🗞 18/2024
Herzzentrum Leipzig: Total artificial heart erfolgreich implantiert · Innovative Exoskelette für Pfleger:innen · Bronchoskopie mit Kyro-Sonde · Kognitive Verhaltenstherapie wirksam bei Kindern und Jugendlichen
📌 5 weekly picks
1 📌 Herzzentrum Leipzig: Erfolgreiche Implantation eines “total artificial heart”
Am Herzzentrum Leipzig wurde erstmals einem Patienten eine neue Art eines vollständig künstlichen Herzens, ein so genanntes total artificial heart‘ (TAH), implantiert. Die Besonderheiten dieses Typs von Kunstherz sind, dass es die Herzfunktionen durch seine integrierte Sensorik komplett imitiert und durch biokompatible Oberflächen nicht als Fremdkörper erkannt wird. Die Implantation eines TAH kommt dann in Frage, wenn ein biventrikuläres Kammerversagen festgestellt wird, also der Ausfall der Pumpfunktionen sowohl der linken als auch der rechten Herzkammer vorliegt. Die Familie des Patienten entschied sich für die Implantation des neuen Kunstherzens – die 55. Operation dieser Art weltweit.
Im Gegensatz zu bereits länger existierenden Kunstherzsystemen ist das ‚total artificial heart‘ (TAH) in der Lage, die natürlichen Funktionen des Herzens komplett zu ersetzen: Das Kunstherz enthält insgesamt 14 Sensoren, die unter anderem Druck und Temperatur messen. Dadurch registriert es Belastungen des Körpers, zum Beispiel schnelleres Gehen oder Treppensteigen, und passt die Schlagfrequenz an die Bedürfnisse des Körpers eigenständig an. Gleichzeitig ist das TAH biokompatibel. Das bedeutet, dass die mit Blut in Kontakt kommenden Oberflächen mit einer biologischen Membran aus dem Herzbeutel eines Rindes ausgekleidet sind. Dadurch wird das Herz nicht als Fremdkörper erkannt und nicht abgestoßen.
Im Vorfeld der Operation reiste ein Ärzt:innenteam um Priv.-Doz. Dr. med. Alexey Dashkevich, Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Herzchirurgie/ Leiter des HTX (Herztransplantationen)- und VAD (Implantation von Herzunterstützungssystemen)- Programms des Herzzentrums Leipzig nach Paris, um die Anwendung des TAH im Rahmen einer Probe-Implantation am Tier zu üben. Die anschließende Operation am Patienten verlief dann sehr erfolgreich.
Zur Pressemeldung des Herzzentrum Leipzig
2 📌 Berliner Charité : Innovative Exoskelette werten Pflegeberuf auf
An der Berliner Charité kommen einem Bericht der News-Seite “watson” sogenannte Exoskelette zum Einsatz: Sie unterstützen das Pflegepersonal im Krankenhaus beim Heben von Patient:innen. Die in der Charité verwendeten Exoskelette wurden vom Start-up "German Bionic" entwickelt. “Technisch unterstützt kann das Pflegepersonal mit weniger Anstrengung, sicherer und verletzungsfrei Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen”, heißt es bei German Bionic. Die Anwendung ist eine Investition in die Attraktivität des Pflegeberufes; denn das Heben und Halten von Patient:innen etwa beim Umbetten oder bei der Körperhygiene gehört zu den großen körperlichen Herausforderungen des Berufes, die abschrecken.
German Bionic
3 📌 Caritas Klinikum Saarbrücken: Patientenschonende Bronchoskopie mit Kyro-Sonde
Bei einem Lungenkrebs bilden sich oft Absiedlungen des Tumors außerhalb der Lunge – die erste Station sind meist die Lymphknoten in direkter Nachbarschaft zu den Bronchien. Um diese zu erkennen, bedarf es eines endobronchialen Ultraschalls (EBUS): „Dieser vereint die Möglichkeiten der Ultraschalldiagnostik und der Bronchoskopie“, erklärt Dr. med. Constantin Marcu, Chefarzt der Klinik für Pneumologie im CaritasKlinikum Saarbrücken. Um mehr Gewebematerial für Analysen entnehmen zu können, wurde jetzt im Saarland erstmalig eine neue Methode eingesetzt: Statt einer Nadel wird bei der Bronchoskopie eine Kryo-Sonde eingeführt, die das Gewebe der Lymphknoten vereist. „So können größere Stücke entnommen werden – und wir ersparen dem Patienten trotzdem einen größeren, aufwendigeren Eingriff oder eine Operation“, so der Chefarzt.
„Mit dieser Methode können wir den Patienten große Eingriffe und eventuell eine intravenöse Chemotherapie ersparen – ein wahnsinnig großer Beitrag zu einer besseren Lebensqualität.”
Dr. med. Constantin Marcu, Chefarzt der Klinik für Pneumologie im CaritasKlinikum Saarbrücken
4 📌 Studie RU-Bochum: Wirksamkeit der Kognitiven Verhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen ist erwiesen
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter gehören zu den häufigsten und frühesten psychischen Störungen. Da sie mit einer geringeren psychosozialen Funktion verbunden sind, gelten sie als Schrittmacher für die weitere psychopathologische Entwicklung und sagen psychische Störungen bei Erwachsenen voraus. Eine frühe und langfristig wirksame Intervention im Kindesalter ist sowohl aus entwicklungspsychopathologischer als auch aus gesundheitsökonomischer Sicht von entscheidender Bedeutung.
Eine aktuelle Studie des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum untersuchte nun die langfristige Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) zwei Jahre nach Therapieende in der Routinebetreuung von Jugendlichen (Mittelwert 11,95 Jahre) mit primärer Angststörung (AD).
Das Ergebnis: Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungen können den jungen Menschen effektiv helfen, ihre Angst dauerhaft zu überwinden. Die Behandlungen sorgen offenbar zudem dafür, dass Patient:innenauch mehrere Jahre nach Therapieende psychisch stabil sind.
"Im Vergleich zum Ausgangswert verbesserten sich die Bewertungen von Schweregrad, Angstzuständen, Beeinträchtigung/Belastung und Lebensqualität nach der kognitiven Verhaltenstherapie im Bericht von Kindern und Betreuern deutlich."
Zur Originalstudie in der Fachzeitschrift Psychotherapy and Psychosomatics
5 📌 Innovatives Medikament eliminiert Krebszellen bei Glioblastom
Mit Hilfe eines neuartigen Medikamentes können verbleibende Krebszellen, die gegen die herkömmlichen Therapien resistent sind, offenbar restlos beseitigt werden. Somit eröffnet sich die Chance auf eine vollständige Eliminierung der bösartigen Zellen.
In einer laufenden klinischen Phase-1-Studie zur Behandlung des bösartigen Glioblastoms wurde dem ersten Patienten eine Dosis dieses Medikaments verabreicht. Es basiert auf einem bei Helmholtz Munich entwickelten Antikörper; gekoppelt ist der innovative Wirkstoff mit einem Radionuklid des radiopharmazeutischen Biotechnologieunternehmens ITM Isotope Technologies Munich.
Das Universitätsklinikum Münster ist Sponsor der Studie, die in Krankenhäusern in Münster, Essen, Köln und Würzburg durchgeführt wird. Prof. Reinhard Zeidler, der die Grundlagenforschung bei Helmholtz Munich leitete und den Übergang zur klinischen Studie wissenschaftlich begleitete, sagt:
„Dieser neuartige Wirkstoffkandidat ist einzigartig in seiner Fähigkeit, sich leicht im Gewebe zu verteilen – eine pharmazeutische Eigenschaft, die das Potenzial hat, die Behandlung und die Ergebnisse für Patientinnen und Patienten, die mit einer Hirntumordiagnose konfrontiert sind, wirklich zu verbessern.“
Zur Originalmeldung von ITM, Helmholtz Munich und Universität Münster
💬 Über den Tellerrand
Alt werden - zu Hause!
Zuhause alt werden – das ist nicht nur das Ziel der meisten Menschen, sondern wird, angesichts eines Mangels an alternativen Wohnformen und Pflegeheimplätzen immer mehr auch eine Notwendigkeit, auf die wir uns einstellen müssen. Aber die meisten Wohnungen sind für ein Leben im Alter nicht geeignet. Sie müssen umgerüstet und angepasst werden. Welche Maßnahmen sind zwingend erforderlich und was hat keinen Sinn? Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Was sind die vorhandenen Fördermöglichkeiten?
Das Thema hat für Prof. Dr. Maximilian König von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin D-Geriatrie an der Universitätsmedizin Greifswald großen Beratungs- und riesigen Handlungsbedarf. König ist Projektleiter der Landesfachstelle für Wohn- und Digitalisierungsberatung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. "Je nach Beschaffenheit kann die Wohnung sowohl Sicherheit und Stabilität bedeuten, aber umgekehrt auch ein Risiko oder eine Belastung für das erfolgreiche Altern darstellen“, so König.
📣 Ankündigungen
1️⃣ Stolpersteinpflege
📆 Wann: Am 8. Mai 2024, 13 Uhr,
Wo: Liebigstraße 20, vor dem Universitätsklinikum Leipzig (UKL)
Die AG Ethik, Recht, Geschichte der DGU kümmert sich zusammen mit Mitgliedern des Nichtständigen Beirats und des Jungen Forums O und U um die Pflege und Erhaltung der Stolpersteine.
🤕 IchalsPatient - TV-Tipp
In einem informativen TV-Beitrag der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ stellt die Journalistin Julia Tschakert das Konzept der „schnellen Hüfte“ vor Ort beim MINQ-Spezialisten Prof. Dr. Tobias Renkawitz vor. Hierbei werden die Patient:innen nach der minimalinvasiv vorgenommenen Implantation noch am gleichen Tag wenige Stunden später bereits mobilisiert und "auf die eigenen Beine gestellt". Renkawitz ist Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg und Leiter der AG Evidenzbasierte Medizin der DGOU. Für ihn gilt aber nach wie vor, dass Schnelligkeit nicht das Maß aller Dinge sei. Es handle sich bei der Operation nach wie vor um einen großen Eingriff. Deshalb betont Renkawitz: „Patientensicherheit und Nutzen sollten immer an erster Stelle stehen.“
Der Beitrag ist hier in der ZDF-Mediathek abrufbar und beginnt gegen Ende der Sendung bei Minute 01:08:21.
🏆 MINQs Choice
Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten, die seit 1997 regelmäßig zuerst in der Zeitschrift FOCUS publiziert wurden und seit 2022 im Magazin stern erscheinen, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik - gewissermaßen in eigener Sache - jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen.
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