Foto der Woche Gábor Juhász

🗞 13/2024

Was verwandelt Schmerz in Leid? · Das alternde Gehirn · Studie: Die Bedeutung von Selbstmitgefühl · Innovativ: Bakteriensensor schlägt Alarm · Es geht doch: Ohne Abitur Medizin studieren

Mirjam Bauer Karl-Richard Eberle

🐣 Wir wünschen Ihnen ein schönes Osterfest und erfreuliche und erholsame Osterfeiertage!

Das Recherche- und Redaktionsteam von MINQ

📌 5 weekly picks

1 📌  Was verwandelt Schmerz in Leid?

Nicht jeder, der Schmerzen hat, leidet und nicht jeder Schmerz verursacht das gleiche Ausmaß an Leid. Wie stark der Einzelne wirklich leidet, lässt sich bisher nicht einheitlich definieren. Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und am Universitätsklinikum Heidelberg haben nun in einer Studie Literatur aus der Schmerzforschung ausgewertet. Dabei haben sie eine neue Systematik entwickelt, die eine genauere Beschreibung des individuellen schmerzbedingten Leidens ermöglicht.

Vor 50 Jahren galt Schmerz als ein vorwiegend mechanischer Prozess, bei dem ein Gewebsschaden zu einem Schmerzerleben führt. Vor etwa zehn Jahren veränderte sich diese Sicht, und Schmerz wird nun als ein primär nervöser Prozess wahrgenommen, bei dem unser Gehirn die Reize aus unserem Körper interpretiert“, berichtet Professor Dr. Jonas Tesarz, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am UKHD. „Unsere neue Definition geht über den reinen Schmerz hinaus und beschreibt Leiden als eine zutiefst negative, komplexe und dynamische Erfahrung, die als Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung der Integrität des Individuums als Selbst und seiner Identität als Person entsteht. Leiden hängt eng mit dem Schmerz selbst zusammen, besitzt aber noch viel mehr Facetten als nur das reine Schmerzereignis. Wir liefern erstmals einen Fahrplan für die Entwicklung von genaueren Verfahren, um das Leiden eines einzelnen Patienten besser zu erfassen.“

Mehr hierzu auf den Seiten des UK Heidelberg Zur Original-Publikation

2 📌 Das alternde Gehirn: neue Erkenntnisse dank Protein-Kartierung

Damit unsere Nervenzellen im Gehirn reibungslos funktionieren und Informationen verarbeiten können, ist das zentrale Nervensystem auf eine streng kontrollierte Umgebung angewiesen. Diese wird durch die Blut-Hirn-Schranke aufrechterhalten: Spezialisierte Hirnendothelzellen sitzen an den Innenwänden der Blutgefäße und kontrollieren den Austausch von Molekülen zwischen Blut- und Nervensystem. Frühere Studien haben gezeigt, dass verschiedene von diesen Zellen abhängige Funktionen, wie die Integrität der Blut-Hirn-Schranke oder die Steuerung der Blutversorgung im Gehirn, im Laufe des Lebens abnehmen. Diese Fehlregulation führt zu Dysfunktionen in den Blutgefäßen und trägt damit entscheidend zu Erkrankungen wie Schlaganfall und Demenz bei. Die molekularen Veränderungen, die diesem Funktionsverlust zugrunde liegen, sind bisher jedoch unzureichend bekannt. Um sie besser zu verstehen, untersuchen Forschende in molekularen Profiling-Studien die verschiedenen Bestandteile der Hirnendothelzellen und sammeln ihre Erkenntnisse in groß angelegten Datenbanken. „Das Transkriptom, also die in den Endothelzellen enthaltene RNA, ist inzwischen recht umfassend kartiert“, sagt MINQ-Experte Professor Martin Dichgans vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung am LMU-Klinikum und einer der Verantwortlichen im Exzellenzcluster SyNergy. „Was bislang aber fehlte, sind entsprechende Daten zur Gesamtheit aller Proteine in den Zellen, dem sogenannten Proteom.“ Eine kürzlich im Fachmagazin Nature Aging publizierte Studie unter maßgeblicher Beteiligung von Forschenden der LMU und SyNergy schließt nun diese Wissenslücke.

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🎧
MINQ Hörtipp

Anhören und Demenz verstehen
Im LMU-Podcast zur “Demenzforschung - Verständlich erklärt” geben Münchner Wissenschaftler:innen Einblicke und Erklärungen zur Erforschung von Gehirnerkrankungen bei denen Nervenzellen in großem Maße sterben und so Symptome wie Demenz, Bewegungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten verursachen. Im Zusammenwirken von Grundlagen- und klinischer Forschung entschlüsseln sie diese Krankheiten und leiten daraus innovative therapeutische Ansätze ab.
https://letscast.fm/podcasts/der-podcast-zur-demenzforschung-verstaendlich-erklaert-4e3fe96a/feed

3 📌  Die Bedeutung von Selbstmitgefühl und körperliche Aktivität

Ältere Erwachsene, die unter einem sogenannten subjektiven kognitiven Rückgang (SCD) leiden, haben ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken und leiden häufiger unter psychischen Problemen, einschließlich Angstzuständen und depressiven Symptomen, die wiederum mit einem erhöhten Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung verbunden sind. Beim subjektiven kognitiven Rückgang handelt es sich um selbstberichtete Verwirrung oder Gedächtnisprobleme, die in den letzten 12 Monaten häufiger aufgetreten sind oder sich verschlimmert haben.

Eine Studie an vier europäischen Standorten mit dem Ziel, die Auswirkungen eines achtwöchigen, achtsamkeitsbasierten Ansatzes für Senioren zu bewerten ( CMBAS) und ein Gesundheitsselbstmanagementprogramm (HSMP) zu Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und körperlicher Aktivität zu entwickeln, zeigte nun einen signifikanten Anstieg des Selbstmitgefühls und einen signifikanten Anstieg der körperlichen Aktivität.

Bisherige Studien legten bereits nahe, dass etwa 40 % der Demenzfälle verhindert werden könnten, indem man auf veränderbare Risikofaktoren einwirkt. Dazu gehören niedrige Bildung, Rauchen, Diabetes, soziale Isolation und körperliche Inaktivität, aber auch psychologische Faktoren wie Depression, Angstzustände oder schlechtere kognitiven Ergebnissen. Dies deutet darauf hin, dass eine Reduzierung dieser modifizierbaren Risikofaktoren sowie eine Erhöhung der Schutzfaktoren ein wirksames Ziel zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden im Alter, aber auch zur Verzögerung des Ausbruchs von Demenz und/oder zur Reduzierung von Alzheimer-Fällen darstellen.

Die Reduzierung dieses Risikos durch Verhaltensinterventionen, die das emotionale Wohlbefinden (Achtsamkeit und Mitgefühl) und die körperliche Aktivität steigern können, ist bei SCD offenbar von entscheidender Bedeutung.

Zum Originalartikel

Zur Silver Santé Study

4 📌  Bakteriensensor schlägt Alarm

Mit einem Sensor für Bakterien könnten zukünftig gefährliche Krankheitserreger frühzeitig aufgespürt werden. Das ist das Ziel eines gemeinsamen Forschungsprojektes der beiden Universitäten in Frankfurt und Kiel. Erste Ergebnisse ermutigen die Forschenden der Goethe-Universität Frankfurt und der Christian-Albrechts-Universität, den Ansatz weiter zu verfolgen.

Die Technologie macht sich einen bekannten Vorgang zu Nutze: Denn Mikroorganismen befallen offenbar stets nur bestimmte Körperzellen, die sie an einer Struktur aus speziellen Zuckermolekülen erkennen. Diese sogenannte Glykokalyx ist von Zelltyp zu Zelltyp verschieden. Sie dient den Körperzellen gewissermaßen als Ausweis. Möchte man ein bestimmtes Bakterium fangen, muss man daher nur die entsprechende Erkennungsstruktur in der Glykokalyx seiner bevorzugten Wirtszelle kennen und kann diese dann gewissermaßen als Köder benutzen.

„Wir wussten, welche Zellen der Erreger normalerweise infiziert. Das haben wir genutzt, um unseren Chip mit einer künstlichen Glykokalyx zu überziehen, die die Oberfläche dieser Wirtszellen imitiert. An dem Sensor bleiben daher nur Bakterien von dem gewünschten E.-coli-Stamm kleben.“ Prof. Andreas Terfort vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Goethe-Universität

Die Studie dokumentiert, wie gut das klappt: In ihr mischten die Forschenden Erreger aus dem gesuchten E.-coli-Stamm in verschiedenen Konzentrationen unter harmlose E.-coli-Bakterien.

„Unser Sensor konnte die schädlichen Mikroorganismen auch noch in sehr geringen Mengen nachweisen. Er lieferte zudem umso stärkere Signale, je höher die Konzentration der gesuchten Bakterien war.“

Der Praxistest steht noch aus. Es ist beispielsweise denkbar, die innovative Methode in Regionen einzusetzen, in denen keine Krankenhäuser mit aufwändiger Labordiagnostik existieren.

Zur Originalpublikation

5 📌 Ohne Abitur Medizin studieren - Es geht doch!

Mit 12 Jahren wusste Steve Hardt bereits, dass er später Arzt werden will. Er hatte ein Schlüsselerlebnis mit seinem Stiefvater. Dieser hatte die Anzeichen eines Herzinfarkts. Sein Anruf beim Rettungsdienst hatte seinem Stiefvater das Leben gerettet, sagten die Ärzte damals. Die Nacht hätte er wohl nicht überlebt. "Da habe ich gedacht: Ich habe jemandem geholfen, das fühlt sich gut an."
Steve ging allerdings auf die Hauptschule. Als er dort sagte, er wolle Arzt werden, lachten ihn einige seiner Lehrer aus. "Sie sagten, ich solle froh sein, wenn ich einen Ausbildungsplatz bekomme." Doch davon hat er sich nicht entmutigen lassen. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten, dann noch eine zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Nach zwei weiteren Fortbildungen bewarb er sich auf einen Studienplatz und konnte es kaum fassen, als er ihn tatsächlich bekam. Am Anfang seines Studiums dachte er, “Alles, was ich in meinen drei Jahren Ausbildung gelernt habe, hab ich im ersten Semester für die erste Klausur gelernt. Ein Schuljahr wird hier in zwei Tagen besprochen." Viele Inhalte aus Mathe, Physik und Chemie, die Basiswissen fürs Studium sind, hatten die Lehrer in der Hauptschule nie behandelt. Das musste er nebenbei alles nachholen. Steve kämpft sich durch, bislang mit Erfolg. Aus dem einstigen Traum sei ein konkretes Ziel geworden. Im Moment, so sagt er, wolle er Neurologe werden.

Mehr hierzu auf den Seiten des SWR


💬 Über den Tellerrand

Ungleich verteilte Hausarbeit macht nicht unglücklich!

Wäschewaschen, Bügeln, Kochen - auch in Österreich vielfach immer noch "Frauensache". Dennoch zeigten sich die Frauen in einer neuen Befragung der Universität Wien relativ zufrieden. "Wenn ich nicht erwarte, dass ich eine gerechte Arbeitsteilung habe, dann kann ich auch nicht enttäuscht werden", erklärte die Soziologin Christine Geserick die das Projekt leitete und am Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) tätig ist. Man wisse aus Studien wie der jüngsten Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria, dass es in Partnerschaften immer noch vorwiegend Frauen sind, die sich in Österreich um den privaten Haushalt kümmern. "Es geht hier um Wünsche", meinte Geserick. Es gehe um den empfundenen und den realisierten Gerechtigkeitsanspruch. “Wenn ich keine gerechte Arbeitsteilung im Haushalt brauche, um glücklich zu sein, dann ist eine ungerechte Aufteilung in der Praxis nicht so enttäuschend wie wenn mir eine gerechte Aufteilung wichtig ist, ich diese aber nicht bekomme", so die Soziologin.

Die von ihr geleitete Untersuchung hat ergeben, dass es mehr Menschen gibt, die eine gerechte Aufteilung als wichtig erachten (91,5 Prozent) als solche, die ihre Arbeitsaufteilung tatsächlich als gerecht bewerten (80,2 Prozent). Trotzdem ist ein Großteil der Befragten, nämlich 89,6 Prozent, sehr oder eher zufrieden mit der von ihnen praktizierten Arbeitsteilung. Denn für eine hohe Zufriedenheit spielt auch der Austausch auf Gefühlsebene eine Rolle, ob beispielsweise Zärtlichkeiten im Alltag ausgetauscht oder ob kleine Aufmerksamkeiten von unterwegs mit nach Hause gebracht werden. "Je mehr Zuneigung ich bekomme, desto eher bin ich auch mit einer ungleichen Aufteilung im Haushalt einverstanden", so Geserick. Das gelte allerdings mehr für Frauen als für Männer. "Die Vermutung liegt nahe, dass Frauen, weil sie ja diejenigen sind, die mehr unbezahlte Arbeit im Haushalt und in der Familie leisten, auch mehr entlohnt werden müssen, und zwar auf einer emotionalen Ebene.”
Weiterlesen auf den Seiten der Salzburger Nachrichten

Zur Original Studie


🤕 IchalsPatient

1️⃣  "Reiß dich doch zusammen" - Krank und doch nicht ernstgenommen

Menschen mit Depressionen erleben immer wieder, dass ihre Krankheit nicht ernstgenommen wird. Den Satz „Reiß dich doch mal zusammen“ kennen sie alle. Die Unimedizin Greifswald informiert jetzt über Symptome, mögliche Ursachen und Therapieoptionen der Erkrankung in einem kostenlosen Vortrag. Dieser findet am Dienstag, 9. April, um 16 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos. „Die Zuhörenden sollen ein besseres Verständnis für die Erkrankung entwickeln können“ umreißt DiplomPsychologin Esther Holznagel das Ziel der Veranstaltung. Die Mitarbeiterin des Instituts für Medizinische Psychologie der Greifswalder Unimedizin ist Referentin. Ihren Vortrag „Reiß dich doch mal zusammen – Wege aus der Depression“ hält sie im Rahmen der Reihe „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Nähere Informationen auf den Seiten der UM Greifswald

2️⃣  Berührendes Zeitdokument: Ein Leben in der eisernen Lunge

Paul Alexander, der den größten Teil der letzten 70 Jahre in einer eisernen Lunge verbrachte und sich allen Erwartungen widersetzte, starb jetzt im Alter von 78 Jahren. Im Jahr 2022 sprach Alexander mit CNN über sein Leben.

He spent most of his life in an iron lung. How he defied expectations (2022) | CNN
Paul Alexander, who spent the vast majority of the past 70 years in an iron lung and defied expectations by becoming a lawyer and author, died at the age of 78, according to his brother Philip Alexander. In 2022, Alexander spoke to CNN about his life.

📣 Ankündigungen

1️⃣  90. DGK-Tagung In Mannheim

Zur 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie e.V. lädt Tagungspräsident Prof. Dr. Christoph Maack von der Uniklinik Würzburg ins Congress Center Rosengarten in Mannheim. Unter dem Motto "Schnittstellen der Kardiovaskulären Medizin" werden vom 📅 3. bis 6. April interdisziplinäre Sitzungen, Nachwuchsförderprogramme sowie diverse Highlights der Bereiche Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen, Interventioneller und Experimenteller Kardiologie erörtert.

Zum Programm

2️⃣  DGIM-Kongress 24: Wünsche und Wirklichkeiten der Präzisionsmedizin

Zum 130. Mal treffen sich die Internisten auf dem Kongress in Wiesbaden. Vom 📅 13.-16. April werden Fragen rund um Wünsche und Wirklichkeiten der Präsizionsmedizin- so das Kongress-Motto - erörtert. “Präzisionsmedizin, das ist etwas, was wir alle wollen. Es geht also um die Frage, was ist wirklich dran an der Präsizionsmedizin, ist es mehr Wunsch oder bereits Wirklichkeit? Das wollen wir 2024 miteinander diskutieren” so MINQ-Spezialist Professor Dr. Andreas Neubauer und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. und Präsident des 130. Kongresses.

Über die Rolle der Infektiologie auf dem DGIM Kongress 2024 spricht Professor Dr. Andreas Neubauer mit Dr. Janina Trauth, Leitende Oberärztin der Infektiologie an der Universitätsklinik Gießen in einem Podcast

3️⃣  Munich Health Foundation Model Symposium

Helmholtz Munich lädt internationale Expert:innen ein, um die Entwicklung sogenannter Foundation-Modelle für die Gesundheitsforschung voranzutreiben. Foundation-Modelle sind umfassende Machine-Learning-Modelle, die auf großen Mengen unterschiedlicher Daten vortrainiert wurden. Sie dienen als Bausteine für verschiedene Aufgaben im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und ermöglichen effizientes Transferlernen sowie eine präzise Anpassung an spezifische Anwendungen.

Das eintägige Event präsentiert Keynotes internationaler Wissenschaftler:innen zu den neuesten Durchbrüchen in den Bereichen Genomik, computergestützte Pathologie und elektronische Gesundheitsakten. Ausgewählte Vorträge basierend auf eingereichten Abstracts bieten eine Plattform für den Austausch von Erkenntnissen und bereichern den Diskurs durch verschiedene Blickwinkel. Eine abschließende „Poster Session“ ermöglicht Networking, um die Entwicklung der nächsten Generation von Foundation Modellen voranzutreiben.

📅  10. April 2024 Wo: Helmholtz Munich Campus

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🥦 Einfach Gesundessen!

Die Tipps und Ratschläge stammen vom MINQ-Experten und Ernährungsmediziner Dr. med. Carl Meißner, der in Magdeburg eine anerkannte „Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin BDEM“ leitet und gerne kocht. Die Rezepte hat er alle selbst einmal gekocht und probiert, bevor er sie an unsere Leser weitergibt.

10. Depression und Ernährung

Sauer macht bekanntlich lustig, Schokolade redensartlich manchmal glücklich. Essen und Gemüt liegen nicht nur sprichwörtlich nah beieinander. Nach Untersuchungen des Robert-Koch-Institut (RKI) sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen hierzulande übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen ist stark übergewichtig. Die Gesamtprävalenz der Verbreitung depressiver Symptomatik, auch jenseits der klinischen Diagnose einer Depression liegt bei 10,1 %. 

Das Essen Auswirkungen auf die Stimmung haben kann ist eigentlich vielen Menschen bewusst. Tatsächlich beschäftigen sich viele Wissenschaftler mit dem Zusammenhang zwischen Ernährung und Entstehung von Depressionen.

Unsere Nahrung enthält Nährstoffe, die die Neurotransmitter im Gehirn beeinflussen. Wenn bestimmte Nährstoffe fehlen, werden weniger demzufolge weniger (Glücks-)Hormone gebildet. Das wirkt sich auch auf das eigene Gemüt aus. 

Die guten Nährstoffe oder „Glücklichmacher“ gelangen nicht sofort in das Blut und somit in Richtung Gehirn. Diese müssen den Weg der Verdauung nehmen und unser Darm, das zweite Gehirn, besteht aus einem komplexen Nervengeflecht. Die Kombination aus neuronalen Strukturen mit dem Mikrobiom im Darm kann unsere Stimmung beeinflussen.

Forscher untersuchten 2012 den Zusammenhang zwischen dem Depressionsrisiko bei Erwachsenen und einer gesunden Ernährung. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung das Risiko an einer Depression zu erkranken senken kann. Eine zuvor erfolgte Untersuchung im Jahre 2010 bestätigte, dass eine Ernährung mit vielen verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko erhöht, an einer Depressionen zu erkranken.

Es gilt mit gesunder und ausgewogener Ernährung Depressionen vorzubeugen. Achten Sie auf wenig verarbeitete Lebensmittel, wichtige Nährstoffe und gute Fette. Das zusammen kann das (psychische) Wohlbefinden beeinflussen und vielleicht sogar eine sinnvolle Therapiebegleitung oder -unterstützung darstellen. 

Rezept 10: 🍲 Kartoffelgulasch mit Paprika und Tomate 

Zutaten (2 Personen):

- 1 Paprikaschote
- 100 g Knollensellerie
- 200 g stückige Tomaten
- ½ Bund Petersilie
- 300 g Kartoffeln (gern festkochend)
- 1 kleine Zwiebel
- 1/2 Knoblauchzehe nach Belieben
- 1/2 EL Rapsöl oder Olivenöl (nach Belieben)
- 1 EL Tomatenmark
- 150 ml Gemüsebrühe
- 1 TL Paprikapulver
- 1 kleines Stück Ingwerwurzel
- 2 EL Joghurt (1,5 % Fett), ggf. laktosefrei
- Salz und Pfeffer 

Zubereitungsschritte

1. Paprikaschote waschen, halbieren, entkernen und würfeln.

2. Knollensellerie und Kartoffeln waschen, schälen und würfeln. 

3. Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein hacken.

4. Öl in einem Topf oder großer Pfanne erhitzen. Zwiebeln bei mittlerer Hitze ca. 4 Minuten leicht andünsten. Knoblauch, Kartoffeln, Sellerie und Tomatenmark dazugeben und ca. 3-4 Minuten mitbraten. Mit Gemüsebrühe und stückigen Tomaten ablöschen. Gewürze zufügen und das Gulasch bei mittlerer Hitze etwa 30 Minuten zugedeckt köcheln lassen.

5. Paprika zum Kartoffelgulasch geben und 5 Minuten kochen. Petersilie waschen, trocken schütteln und hacken. 

6. Gulasch nach Belieben mit Salz, Pfeffer und etwas Ingwer abschmecken und mit je 1 EL Joghurt und Petersilie servieren.

Guten Appetit!


🏆 MINQs Choice

Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten, die seit 1997 regelmäßig zuerst in der Zeitschrift FOCUS publiziert wurden und seit 2022 im Magazin stern erscheinen, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik - gewissermaßen in eigener Sache - jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen.

PD Dr. med. habil. Heiner Müller - seit 2019 MINQ-Spezialist

Dr. med. Jørn S. Jørgensen - MINQ-Spezialist seit 2010

Prof. Dr. med. Turgay Efe ist MINQ-Spezialist seit 2021

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