🗞 14/2024
Wann entsteht mitfühlende Empathie · Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland unverzichtbar · Expertenhinweis Akanthamöben-Entzündung · Psychoonkologie mit Gamification: Hilfe für Kinder von an Krebs erkrankten Angehörigen ·
📌 5 weekly picks
1 📌 Ab wann kümmern sich Kinder um andere?
Kleinkinder zeigen in der frühen Kindheit keine Sorge um andere, die sich speziell auf das Leiden anderer bezieht. Erst im zweiten Lebensjahr um den 18. Lebensmonat stellt sich Sorge um andere ein.
Empathische Fürsorge für andere ist ein zentrales Element für die menschliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Bisherige empirische Studien blieben bisher unklar in der Einschätzung, ab wann diese Entwicklung einsetzt. In der aktuell vorgelegten Längsschnittforschungsarbeit eines Teams um den Münchner Entwicklungspsychologen Markus Paulus wurden Komponenten der Empathie nach 6, 10, 14 und 18 Monaten bewertet; dabei konnte beobachtet werden, dass sich Kinder zwar früh bereits von Gefühlen wie Angst oder Trauer “emotional anstecken” lassen: der Schritt hin zur eigenständigen empathischen Besorgnis um andere geschieht laut Paulus aber erst im zweiten Lebensjahr.
Die Forschenden haben im Rahmen der Studie auch untersucht, welche Rolle das Verhalten der Bezugsperson für die Fähigkeit spielt, mit anderen mitzufühlen. Dabei zeigte sich, dass das Ausmaß der elterlichen Feinfühligkeit entscheidend ist: Je feinfühliger die Mütter auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingingen, desto besser waren die Kinder schon im zweiten Lebensjahr in der Lage, mit einer fremden Person Mitgefühl zu zeigen. Mitgefühl wird also sozial erworben.
Insgesamt wurden 127 Mutter-Kind-Paare über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren untersucht. Prof. Dr. Markus Paulus ist Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
2 📌 Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland halten unseren Standard aufrecht
Wie das Ärzteblatt berichtet, geht die Bundesärztekammer davon aus, dass Ärzte aus dem Ausland für das Funktionieren des deutschen Gesundheitssystems unverzichtbar sind.
"Ohne die Ärzte aus dem Ausland können wir unser Gesundheitswesen nicht auf dem derzeitigen Standard aufrechterhalten“
Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK)
Nach Zahlen der Bundesärztekammer seien in Deutschland 64.000 Mediziner mit ausländischem Pass tätig. Fast 80 Prozent von ihnen arbeiteten an Krankenhäusern. Die BÄK geht davon aus, dass sie „überproportional häufig“ in kleineren Häusern und außerhalb von Ballungszentren tätig sind.
Auf einen wachsenden Mangel an Ärzten besonders in ländlichen Regionen macht eine Meldung der KV Hessen aufmerksam. Dort steige der Hausärztemangel besonders in ländlichen Regionen. Derzeit gebe es rund 400 freie Arztsitze. Der KV zufolge werde die Lücke größer, die Wege zur Praxis weiter und die Wartezeiten länger. „Das Ausscheiden der Baby-Boomer, das schon begonnen hat, wird in den nächsten Jahren große Lücken in die Versorgung reißen“, so der KV-Sprecher.
3 📌 Risiko für gefährliche Akanthamöben-Entzündung besonders erhöht bei Kontaktlinsen
Akanthamöben sind Parasiten, die sich in der Hornhaut einnisten und eine schwere und langwierige Entzündung namens Akanthamöben-Keratitis verursachen können. Die Infektion kann besonders hartnäckig sein und in schweren Fällen eine Hornhauttransplantation oder sogar eine Enukleation erforderlich machen. Oftmals weist die Akanthamöben-Keratitis die gleichen oder ähnliche Symptome auf, wie eine durch Viren, Bakterien oder Pilze verursachte Hornhautentzündung, was die Diagnose und Therapie zu einer besonderen Herausforderung für den Augenarzt macht. MINQ-Spezialist Prof. Dr. Berthold Seitz, ein ausgewiesener Experte für diese Erkrankung und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg, erklärt, dass die genaue und rechtzeitige Erkennung und Behandlung dieser Parasiteninfektion von entscheidender Bedeutung ist.
Am Universitätsklinikum des Saarlandes ist auch das Deutsche Akanthamöben-Keratitis Register angesiedelt. Im Rahmen dieses Registers sollen möglichst umfassend deutschlandweit alle Akanthamöben-Keratitiden erfasst und die klinischen wie auch mikrobiologischen Daten erhoben werden.
Das Interview wurde im Rahmen des 17. Kongresses der International Ocular Inflammation Society (IOIS) in Berlin aufgezeichnet und am 28.03.2024 auf EYEFOX veröffentlicht. EYEFOX ist ein Onlineportal zum Thema Ophthalmologie in Europa und bietet relevante Inhalte für Augenärzte und interessierte Leser:innen.
4 📌 Psychoonkologie mit Gamification - Hilfe für Kinder von an Krebs erkrankten Angehörigen
Kinder von an Krebs erkrankten Eltern oder anderen Familienangehörigen leiden besonders unter der Situation. Mit einem Projekt, das jetzt von einem Projektteam um Dr. Stefanie Pietsch im Tumorzentrum – Comprehensive Cancer Center Freiburg (CCCF) des Universitätsklinikums Freiburg gestartet wurde, sollen den Familien von Erkrankten geholfen werden. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit von Familien mit einer Krebserkrankung zu stärken.
„Anders als bei herkömmlichen Familienkrisen stellt eine Krebserkrankung eine existenzielle Bedrohung dar. Sie ist einschneidend und zieht allen Familienmitgliedern sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg“
Dr. Stefanie Pietsch
Im Rahmen des Projektes „PsyOnGa“ (Psychoonkologie mit Gamification) nehmen die Familienangehörigen aktiv an Workshops teil und erarbeten ein konkretes Unterstützungs-Tool. Dieser schöpferische Entwicklungsprozess ist bereits eine unterstützende Maßnahme.
„In den Workshops werden wir mit haptischen Design-Methoden arbeiten, um die Familien ganz praktisch und spielerisch ins Tun und Gestalten zu bringen.“
Dr. Stefanie Pietsch
Am Ende des Projektes soll ein konkretes Unterstützungstool entstehen, das Designer:innen der Technischen Hochschule Augsburg unter Einbindung der Familien entwickeln und bauen werden.
„Da eine offene Kommunikation und Familienfunktionalität bedeutend für kindliches Wohlbefinden ist, wäre ein Prototyp gut vorstellbar, der die Kommunikation und Interaktion innerhalb der Familie fördert und die Familie besser miteinander vernetzt.“
Dr. Stefanie Pietsch
Unterstützt wird das Projekt durch das Förderprogramms DATIpilot des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Zur Orginalmeldung der Universität Freiburg
5 📌 Aktualisierte Leitlinie für Lungenentzündung
Lungenentzündungen zählen zu den häufigsten im Krankenhaus erworbenen Infektionen und sind mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Um die Erkrankung bei Betroffenen schneller zu erkennen und wesentlich besser behandeln zu können, gibt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) jetzt ein rund 100 Seiten umfassendes Update der S3-Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik und Therapie erwachsener Patienten mit nosokomialer Pneumonie“ heraus. Das Papier bündelt neueste Forschungsergebnisse – beispielsweise über Veränderungen bei Krankheitserregern wie Antibiotikaresistenzen – und macht aktuelle Behandlungsempfehlungen für die klinische Praxis zugänglich.
💬 Über den Tellerrand
Wie viele Klimmzüge sollte man eigentlich können, um im Durchschnitt zu sein?
Laut Sportwissenschaftler Jörn Giersberg im Gesundheitsmagazin https://www.fitbook.de/ schafft der größte Teil der Bevölkerung keine Klimmzüge. Der Experte schätzt sogar, dass zwischen 90 und 95 Prozent aller Menschen in Deutschland schon an einem Klimmzug scheitern würden.
“Also wenn jemand einen Klimmzug schafft, dann ist das schon mal ganz gut“
Jörn Giersberg
Wer einen Klimmzug schafft, ist dann schon im überdurchschnittlichen Bereich. Das gilt laut Giersberg sowohl für Frauen wie auch für Männer.
📣 Ankündigungen
1️⃣ Der 36. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC) findet vom 20.-22. Juni 2024 in Nürnberg statt. Führende Experten stellen Innovationen und Weiterentwicklungen vor und diskutieren die Goldstandards der Augenchirurgie mit dem Auditorium.
🏆 MINQs Choice
Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten, die seit 1997 regelmäßig zuerst in der Zeitschrift FOCUS publiziert wurden und seit 2022 im Magazin stern erscheinen, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik - gewissermaßen in eigener Sache - jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen.
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