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🗞 08/2024

Kinderintensivstationen - DIVI schlägt Alarm · Neurologie: The Winner takes it all · Positivliste für schwangere Ärztinnen · Mobiler Ultraschall im Krankenhaus

Karl-Richard Eberle
Karl-Richard Eberle

📌 5 weekly picks

1 📌 Kinderintensivstationen: DIVI schlägt Alarm und fordert Impfempfehlungen

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin DIVI weist auf Engpässe in der Versorgung kritisch kranker Kinder hin. Demnach waren laut einer Umfrage unter 145 Kinderintensivstationen, von denen 91 zum Stichtag am 02. Februar geantwortet hatten, überhaupt nur 65% der pädiatrischen Intensivbetten in Betrieb. Insgesamt meldeten die Stationen im Schnitt weniger als ein freies Bett pro Standort.

Knapp 40 Prozent dieser betreibbaren Betten wurden für Kinder mit schweren RS-Virusverläufen (Respiratorisches Synzytial-Virus) oder anderen saisonal bedingten Infekten benötigt. Damit fallen diese Kapazitäten weg für Kinder mit anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen. Der Ausweg könnte laut DIVI darin liegen, Kinder gegen RSV und Influenza zu impfen. Daten aus Luxemburg und Spanien zeigten die messbaren Erfolge der Impfungen bei Neugeborenen und Säuglingen. Deshalb fordert DIVI jetzt die Ständige Impfkommission STIKO dringend auf, Impfempfehlungen für RSV- und Influenza-Impfungen für Kinder auszusprechen.

Zur Originalmeldung der DIVI

2 📌 Neurologie: The Winner takes it all

Was passiert im Gehirn, wenn wir eine Entscheidung treffen? Offenbar findet in unserem Kopf eine Art “neuronaler Schlagabtausch” statt. Bei den Neuronen, die im Zuge der Entscheidungsfindung aktiviert werden, setzen sich diejenigen mit der größten elektrischen Aktivität durch – Neuronen mit einer schwächeren Signalleistung werden von ihnen einfach “abgeschaltet”.

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„Die Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen, gehört zu den grundlegenden kognitiven Herausforderungen, die wir im täglichen Leben bewältigen müssen. Durch unsere Studie konnten wir erstmals nachweisen, dass winner-takes-all-Prozesse in der hierfür verantwortlichen Hirnregion unserer Entscheidungsfindung zugrunde liegen.“

Prof. Dr. Stefano Panzeri, UKE-Studienleiter und Direktor des Instituts für Neurale Informationsverarbeitung des UKE

Die spannende Studie, die von Forschenden des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Harvard Medical School und des Boston Children's Hospital gemeinsam arbeiteten, wurde jetzt im der Wissenschaftszeitschrift nature publiziert.

Zur Originalstudie in nature

Zur Originalmeldung des UKE Hamburg

3 📌 Operieren ohne Gefährdung: Positivliste für schwangere Ärztinnen

Damit schwangere Ärtztinnen ohne gesundheitliche Gefährdung weiterhin ihrem Beruf nachgehen können, hat die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie zusammen mit der Initiative “Operieren in der Schwangerschaft” (OPidS) jetzt eine Unbedenklichkeitsliste zusammengestellt. Diese Positivliste umfasst 40 chirurgische Tätigkeiten, die - unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen - mit dem Mutterschutzgesetz vereinbar sind. Denn: Schwanger sein und operieren war bisher jahrzehntelang ein Tabu für Chirurginnen; das oft verhängte Beschäftigungsverbot stellte für die jungen Ärztinnen vor allem in der Weiterbildungszeit einen erheblichen Nachteil im Vergleich zu den männlichen Kollegen dar. Wichtig ist auch künftig, dass die gesetzlichen Vorgaben vor allem hinsichtlich Infektionen und Narkoseverfahren und im Umgang mit Röntgenstrahlung eingehalten werden.

Zur Originalmeldung der DGOU

Weitere Informationen zur Positivliste bei OPidS

4 📌 Patient:innenfreundliche Versorgung: Mobiler Ultraschall erleichtert Untersuchungen an der UMG

Auch im Krankenhaus müssen stationär aufgenommene Patient:innen oft für besondere Untersuchungen transportiert werden; außerdem kommt es auch zu Wartezeiten, die gerade und besonders für ältere und hochbetagte Patient:innen besonders anstrengend und belastend sind. Im Rahmen des Pilotprojektes „Health5G.net“ wird jetzt auf der geriatrischen Station der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ein mobiles Ultraschallsystem erprobt, das diese Nachteile für ältere Menschen beheben soll.

Voraussetzung für den Einsatz des mobilen Ultraschalsystems ist der Aufbau eines schnelleren Mobilfunknetzes (5G). Bei bestimmten Krankheitsbildern wie zum Beispiel Herzschwäche, die eine wiederholte Ultraschalluntersuchung für eine erfolgreiche Behandlung benötigen, kann der Einsatz der mobilen Geräte nun direkt am Krankenbett erfolgen. Das kleine, kompakte Gerät ist auch für Videokonsultationen geeignet. Somit können zugeschaltete Ärzte die Untersuchung vor Ort anleiten oder selber die Positionierung des Gerätes steuern.

„Dieser telemedizinische Ansatz bringt immense Effizienzvorteile. Unser Ziel ist es, im Projekt Health5G.net neben dem mobilen Ultraschall weitere neue Modelle einer innovativen Patientinnenversorgung über ein 5G-Mobilfunknetz zu erproben und langfristig in die Versorgung unserer geriatrischen Patientinnen zu integrieren“, ergänzt Prof. Dr. Christine von Arnim, Direktorin der Klinik für Geriatrie der UMG.

Zur Meldung bei MINQ.magazine

5 📌 Zentrum für Personalisierte Medizin jetzt auch in der Universitätsmedizin Mainz

Zentren für Personalisierte Medizin haben die Aufgabe, komplexe Diagnostik, interdisziplinäre Beratung und individuelle Therapieempfehlungen kontrolliert und qualitätsgesichert zu erbringen. Im Vordergrund steht, jeden Menschen individuell bestmöglich zu behandeln. Im Deutschen Netzwerk für Personalisierte Medizin DNPM haben sich deutsche Unikliniken dem Ziel verschrieben, gemeinsam die medizinische Versorgung und Lebensqualität von Betroffenen einer fortgeschrittenen oder seltenen Krebserkrankung in ganz Deutschland zu verbessern. Ziel des Netzwerks ist es, Betroffenen transparente und vereinheitlichte Zugangswege zur personalisierten Medizin zu ermöglichen.

In Mainz ist nun eine weitere Einrichtung hinzugekommen: das neu gegründete Zentrum für Personalisierte Onkologie (ZPO) der Universitätsmedizin Mainz ist erfolgreich zertifiziert worden. Es gehört damit zu einem von 16 zertifizierten Zentren für personalisierte Medizin in Deutschland.

Zur Originalmeldung der Universitätsmedizin Mainz


📎 In eigener Sache

1️⃣ Recherchestart: Nächste Woche startet unsere große Befragung der deutschen Krankenhäuser für die neue stern-Klinikliste. Wie in den vergangenen Jahren werden die Kliniken Gelegenheit haben, umfangreich Auskunft zu geben und ihre Besonderheiten und Schwerpunkte zu erläutern.

2️⃣ Publikation: Vor einer Woche ist unsere Ärzterecherche in der stern-Ärzteliste publiziert worden. Im Heft wird ein übersichtlicher Überblick gegeben, wie die die Ärztelisten entstanden sind.

Gute Ärzte für mich: So sind die Listen entstanden
In einer aufwendigen, mehrstufigen Recherche haben wir gemeinsam mit dem Munich Inquire Media (MINQ) ausgezeichnete Ärzte ermittelt. Hier ist die Methode im Detail erklärt.

Lesenwert auch die Titelgeschichte zu der aktuellen Ärzteliste vom Leiter des stern-Wissensressorts Christoph Koch

Was medizinische Eingriffe besser und sicherer macht
Fortschritt in der Medizin: Allen Stimmungsschwankungen im Medizinalltag zum Trotz sind Innovationsfreude und Kunstfertigkeit sehr vital.

📣 Ankündigung

Runder Tisch Herzschwäche: Mehr Aufmerksamkeit für eine unterschätzte Krankheit

Herzschwäche, auch: Herzinsuffizienz, ist eine unterschätzte Volkskrankheit. Zu den Auslösern einer Herzinsuffizienz gehören die Koronare Herzerkrankung, Herzinfarkte, Bluthochdruck, Herzklappenoder Herzmuskelerkrankungen sowie Diabetes. Sie verkürzt die Lebenserwartung und ist einer der häufigsten Anlässe für einen Krankenhausaufenthalt.

„In der Öffentlichkeit wird diese extrem schwere chronische Erkrankung immer noch eher bagatellisiert“, beklagt Prof. Dr. Matthias Pauschinger, Direktor der Klinik für Innere Medizin 8, Schwerpunkt Kardiologie am Klinikum Nürnberg. „Dabei ist die Überlebensprognose teilweise schlechter als bei Tumorerkrankungen.“ Eine wiederkehrende Forderung des Runden Tisches sei es daher, die Bevölkerung durch mehr Prävention zum Bewusstsein für Herzgesundheit anzuregen.

Wann und wo: 5. und 6. März 2024. Die hybride Tagung findet im Heilig-Geist-Saal am Hans-Sachs-Platz 2 in Nürnberg und online statt.

Weitere Informationen und TOPs


🤕 IchalsPatient:in

“Melden Sie kritische Ereignissen”

Im Krankenhaus kommt es immer wieder zu sogenannten “kritischen Ereignissen.” Für die Sicherheit der Patient:innen und für die künftige Vermeidung solcher Ereignisse ist es wichtig, dass sie auch berichtet und den Verantwortlichen bekannt gemacht werden. Diese Aufgabe soll nun das Portal “Mehr Patientensicherheit” des VdEK übernehmen. Ziel ist es, in einem geschützten Raum auf Mängel oder Nachlässigkeiten aufmerksam zu werden.

Das Portal ist aber auch offen für positives feedback, das sicherlich ebenso nützliche Effekte haben wird.

Berichtssytem der Ersatzkassen für Patienten und Angehörige - Mehr Patientensicherheit
Mehr Patienten­sicherheit: Das Portal für Patienten­berichte Wenn wir uns als Patientinnen und Patienten in medizinische Behandlung begeben, verlassen wir uns darauf, dass alles getan wird, was uns hilft. Medizinische Behandlungen können aber auch Schaden anrichten. Wir erwarten daher selbst­verständlich auch, dass alles unternommen wird, damit wir keinen Schaden erleiden. Zur Patienten­sicherheit gehört also beides: Es […]

Das neue Patientenportal soll Patient:innen ermutigen, kritische Vorfälle bei medizinischen Behandlungen zu berichten


🥦 Einfach Gesundessen!

5. Verstopfung – was tun?

Hat ein Mensch weniger als drei Mal Stuhlgang in einer Woche sprechen wir von einer Verstopfung - und das ist keine Seltenheit. Einer von fünf Menschen hierzulande hat oder haben Probleme mit zu wenig Stuhlgang. 
Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein, sie potenzieren sich aber meist zusammen: Mangelnde Bewegung durch z.B. Homeoffice bzw. sitzende Tätigkeit, zu wenig Trinken und eine ballaststoffarme Ernährung spielen oft zusammen.
Die Trinkmenge ist ein entscheidender Faktor, aber nicht nur die Menge, sondern auch deren Verteilung über den Tag ist von Bedeutung. Bei acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit und acht Stunden Schlaf haben Sie 16 Stunden, in welche Ihre Trinkmenge gleichmäßig verteilt werden sollte. Es sollte nicht die Regel sein, dass wir am Abend, nach der Arbeit, feststellen, ich hatte heute nur 2 Tassen Kaffee getrunken. Der Ansatz, den den Flüssigkeitsmangel dann schnell mit einem Liter auszugleichen, ist nicht wirklich hilfreich, denn die Folge ist: Sie laufen die ganze Nacht zur Toilette, um Wasser zu lassen und werden im Schlaf gestört. Der Körper benötigt einen erholsamen Schlaf und die Ruhe, um die Verdauung optimal leisten zu können.
Ballaststoffe sind gesund, denn Sie „belasten“ (ähnlich wie wir zum Sport gehen und die Muskeln trainieren) den Darm und regen die Darmtätigkeit an. Mehr als 30 Gramm pro Tag sollten es sein, diese schaffen wir mit Vollkorn, Gemüse und Obst. Nur - nicht jeder verträgt diese sofort, es gilt langsames herantasten.

Wer also Rohkost schlecht verträgt, sollte pürieren, garen bzw. schonend zubereiten. Das freut unseren Darm und hält den Blähbauch im Griff. Nutzen Sie weiterhin die resistente Stärke in Nahrungsmitteln. Diese gehört zu den Ballaststoffen und ist eine Stärke, die dem Körper weniger Energie liefert. Nudeln, Kartoffeln und Reis kochen und am besten über Nacht stehen lassen und erst am nächsten Tag verzehren.

Wer mag, der nutzt Hafer als Porridge. Wem eine komplette Portion zu viel wird, dann einfach 2 Esslöffel mit in den Magerquark unterrühren und genießen. Bereiten Sie gern Ihre Portion zum Frühstück am Abend vor, dann kann der Hafer im Quark über Nacht im Kühlschrank etwas quellen und ist leichter bekömmlich.
Der ein oder andere nutzt auch Flohsamenschalen; hier gibt es eine tolle Alternative vom Marktplatz: Kiwi. Eine tolle Arbeit von Gearry R et al. wurde dazu 2023 publiziert. Das Ergebnis war, dass grüne Kiwis eine geeignete ernährungstherapeutische Möglichkeit zur Linderung von Verstopfungen darstellt.

LINK zur Originalstudie

Rezept 5: 🥝 Schnelles Frühstück gegen Verstopfung

Zutaten: 

  • 250 g Magerquark, ggf. laktosefrei
  • 2 Kiwis
  • 1 TL Haferflocken
  • 1 EL Leinöl

Zubereitung:

  1. Kiwis schälen und zusammen mit dem Magerquark, Haferflocken und Leinöl und pürieren.

Ggf. als „To Go“ Variante für Unterwegs, dann einfach etwas Haferdrink oder Milch nutzen, dass die gewünschte Konsistenz erreicht wird.

Guten Appetit!

Der Tipp stammt vom MINQ-Experten und Ernährungsmediziner Dr. med. Carl Meißner, der in Magdeburg eine anerkannte „Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin BDEM“ leitet und gerne kocht. Die Rezepte hat er alle selbst einmal gekocht und probiert, bevor er sie an unsere Leser weitergibt.

🏆 MINQs Choice

Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten, die seit 1997 regelmäßig zuerst in der Zeitschrift FOCUS publiziert wurden und seit 2022 im Magazin stern erscheinen, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik - gewissermaßen in eigener Sache - jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen.






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