KI-Apps in die Praxis. Dies eröffnet Chancen fĂŒr eine besser informierte, aktivere Rolle der Patient:innen â sofern Ărztinnen und Ărzte sie kompetent begleiten können. Konkret kommen KI-Systeme heute bereits zum Einsatz zum Beispiel bei:
· Radiologie: automatische Erkennung von Tumoren in CT- und MRT-Bildern
· Kardiologie: KI-gestĂŒtzte Auswertung von EKGs zur Erkennung von Vorhofflimmern
· Onkologie: personalisierte Therapieempfehlungen auf Basis genomischer Daten
· Notaufnahmen: Triage-Systeme, die Risiken schneller und objektiver einschÀtzen
Zahlreiche Studien belegen: KI kann bereits heute in ausgewĂ€hlten Bereichen menschliche Diagnostik ĂŒbertreffen â nicht, um sie zu ersetzen, sondern zu ergĂ€nzen. Prof. Martin Hirsch, Leiter des Instituts fĂŒr KĂŒnstliche Intelligenz in der Medizin an der UniversitĂ€t Marburg, geht noch einen Schritt weiter: Ein âHippokratischer Eid fĂŒr KI-Entwicklerâ sei nötig, um Vertrauen zu schaffen. Ărzt:innen mĂŒssten sicher sein, dass die eingesetzten Systeme ihre Berufsethik respektieren und Transparenz, Datenschutz, medizinische Sorgfalt berĂŒcksichtigen. Europa dĂŒrfe sich nicht von auĂereuropĂ€ischen Entwicklungen abhĂ€ngig machen, sondern solle aktiv gestalten. Dabei mĂŒsse sich die Entwicklung an medizinischem Bedarf orientieren â nicht allein an technischer Machbarkeit. Das Fazit: KI darf kein Selbstzweck sein. Becker und Hirsch sind sich einig: KI muss die Patientenversorgung verbessern, nicht verwalten. Dazu gehören auch eine praxistaugliche elektronische Patientenakte, sinnvolle Telemedizin und die strukturierte Nutzung klinischer Daten fĂŒr Forschung und Versorgung. BĂŒrokratische HĂŒrden fĂŒr digitale Innovationen mĂŒssen gezielt abgebaut werden â sonst verpufft das Potenzial, das KI in der Medizin entfalten könnte.
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2 đ Angeborene Taubheit: Hoffnung durch Gentherapie
Kinder mit genetischer Schwerhörigkeit könnten bald ohne Hörimplantat hören. Im April 2025 fĂŒhrte die UniversitĂ€tsklinik TĂŒbingen die erste gentherapeutische Behandlung in Deutschland durch. Die Therapie zielt darauf ab, das Otoferlin-Gen zu ersetzen, das fĂŒr die Signalweiterleitung im Innenohr entscheidend ist.
Erste internationale Ergebnisse zeigen vielversprechende Fortschritte. Bis zu 80 % der frĂŒhkindlichen Schwerhörigkeit sind genetisch bedingt, davon bis zu 8 % durch Mutationen im Otoferlin-Gen. Betroffene Kinder erhalten bisher Cochlea-Implantate, die das Hörvermögen elektrisch stimulieren. Die Gentherapie könnte nun eine ursĂ€chliche Lösung bieten. Eine gesunde Kopie des Gens wird mittels eines Vektors direkt in die Cochlea eingebracht.
Die CHORD-Studie untersucht die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Therapie in vier LĂ€ndern. Erste Ergebnisse zeigen deutliche Verbesserungen bei Kindern nach der Behandlung. Ein britisches Kind reagierte bereits nach sechs Wochen auf GerĂ€usche. Die Studie wird weitergefĂŒhrt, um Langzeitergebnisse zu erhalten. Experten betonen, dass Gentherapien frĂŒhzeitig erfolgen sollten. Das UniversitĂ€tsklinikum TĂŒbingen unterstĂŒtzt die Forschung intensiv. Gentherapien sollen bestehende Lösungen ergĂ€nzen, nicht ersetzen. Patient:innen sollen kĂŒnftig zwischen verschiedenen Therapieoptionen wĂ€hlen können.
Dr. Tobias Peters, UniversitĂ€tsklinikum TĂŒbingen, Elfriede-Aulhorn-Str. 5, 72076 TĂŒbingen, DeutschlandTel.: 07071 29-84894 oder -64349, E-Mail: uktee@med.uni-tuebingen.de
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3 đ Placebo und Nocebo: Wie Erwartungen Schmerzen beeinflussen
Der Placebo-Effekt lindert Symptome, selbst wenn eine Behandlung objektiv unwirksam ist. Der Nocebo-Effekt kann das Gegenteil bewirken â negative Erwartungen verstĂ€rken Beschwerden. Eine neue Studie der Medizinischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t Duisburg-Essen und der UniversitĂ€tsmedizin Essen liefert ĂŒberraschende Erkenntnisse zur Rolle des Botenstoffs Dopamin bei der Entstehung von positiven Behandlungserwartungen und dem Placeboeffekt.
Ein Forschungsteam des Sonderforschungsbereichs âTreatment Expectationâ um Prof. Dr. Ulrike Bingel, Professorin fĂŒr klinische Neurowissenschaften und Leiterin der universitĂ€ren Schmerzmedizin an der UniversitĂ€tsmedizin Essen, untersuchte, wie stark Placebo und Nocebo-Effekt sind. DafĂŒr setzte sie 104 gesunde Freiwillige zweimal kurzfristigen Hitzeschmerzen aus. Die Testpersonen bewerteten ihre Schmerzen auf einer Skala von 0 bis 100. Der Schmerzreiz war objektiv gleich, doch ihre Erwartungen wurden manipuliert. Am Vortag erhielten sie scheinbare elektrische Hautstimulationen zur SchmerzverstĂ€rkung oder -reduktion. TatsĂ€chlich wurde aber nur die Temperatur variiert. Die Ergebnisse zeigen: Unsere Erwartung beeinflusst das Schmerzempfinden stark. GesundheitsfachkrĂ€fte sollten ihre Wortwahl sorgfĂ€ltig wĂ€hlen, um unbeabsichtigte Nocebo-Effekte zu vermeiden. Denn die Erwartungshaltungen beeinflussen den Heilungsprozess erheblich. Das Bewusstsein darĂŒber könnte laut Forschenden die Therapien verbessern.
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Kunkel A & Asan L, KrĂŒger I, Erfurt C, Ruhnau L, Caliskan EB, et al. (2024) Dopamine has no direct causal role in the formation of treatment expectations and placebo analgesia in humans. PLoS Biol 22(9): e3002772.https://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.3002772
4 đ Neue Biomarker bei Multipler Sklerose: Was âBroad Rim Lesionsâ verraten
Chronische EntzĂŒndung sichtbar machen â und frĂŒher reagieren, denn es gibt einen Fortschritt in der MS-Diagnostik. Multiple Sklerose (MS) gilt als eine der komplexesten neurologischen Erkrankungen: Der Verlauf ist individuell, oft schubweise â und gerade in frĂŒhen Stadien schwer vorhersehbar. Eine internationale Studie bringt nun neue Klarheit: Ein groĂes Wissenschaftler:innen-Team um Luisa Klotz und Carolin Walter vom Department of Neurology der UniversitĂ€tsklinik MĂŒnster haben sogenannte Broad Rim Lesions als strukturell klar abgrenzbaren Biomarker identifiziert, der mit einem besonders aggressiven Verlauf assoziiert ist. Die LĂ€sionen wurden in MRT-Scans erkannt und weisen charakteristische, ringförmige Eisenablagerungen auf. Diese spiegeln chronische EntzĂŒndungsprozesse wider â insbesondere das anhaltende Vorhandensein von myeloiden Immunzellen an den LĂ€sionsrĂ€ndern. Diese EntzĂŒndungsringe sind wie ein FrĂŒhwarnsystem fĂŒr einen potenziell raschen Krankheitsverlauf.
Was bedeutet das fĂŒr Betroffene? Die Identifikation solcher LĂ€sionen könnte kĂŒnftig eine gezieltere und frĂŒhere therapeutische Intervention ermöglichen â insbesondere bei Patient:innen mit hoher KrankheitsaktivitĂ€t. Auch in der klinischen Forschung könnten Broad Rim Lesions als Surrogatmarker fĂŒr die Wirksamkeit neuer Medikamente dienen. Eine prĂ€zisere Prognose ermöglicht nicht nur individuelle Therapieentscheidungen, sondern könnte auch die LebensqualitĂ€t von MS-Patient:innen nachhaltig verbessern. FrĂŒh erkannt, gezielt behandelt â das bleibt das oberste Ziel.
Klotz, L., Smolders, J., Lehto, J. et al. Broad rim lesions are a new pathological and imaging biomarker for rapid disease progression in multiple sclerosis.
Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-025-03625-7Quelle: Nature Medicine, 29. April 2025
5 đ Bewegung hilft besser atmen
Der âLungensportâ feiert in diesem Jahr sein 25-jĂ€hriges Bestehen â und bleibt aktueller denn je. Als gezielte Bewegungstherapie fĂŒr Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD, Asthma oder Lungenfibrose hat er sich bundesweit etabliert. Ăber 2.000 Lungensportgruppen sind derzeit aktiv â und dennoch, so Experten, ist der Bedarf deutlich höher. âLungensport ist neben der medikamentösen Therapie die zweite SĂ€ule bei der Behandlung chronischer Lungenkrankheitenâ, erklĂ€rt Prof. Heinrich Worth, MitbegrĂŒnder der AG Lungensport und Vize-Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga. Die Bewegungseinheiten verbessern nicht die Lungenfunktion direkt, aber sie stĂ€rken Muskulatur und Herz-Kreislauf-System â mit positiven Effekten auf Belastbarkeit, Atemnot, Stimmungslage und LebensqualitĂ€t.
Warum es mehr Gruppen braucht
Deutschlandweit leben rund 14 Millionen Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen: 6,8 Mio. mit COPD (+8âŻ% seit 2010), 6,7 Mio. mit Asthma (+17âŻ% seit 2010), deutlich mehr FĂ€lle von Schlafapnoe (+92âŻ% in 10 Jahren). FĂŒr sie ist Lungensport eine lebensnahe ErgĂ€nzung zur medizinischen Versorgung. Doch laut Worth sind âweder die Existenz der Gruppen selbstverstĂ€ndlich noch ihr Ausbau ein SelbstlĂ€uferâ. Ziel mĂŒsse es sein, mindestens 2.500 Ortsgruppen und 1.000 Anbieter zu etablieren â mit gesicherter Finanzierung und Ă€rztlicher Betreuung.
Warum das wichtig ist: Lungensport senkt das Risiko fĂŒr Krankenhausaufenthalte, stĂ€rkt das Selbstmanagement und mindert depressive Symptome â also genau das, was ein resilientes Gesundheitssystem fördern sollte.
Weitere Informationen & Anlaufstellen:
đ„ïž www.lungensport.org
đ Empfehlungen & Schulungen der Deutschen Atemwegsliga: www.atemwegsliga.de
đŹ Ăber unseren Tellerrand
1ïžâŁ EuropĂ€ischer Erfinderpreis: 10 Talente, die die Welt verĂ€ndern
Ihre Erfindungen zeigen, wie Wissenschaft globale Probleme lösen kann! Das EuropĂ€ische Patentamt (EPA) prĂ€sentiert die Top 10 des Young Inventors Prize 2025. Die ausgezeichneten Innovatoren, alle unter 30 Jahre alt, entwickeln bahnbrechende Lösungen fĂŒr Nachhaltigkeit, Gesundheitswesen und Industrie im Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen. Aus ĂŒber 450 Bewerbungen ausgewĂ€hlt, zeigen ihre Projekte die transformative Kraft der Technologie.
Die Preisverleihung findet am 18. Juni in Reykjavik statt und wird weltweit live ĂŒbertragen. Drei Sonderpreise werden vergeben: World Builders fĂŒr Nachhaltigkeit, Community Healers fĂŒr Ressourcen-Zugang und Nature Guardians fĂŒr Ăkosystemschutz.
Ein zusĂ€tzlicher Peopleâs Choice Award wird durch Online-Abstimmung bestimmt. AntĂłnio Campinos, EPA-PrĂ€sident, betont den Innovationsgeist der jungen Erfinder. Sie bringen mutige Lösungen fĂŒr globale Herausforderungen und inspirieren zukĂŒnftige Generationen. Der Young Inventors Prize wĂŒrdigt ihren Einfallsreichtum.
Zu den Nominierten und ihren Ideen
Die Haltbarkeit von frischen Produkten verlĂ€ngern: Die ugandischen Unternehmer Sandra Namboozo und Samuel Muyita haben einen biologisch abbaubaren Beutel entwickelt, der das Reifen von FrĂŒchten verlangsamt, Lebensmittelverschwendung reduziert und Kleinbauern unterstĂŒtzt.
Lösungen zur Entsorgung von E-Abfall durch papierbasierte elektronische GerĂ€teteile: Die österreichische Industriedesignerin Franziska Kerber hat lösliche Komponenten fĂŒr GerĂ€te wie Router entwickelt, die eine einfachere RĂŒckgewinnung von wertvollen Metallen ermöglichen.
Nachhaltige Dichtstoffe fĂŒr die Luftfahrt: Der philippinische Luftfahrtingenieur Mark Kennedy Bantugon entwickelte ein aus landwirtschaftlichen AbfĂ€llen ein Dichtungsmittel fĂŒr Flugzeuge aus Pili-Baumharz, das eine nachhaltigere und weniger giftige Alternative zu vielen derzeit verwendeten Dichtstoffen darstellt.
Die Revolution des Recyclings seltener Erden: Die französisch-amerikanische Chemikerin Marie Perrin hat ein Verfahren zur Extraktion von Europium aus entsorgten Leuchtmitteln entwickelt, wodurch das Recycling einfacher und weniger giftig wurde.
Schadstoffe erfassen und die LuftqualitĂ€t verbessern: Die kolumbianische Unternehmerin Mariana PĂ©rez hat ein Direct Air Capture System entwickelt, das COâ, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid aus der Luft entfernt und so die Umwandlung von Schadstoffen in biologisch abbaubare Materialien ermöglicht.
KI-entwickelte Enzyme fĂŒr Industrie und Gesundheitswesen: Die litauischen Forscher Laurynas Karpus, Vykintas JauniĆĄkis und Irmantas Rokaitis haben eine KI-gestĂŒtzte Plattform fĂŒr die Entwicklung neuer Enzyme entwickelt, die unter anderem fĂŒr das Biomanufacturing und die Pharmazie bestimmt sind.
Smart Labels zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelvergiftungen: Die spanischen Erfinder Pilar Granado, Pablo Sosa DomĂnguez und Luis Chimeno haben biologisch abbaubare Smart Labels entwickelt, die die Frische von Lebensmitteln in Echtzeit ĂŒberwachen und so unnötige Lebensmittelverschwendung reduzieren.
Kohlenstoffabscheidung fĂŒr die Schifffahrt: Die Ingenieure Alisha Fredriksson (Schweden/GroĂbritannien) und Roujia Wen (China) bauten ein modulares CO2-Abscheidungssystem, das COâ in festen Kalksteinkugeln bindet und so die Emissionen bestehender Schiffe senkt.
Umwandlung von COâ-AbfĂ€llen in essenzielle Fasern: Die US-Wissenschaftler und Zwillingsschwestern Neeka und Leila Mashouf entwickelten ein Verfahren zur Umwandlung von industriellem COâ in Zellulose fĂŒr nachhaltige, biologisch abbaubare Materialien und andere Anwendungen.
Optimierte Halbleiterherstellung: Die slowenische Forscherin Teja PotoÄnik entwickelte eine automatisierte Plattform, um die Herstellung von Halbleiterbauelementen auf Nanomaterialien zu erleichtern und damit den Weg fĂŒr Mikrochips und Elektronik der nĂ€chsten Generation zu ebnen.
đ Weitere Informationen auf den Seiten des Epa und bei chemie.de
2ïžâŁ GrĂŒner Pfotenabdruck: Wie Hundebesitzer:innen COâ sparen können
Auch das noch! Eine Studie der australischen Curtin University zeigt, dass vegane HundeernĂ€hrung den COâ-FuĂabdruck reduziert. Die Massentierhaltung trĂ€gt erheblich zu den weltweiten COâ-Emissionen bei, auch durch Hundefutter. 1 % der landwirtschaftlichen FlĂ€che wird fĂŒr die Tierfutterproduktion genutzt. 13,5 % des Wildfischfangs flieĂen in Tierfutter statt in die menschliche ErnĂ€hrung. Laut TU Berlin verursacht ein Hund in 13 Jahren 8,2 Tonnen COâ â so viel wie 13 FlĂŒge BerlinâBarcelona. Optimiertes Hundefutter könnte die Umweltbelastung senken. Dabei wĂ€re vegane ErnĂ€hrung fĂŒr Hunde sogar möglich, solange alle NĂ€hrstoffe enthalten sind.
Eine Studie der University of Winchester zeigt, dass vegan ernĂ€hrte Hunde gesund bleiben. Hunde mit rohem Fleisch schnitten etwas besser ab, waren aber jĂŒnger, was das Ergebnis beeinflussen könnte. Rohfleisch birgt Risiken wie NĂ€hrstoffmĂ€ngel und Krankheitserreger. Vegane ErnĂ€hrung könnte daher die sicherste Option sein. Viele Halter entscheiden sich aus ethischen GrĂŒnden fĂŒr veganes Futter. Das Barf-Konzept mit rohem Fleisch wĂ€re die Gegenposition.
Was also können Hundebesitzer:innen tun, wenn sie Umwelt und Klima schonen wollen? Trockenfutter ist ökologischer als Nassfutter (vor allem wegen des Dosenblechs). Auch die GröĂe des Vierbeiners hat Auswirkungen. "Wie beim Auto gilt: Ein kleiner Hund ist fĂŒr das Klima und die Umwelt besser als ein groĂer", heiĂt es laut einer Studie der TU Berlin. Ein Dackel sei besser als eine Dogge.

đ Weiterlesen auf den Seiten des standard
Vegan versus meat-based dog food: Guardian-reported health outcomes in 2,536 dogs, after controlling for canine demographic factors
Andrew Knight, Alexander Bauer, Hazel J. Brownc https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2024.e35578
Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study
Kim Maya Yavor â , Annekatrin Lehmann, Matthias Finkbeiner, Institute of Environmental Technology, Technische UniversitĂ€t Berlin https://doi.org/10.3390/su12083394
đŁ AnkĂŒndigungen
1ïžâŁ Ansichtssache. Menschliche PrĂ€parate im Museum
Diese Ausstellung prĂ€sentiert keine aktuellen Forschungsergebnisse, sondern greift vielmehr die Frage nach dem angemessenen Umgang mit menschlichen PrĂ€paraten im Museum auf. Mit rund 100 Leihgaben aus Sammlungen in Berlin, Erlangen und MĂŒnchen testet das Medizinhistorische Museum das Potential von PrĂ€paraten im musealen Raum aus. In welche ZusammenhĂ€nge kann man sie stellen? Welche Funktionen können sie erfĂŒllen? Auf welche Weise kann man sie angemessen zeigen? Oder sollte man lieber ganz darauf verzichten?
Besucher erhalten hierzu Feedback-Karten, zudem gibt es eine Online-Befragung.
âAnsichtssacheâ findet in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-UniversitĂ€t Erlangen-NĂŒrnberg und dem Leibniz-Institut fĂŒr Wissensmedien TĂŒbingen statt.
Die eigene Vortragsreihe zur Ausstellung eröffnet unterschiedliche Perspektiven auf menschliche PrÀparate. Im Verlauf der Ausstellung kommen hier Expert:innen zu Wort, die beruflich mit PrÀparaten zu tun haben, und geben Einblick in ihre tÀgliche Arbeit.
Jeweils Mittwoch 19 Uhr, Dauer ca. 90 min., Eintritt frei. Einlass ab 18.00 Uhr mit Ăffnung der Sonderausstellung.
đ Weitere Informationen hier sowie ein interessanter Audiobeitrag im BR
đ Wann: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr, Ansichtssache lĂ€uft noch bis 11. Januar 2026
đ Wo: Deutsches Medizinhistorisches Museum, AnatomiestraĂe 18 â 20, 85049 Ingolstadt
2ïžâŁ Remote-Scanning und KI-Anwendungen - 106. Röntgenkongress 2025
Der 106. Deutsche Röntgenkongress 2025 widmet sich zwei Schwerpunkten: âNeue Arbeitâ und âRadiologie in Klinik und Praxisâ. Der FachkrĂ€ftemangel und verĂ€nderte Arbeitsplatzanforderungen erfordern flexible Arbeitsmodelle. Die Radiologie kann durch Technisierung Vorreiter fĂŒr Home Office und Jobsharing sein. Remote-Scanning und KI-Anwendungen optimieren Prozesse. Mit dem Schwerpunktthema âRadiologie in Klinik und Praxisâ wird die Forderung zur Ambulantisierung aufgegriffen und erörtert, wie diese die Arbeit in Zukunft beeinflussen wird. Die Ambulantisierung verĂ€ndere die fachĂ€rztliche Weiterbildung und Krankenhausstrukturen. Sektorengrenzen mĂŒssen ĂŒberwunden werden, um Doppelstrukturen zu vermeiden. Radiolog:innen sollen ihr RollenverstĂ€ndnis anpassen, so die KongressprĂ€sidenten Prof. Dr. Martin Mack (MĂŒnchen) und Prof. Dr. Michael Uder (Erlangen). Der Kongress setze auf neue Formate fĂŒr Dialog und Interaktion. Denn zukunftsorientierte Konzepte sichern die Innovationskraft der Radiologie.
đ Zu Programm und Anmeldung
đ Zum Röntgenkongress digital
đ Wann: 28. bis 30. Mai 2025
đ Wo: RheinMain CongressCenter (RMCC), Friedrich-Ebert-Allee 1, 65185 Wiesbaden
đ€ IchalsPatient
1ïžâŁ Kassenpatienten benachteiligt? Datenanalyse zu Facharztterminen
Der Begriff "patient" bedeutet im Englischen sowohl "Patient" als auch "geduldig" â eine passende Doppeldeutigkeit fĂŒr die Terminvergabe beim Facharzt. Besonders Kassenpatienten mĂŒssen oft lange warten, wĂ€hrend Privatversicherte schneller behandelt werden. Diese Ungleichheit ist umstritten: Die gesetzliche Krankenversicherung fordert eine Abschaffung, ĂrzteverbĂ€nde bestreiten das Problem. Belastbare Daten fehlen, weshalb der SPIEGEL eine Analyse der Plattform Doctolib durchgefĂŒhrt hat.
Die Untersuchung zeigt: Kassenpatienten warten oft doppelt so lange wie Privatversicherte. Ein Beispiel ist die Lungenheilkunde, wo Kassenpatienten 129 Tage warten mĂŒssen, Privatversicherte nur 35. Bei KieferorthopĂ€den und KinderĂ€rzten gibt es hingegen kaum Unterschiede. Die Problematik zeigt sich auch darin, dass Kassenpatienten hĂ€ufiger unbuchbare Termine sehen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind rar. Eine Studie ergab, dass Kassenpatienten auch bei telefonischer Terminvergabe lĂ€nger warten. Die Bevorzugung von Privatpatienten liegt an wirtschaftlichen Anreizen: Höhere Honorare und reibungslosere Abrechnung machen sie attraktiver. 2023 betrug der Mehrumsatz einer Praxis durch Privatpatienten etwa 74.000 Euro. Die Abschaffung der Neupatientenregelung 2023 verschĂ€rfte die Situation: Ărzte erhalten keine Extra-VergĂŒtung fĂŒr neue Kassenpatienten, wodurch viele Praxen Aufnahmestopps verhĂ€ngten. Online-Portale fördern diese Ungleichheit weiter, indem Termine mit kĂŒrzeren Wartezeiten bevorzugt angezeigt werden.
Um Wartezeiten zu umgehen, nutzen einige Patienten das Kostenerstattungsprinzip: Sie zahlen die Arztrechnung selbst und beantragen eine Erstattung bei der Krankenkasse. Dabei wird nach der privaten GebĂŒhrenordnung abgerechnet, was oft höhere Kosten bedeutet. Die Kasse ĂŒbernimmt nur die gesetzlich festgelegten BetrĂ€ge, die Differenz trĂ€gt der Patient.
Eine Alternative ist die Terminservicestelle (TSS) der KassenĂ€rztlichen Vereinigung, die innerhalb von 35 Tagen einen Facharzttermin vermitteln muss. Falls dies nicht gelingt, besteht Anspruch auf ambulante Krankenhausbehandlung. Einige Krankenkassen bieten eigene Vermittlungsdienste an. Seit 2019 sind AugenĂ€rzte, OrthopĂ€den und Dermatologen verpflichtet, fĂŒnf Stunden pro Woche eine offene Sprechstunde ohne Termin anzubieten, doch Ăberlastung und lange Wartezeiten erschweren das System.
Manche Ărzte bieten digitale Wartelisten an, die freie Termine anzeigen. Gesundheitsökonomin Cordula Kreuzenbeck empfiehlt, abends nach kurzfristigen Terminen zu suchen, da diese oft gegen 21 oder 22 Uhr fĂŒr den nĂ€chsten Tag freigegeben werden.
đ Weiterlesen auf den Seiten von Spiegel.de
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