Foto der Woche Peter Conlan

🗞 16/2024

Impfungen gegen Hirntumore · Was Familie bedeutet · Prostatakrebs: weltweite Verdopplung · Wer nicht fragt bleibt dumm…

Mirjam Bauer Karl-Richard Eberle

📌 5 weekly picks

1 📌 Auszeichnung für Impfungen gegen Hirntumore

Endlich Hoffnung für Erkrankte mit schwer behandelbaren Hirntumoren. Der Neurologe und MINQ-Spezialist Professor Dr. Michael Platten und sein Team entwickelten jetzt therapeutische Impfstoffe gegen maligne Hirntumore. Diese Leistung wurde mit dem Paul-Martini-Preis geehrt. “Gestützt auf Detailkenntnisse über die Krebszellen und die Mikroumgebung in Hirntumoren entwickelte Platten mit seinem Team therapeutische Impfstoffe, die tatsächlich Wirksamkeit zeigen, wo andere Therapien versagen”, so Professor Dr. Stefan Endres, Ludwig-Maximilians-Universität München, Leiter der sechsköpfigen Jury. Auch wenn die Impfstoffe sich noch in weiteren Studien bewähren müssen, mache dies Patient:innen mit heute noch schwer behandelbaren Hirntumoren Hoffnung und stärke die Erwartung, dass Tumorimpfungen in Zukunft auch gegen andere Krebsarten einsetzbar werden.

Michael Platten ist Direktor der Neurologischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und Leiter der klinischen Kooperationseinheit Hirntumorimmunologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Der Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.

🥇 MINQ gratuliert! 🥇

Weitere Informationen zum Wirkprinzip der neu entwickelten Impfungen auf den Seiten der UMM

2 📌 Nature-Studie: Kortison bremst Entzündungen durch Umprogrammierung

Kortison-Präparate können überschießende Immunreaktionen eindämmen. Das weiß man. Erstaunlich wenig war aber darüber bekannt, wie genau sie das tun. Ein Forschungsteam der Charité, des Uniklinikums Erlangen und der Universität Ulm hat den molekularen Wirkmechanismus näher aufgeklärt. Wie die Forschenden im Fachmagazin Nature berichten, programmiert Kortison den Stoffwechsel von Immunzellen um und betätigt so eine körpereigene Entzündungsbremse. Diese Erkenntnisse legen die Basis für die Entwicklung von nebenwirkungsärmeren Entzündungshemmern.

Die Forschungsgruppe um Prof. Gerhard Krönke, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Charité, untersuchte, wie exakt Kortison seine immundämpfende Wirkung entfaltet. „Bekannt war bisher, dass Kortison in verschiedenen Körperzellen eine Reihe von Genen aktiviert“, so Krönke. „Auf diesem Weg mobilisiert es aber vor allem die Ressourcen im Körper, seine starke immundämpfende Wirkung lässt sich so nicht ausreichend erklären. In unserer Studie konnten wir nun zeigen, dass Kortison nicht nur auf die Gene von Immunzellen einwirkt, sondern auch auf ihre Kraftwerke, die Mitochondrien. Dieser Effekt auf den Zellstoffwechsel ist wiederum ganz entscheidend für die entzündungshemmende Wirkung von Kortison.“

Der Wirkstoff mache demnach vor allem eine Änderung im Stoffwechsel der Zellen rückgängig. Diese werden durch die Entzündungsreize in eine Art Kampfmodus geschaltet. In Folge wandeln sie „vereinfacht gesagt ihre Zellkraftwerke zu Waffenfabriken um: Statt Energie zu liefern, produzieren die Kraftwerke Baumaterial für den Kampf gegen Eindringlinge“, so Krönke. Kortison hingegen lässt sie wieder in ihren üblichen Modus zurückkehren. Dafür hauptverantwortlich ist den neuen Erkenntnissen der Forscher zufolge „das kleine Molekül Itaconat“.

Die direkte Gabe von Itaconat bringe die Mediziner aber auf der Suche nach nebenwirkungsärmeren Medikamenten nicht unbedingt weiter, „weil es instabil ist und aufgrund seiner hohen Reaktivität bei systemischer Gabe Nebenwirkungen hervorrufen könnte“, so Krönke. Trotz der neuen Erkenntnisse müsse man weiter nach Kortison-Alternativen Ausschau halten – auch weil „die Vorgänge beim Menschen noch etwas komplexer sind als in der Maus“.

Zur Originalpublikation in nature

3 📌 Ursache für angeborene Lungenfehlbildungen entdeckt

Die meisten seltenen Erkrankungen sind angeboren – so auch die Kongenitale pulmonale Atemwegsmalformation (kurz CPAM), die zu den häufigsten angeborenen Lungenfehlbildungen gehören. Dabei handelt es sich um Atemwegsfehlbildungen, die bereits bei einigen betroffenen Neugeborenen zu schweren Atemproblemen führen und mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs verbunden sein können. Forschenden der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Universitätsklinikums Magdeburg (UMMD) ist es jetzt in einer Studie gelungen, genetische Ursachen der Erkrankung herauszufinden.

Hypothese der Forschenden: Verantwortlich für die Lungenfehlbildungen sind Varianten in krebsassoziierten Genen des sogenannten RAS-MAPK-Signalwegs, die während der vorgeburtlichen Lungenentwicklung im Lungenepithel auftreten. Diese Varianten stören die normale Lungenentwicklung und führen in betroffenen Lungenabschnitten zu einer Fehlentwicklung und dadurch zu einer Fehlbildung der Lunge. In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler:innen CPAM-Gewebeproben von insgesamt 43 Kindern histologisch und genetisch. Alle diese Kinder waren in den vergangenen 20 Jahren aufgrund einer CPAM an der Klinik für Kinderchirurgie der MHH operiert worden. Die OP von Lungenfehlbildungen gehört zur Kernkompetenz der Klinik. Das Ergebnis der Gen-Analyse: In den Gewebeproben von fast 60 Prozent der jungen Patient:innen konnten Varianten in Genen des RAS-MAPK-Signalwegs nachgewiesen werden – die Hypothese des Forschungsteams konnte damit bestätigt werden. Insbesondere das Gen KRAS war von Varianten betroffen. Die Kinder mit einer KRAS-Variante hatten einen statistisch schwereren Krankheitsverlauf als Kinder ohne diese.

Die Arbeit wurde im American Journal of Respiratory and critical Care Medicine veröffentlicht.

Zur Pressemeldung der MHH

4 📌 Was bedeutet heute eigentlich Familie?

Kleinfamilie, allein- und getrennt erziehende Familie, Patchwork- oder Regenbogenfamilie, Familie über Landes- oder Kontinentalgrenzen hinweg – Familie hat viele Gesichter. Doch nicht nur diese Vielfalt, auch Zuwanderung und eine steigende Lebenserwartung tragen zur Gestaltung heutiger und künftiger Gesellschaften bei. FAMILIE ist die kleinste Einheit einer Gesellschaft und sie ist Abbild von Veränderungen. Was unter ihr verstanden wird und wer dazugehört, ist einem beständigen Wandlungsprozess unterworfen. Im neuen Einstein Center Population Diversity (ECPD) kommen Forschende der Charité  und weiterer Berliner Einrichtungen zusammen, um am Beispiel der Familie Fragen der aktuellen demografischen Veränderungen zu beantworten: Wie wandeln sich Gesellschaft und Familie durch Zuwanderung, Alterung und neue Formen von Arbeit und soziale Beziehungen? Welche Chancen, aber auch Risiken wie Ungleichheiten in Gesundheit und Bildung erwachsen daraus?

„Um mit den Chancen und Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels umgehen zu können, benötigen wir ein umfassendes Wissen über die komplexen Mechanismen, die die Bevölkerungsvielfalt und die Ungleichheit im Laufe des Lebens bestimmen, so ECPD-Direktor Professor Dr. Paul Gellert vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft. Um die Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Familienmodellen, Gesundheit, Bildung und sozialen Ungleichheiten in alternden Gesellschaften aufzuzeigen, arbeiten im ECPD führende Wissenschaftler:innen disziplinübergreifend zusammen. Das Einstein Center Population Diversity soll die in Berlin ansässige Forschung an der Schnittstelle von Biomedizin, Sozial- und Gesundheitsforschung bündeln und stärken. Mit Expert:innen aus den Bereichen Demografie, Soziologie, Medizin, Psychologie und Gesundheitswissenschaften werden verschieden Mechanismen der Bevölkerungsentwicklung sowie ihre Wechselbeziehungen auf der Ebene der Familie untersucht, so Prof. Martin Rennert, Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung Berlin.

Ziel der Wissenschaftler:innen ist es, die Auswirkungen von Familienvielfalt auf soziale Ungleichheit und auf Gesundheit zu entschlüsseln. Sie betrachten dazu Lebensläufe von Menschen ganzheitlich und innerhalb ihrer jeweiligen sozialen, kulturellen und strukturellen Zusammenhänge.

Nähere Auskunft auf der Webseite des ECPD und der Charité

5 📌 Prostatakrebs: weltweite Verdopplung in den nächsten 16 Jahren

Prostatakrebs ist eine der Haupttodesursachen und die häufigste Krebsart bei Männern in mehr als 100 Ländern. Da die Bevölkerung altert und die Lebenserwartung weltweit steigt, prognostiziert eine neue Lancet-Studie einen dramatischen Anstieg der Fälle und Todesfälle in den nächsten 15 Jahren. Danach werde sich die Zahl der Männer, bei denen weltweit Prostatakrebs diagnostiziert wird, bis 2040 voraussichtlich auf 2,9 Millionen pro Jahr verdoppeln, wobei die Zahl der Todesfälle jährlich um 85 % steigen wird, von 375.000 im Jahr 2020 auf fast 700.000 im Jahr 2040. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer werde wahrscheinlich höher sein - Grund seien Unterdiagnosen und fehlende Daten.

Die Studienergebnisse wurden im Rahmen der wegweisenden Kommission zu Prostatakrebs veröffentlicht und auf dem Jahreskongress der European Association of Urology in Paris vorgestellt. Durch die Alterung der Bevölkerung und die steigende Lebenserwartung steige weltweit die Zahl älterer Männer, die länger leben. Da die Hauptrisikofaktoren für Prostatakrebs – etwa ein Alter von 50 Jahren oder älter und eine Familiengeschichte der Krankheit – unvermeidbar seien, sagen Experten, dass es unmöglich sein wird, den Anstieg in bestimmten Fällen nur durch Änderungen des Lebensstils oder Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu verhindern. Allerdings könnten ein breiteres Bewusstsein für die Krankheitssymptome, der Zugang zu Testinitiativen, eine frühere Diagnose und Fortschritte bei der Behandlung dennoch dazu beitragen, die Belastung zu verringern und Leben zu retten. Evidenzbasierte Interventionen, wie verbesserte Früherkennungs- und Aufklärungsprogramme, werden in den kommenden Jahren dazu beitragen, Leben zu retten und Krankheiten durch Prostatakrebs vorzubeugen“, so Prof. Nick James, der Hauptautor der Studie vom Institute of Cancer Research, London und beratender klinischer Onkologe beim Royal Marsden NHS Foundation Trust.

Ausführlich weiterlesen hierzu im Guardian

💬 Über den Tellerrand

Wer nicht fragt, bleibt dumm…

Daher können Kinder ab sofort ihre Fragen zu bestimmten Krankheiten oder Behandlungsverfahren den Ärztinnen und Ärzte der kinder- und jugendmedizinischen Einrichtungen des Klinikums Nürnberg stellen. Unter dem neuen Motto „Frag dich schlau TV“ werden kleine informative youtube-Videos gedreht. Den Auftakt machten die zwei Kinder-Reporter Henry und Nico. Sie haben Oberärztin Dr. Daniela Oumard aus der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und Kinderurologie zum Thema: Verbrennungen interviewt: Was ist eigentlich Haut? Was passiert, wenn ich mich verbrenne? Warum bilden sich manchmal Blasen? Kann verbrannte Haut wieder nachwachsen? …

In der zweiten Folge, die ab 15. Mai zu sehen sein wird, wollen Lara, Lena, Ella und Helena alles zum Thema Diabetes wissen. Dr. Katja Knab, Oberärztin an der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche erklärt dann, warum manche Menschen die Zuckerkrankheit bekommen, was dabei im Körper passiert und wie den Betroffenen geholfen werden kann.

Frag dich schlau TV

📣 Ankündigungen

1️⃣ Mut zur Veränderung – Zukunft mitgestalten

Unter diesem Motto startet am kommenden Donnerstag der 141. Deutsche Chirurgie Kongress im Congress Center Leipzig. Das Motto „Mut zur Veränderung – Zukunft mitgestalten“ zielt einerseits darauf ab, gemeinsam die zukünftige Ausrichtung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie unter den aktuellen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen verantwortungsvoll und engagiert mitzugestalten. Andererseits soll vermittelt werden, dass man zusammen den Mut aufbringen müsse und könne, notwendige Veränderungen des Gesundheitssystems in Deutschland kraftvoll und positiv zu begleiten. “Nur wenn wir gemeinsam Veränderungen inhaltlich unterstützen, haben wir eine Chance auf Systemverbesserung”, so MINQ-Spezialistin Professor Christiane J. Bruns, Präsidentin der DGCH. Der Kongress endet am nächsten Samstag, den 26.04.24.

Zu Sessionplanner und Programmübersicht des DCK

2️⃣ Themenabend zur Kunst des Glücklichseins

Jin Shin Jyutsu - auch als Kunst des Glücklichseins bekannt - ist eine alte Harmonisierungskunst aus Japan. Sie soll zur Entspannung sowie zu mehr Wohlbefinden beitragen und die Selbstheilungskräfte stärken. Die Anwendung kann vor allem für Krebspatient:innen während der Therapie eine Hilfe sein. Das Universitäts-Krebszentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) bietet hierzu einen Themenabend für Patient:innen, deren Zu- und Angehörige und Interessierte an. Eine Krankenschwester und Heilpraktikerin erläutert die japanische Harmonisierungskunst ein.

Die Veranstaltung findet statt am Dienstag, dem 23. April 2024, von 17:00 bis 19:00 Uhr in der Krebsberatungsstelle Göttingen, Neustadt 20, 37073 Göttingen. Um Anmeldung wird gebeten bei Andrea Schmidt-Schweda, ambulante Breast and Cancer Care Nurse, Telefon 0551 / 39-20387 oder E-Mail: andrea.schmidt-schweda@med.uni-goettingen.de.

Weitere Informationen


🏆 MINQs Choice

Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten, die seit 1997 regelmäßig zuerst in der Zeitschrift FOCUS publiziert wurden und seit 2022 im Magazin stern erscheinen, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik - gewissermaßen in eigener Sache - jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen.


Dr. med. Thomas Mattes - MINQ Spezialist seit 2013

Dr. med. Thomas Stock - MINQ Spezialist seit 2016

Prof. Dr. med. Bernd Gerber - MINQ Spezialist seit 2000

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