🗞 48/2023
Gescheitertes Transparenzgesetz · Science Fiction auf der Intensivstation · Medfluencer
📌 5 weekly picks
1 📌 Informationsportal für Patienten scheitert im Bundesrat
Die Veröffentlichung eines für 2024 geplante Online-Portals, in dem Patienten nach den besten Krankenhäusern suchen können, wurde vorerst gestoppt. Mit absoluter Mehrheit schickte die Länderkammer am 24. November 2023 das entsprechende Krankenhaustransparenzgesetz in den Vermittlungsausschuss. Dabei sind sich fast alle Akteure im Gesundheitssystem einig, dass Patienten bei der Suche nach dem passenden Krankenhaus stärker unterstützt werden müssen. Verbraucher- und Patientenverbände, GKV-Spitzenverband, Kassenärztliche Bundesvereinigung oder auch der Verband der Ersatzkassen betonen in ihren Stellungnahmen grundsätzlich die Notwendigkeit einer erhöhten Transparenz. Dies kann MINQ nur bestätigen. Die Erfahrung aus über 25 Jahren Recherchen zu Ärzte- und Kliniklisten zeigen, wie schwer der Zugang zu fundierten medizinischen Qualitätsaussagen über Krankenhäuser ist. Allein die Zusammenstellung, welche Krankenhäuser in welchen Bereichen zertifiziert sind, gleicht einem Puzzle. MINQ recherchiert bereits beispielsweise eine Vielzahl von Zertifikaten bei den Fachgesellschaften und ordnet diese kleinteilig den Krankenhäusern zu. Ein Vorgehen, welches Rat suchende Patienten in aller Regel überfordert, aber besonders hilfreiche Informationen liefert.
Weitere Informationen bei kma-online
2 📌 Science-Fiction auf der Intensivstation: KI soll Therapieerfolge vorhersagen
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) beteiligt sich an einem Forschungsprojekt zur Entwicklung personalisierter, KI-gesteuerter virtueller Lungenmodelle, mit deren Hilfe Therapieoptionen vorab überprüft werden können. Das Projekt „Personalisierte digitale Lungenzwillinge zur Behandlung von akutem Lungenversagen“ wird in enger Kooperation mit der Firma Ebenbuild GmbH und den Universitätskliniken Mannheim, Aachen, Augsburg und Dresden durchgeführt.
Digitale Lungensimulationsmodelle sollen wie ein virtuelles Abbild der Lunge der jeweiligen Patientin oder des Patienten verwendet werden können. „Diese sogenannten Lungenzwillinge sollen uns zukünftig dabei helfen, mithilfe Künstlicher Intelligenz verschiedene Behandlungsoptionen unter realen Bedingungen zu testen und in ihrer individuellen Wirkung mit allen Vor- und Nachteilen zu bewerten“, erläutert PD Dr. Tobias Becher von der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des UKSH in Kiel, der die ärztliche Leitung des Projekt übernommen hat. „So können wir idealerweise bereits vor einer Behandlung möglichst präzise abschätzen, welcher der beste Behandlungspfad für die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten ist.“
Die Lungenzwillinge sollen zukünftig eingesetzt werden, um Behandlungsergebnisse beatmeter Intensivpatient:innen mit akutem Atemnotsyndrom zu verbessern.
3 📌 Männliche Unfruchtbarkeit: Cylicin-Proteine haben erheblich Anteil
Für eine erfolgreiche Befruchtung sollten sich Spermien schnell vorwärts bewegen und “normal” geformt sein. Forschende vom Universitätsklinikum Bonn und dem Transdisziplinären Forschungsbereich „Life & Health“ der Universität Bonn fanden heraus, dass Fruchtbarkeitsprobleme sowohl bei Mäusen als auch beim Mensch durch Veränderungen sogenannter Cylicine verursacht werden können. Die Spermien haben dadurch Defekte in der Bildung von Kopf- und Schwanzstruktur. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt im Fachjournal „eLife“ veröffentlicht.
Die Forschenden wollten auch herausfinden, ob Fruchtbarkeitsprobleme beim Menschen auch zum Teil auf Veränderungen der Cylicine zurückzuführen sind. Dazu haben sie mit Kollegen der Universität Münster einen Patienten identifiziert, der Gen-Varianten im Cylicin1- und Cylicin2-Gen aufweist. Seine Spermien haben Defekte der Kopf- und Schwanzstruktur. Der Patient ist nicht in der Lage, ein Kind zu zeugen. „Aufgrund dieser Ergebnisse sollte bei männlicher Unfruchtbarkeit auch ein Test auf Gen-Varianten von Cylicinen in Betracht gezogen werden“, sagt Co-Autor Prof. Dr. Hubert Schorle vom Bonner Institut für Pathologie, der aber auch eine hoffnungsvolle Botschaft für Betroffene hat: „Da ‘nur’ das Gerüst des Spermiums nicht korrekt gebildet werden kann, könnte der Versuch, den Spermienkopf und damit des Erbmaterials in eine Eizelle zu verpflanzen, erfolgreich sein.“
4 📌 Klinikreform: Belastungsgrenzen erreicht
Die universitäre Spitzenmedizin gerät in Schieflage. Experten warnen vor dramatischen Folgen für das gesamte Gesundheitswesen. Die schleppende Krankenhausreform verschärfe die Lage noch. Im Gespräch mit dem Handelsblatt klagt Prof. Dr. Heyo Kroemer, Chef der Berliner Charité, dass „die Notaufnahmen überlaufen” seien und das Haus an seine Belastungsgrenze gelange - auch finanziell. Hatte das Haus in den vergangenen zehn Jahren immer ein ausgeglichenes Ergebnis, erwarte er in diesem Jahr einen „deutlichen Fehlbetrag in Millionenhöhe". Kroemer hat sich angesichts der dramatischen Lage mit dem Chef der Uniklinik Frankfurt, Prof. Dr. Jürgen Graf, zusammengetan, um auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen. Graf warnt, dass die Unikliniken kompensieren, was in der übrigen Krankenhauslandschaft schieflaufe. „Wir erleben einen Ansturm von Patienten, insbesondere in der Notaufnahme“, so Graf. Mehr als jedes zweite Bett sei mittlerweile mit Notfallpatienten belegt.
Für Patient:innen habe dies zur Folge, dass “Akut- und Notfallpatienten die Spitzenmedizin blockieren“, sagt Graf. „Ohne eine Veränderung können wir die komplexen Behandlungen in der Universitätsmedizin nicht versorgen.“ Sprich: Die Unikliniken könnten ihre Rolle im Gesundheitssystem, für die sie eigentlich da sind, nicht mehr vollumfänglich erfüllen. Ein Aufnahmestopp wäre keine Lösung. Aber Graf warnt: „Wir müssen heute schon Patienten in umliegende Kliniken verlegen.“
5 📌 Neue Studie zu Herzerkrankungen: Sauniert doch!
Kann sich die Leistungsfähigkeit eines kranken Herzens durch Saunieren verbessern? Im Rahmen der" SAH_Sauna-Studie" forscht die Uniklinik Magdeburg mit Herzkranken. Sie soll zeigen, dass auch Menschen mit einer ernsthaften Vorerkrankung des Herzens von regelmäßigen Saunagängen profitieren können.
Der Magdeburger Kardiologe Priv.-Doz. Dr. med. Tarek Bekfani will jetzt in einer ersten, auf zehn Wochen angelegten Studie nachweisen, das auch Menschen mit einer ernsthaften Vorerkrankung des Herzens von regelmäßigen Saunagängen profitieren können."Wir wissen seit Jahren, das kontrolliert moderater Ausdauersport Herzerkrankten hilft, wieder leistungsfähiger zu werden. Und Sauna ist am Ende auch so etwas wie Sport", erklärt der Kardiologe.
📣 Aufruf
Orthopäde Grifka in Bad Abbach nimmt weiter Probanden in Rücken-Studie auf
Wie können richtige Verhaltensmaßnahmen und gezielte Übungen Patienten mit Rückenproblemen helfen? Diese Frage erörtert eine neue Studie an der Orthopädischen Universitätsklinik am Standort der Asklepios-Klinik in Bad Abbach. Der Orthopäde Prof. Joachim Grifka, MINQ-Spezialist seit 2003, sucht dafür weiterhin Probanden, die sich einem zwölf Wochen dauernden Programm unterziehen. Die Teilnehmer müssen sich lediglich zwei Mal vor Ort in Bad Abbach einfinden.
lws.frauen@gmail.com oder Tel. (0152) 52789387.
Interessierte Männer melden sich per E-Mail an
lws.herren@gmail.com oder kontaktieren die Nummer (0152) 54638307
💬 Über den Tellerrand
1,3 Mio Follower: Medizin-Influencer vom UK Bonn ausgezeichnet
Seine Fancommunity umfasst über 1,3 Millionen Follower (Instagram, TikTok, YouTube etc.). Dr. Dr. Tobias Weigl, Gastgeber des Podcasts „Weigl’s MedNight“ erhält den Patientenpreis des German Medical Award, ein unabhängiger Medizin-Preis, der seit 2015 jährlich verliehen wird. Weigl, der als Arzt in der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am UKB tätig ist, fühlt sich bestätigt: „Mit meiner Arbeit in den Social-Media-Kanälen möchte ich Lust auf Gesundheit machen und aufzeigen, dass gesundes und bewusstes Leben für alle machbar ist.“
Weigls Medizin-YouTube-Kanal ist mittlerweile der größte in Europa. Der Arzt ist seit sechs Jahren als Medfluencer tätig. „Es ist schön zu sehen, dass sich die Arbeit lohnt, und es ist daher für mich ein Privileg, als Arzt am Patienten zu arbeiten und gleichzeitig durch die Social Media ein Vielfaches an weiteren Menschen aufzuklären. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine ganze ‚Medfluencer‘-Generation präge“, so Weigl.
🏆 MINQs Choice
Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten (seit 1997), die regelmäßig in den Zeitschriften FOCUS (seit 1997) und stern (seit 2022) Zeitschriften abgedruckt wurden und werden, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik in eigener Sache jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen.
🏆 Univ. Prof. Dr. med. Wilfried Budach, Düsseldorf
👉 Empfohlen für Radioonkologie
🏥 Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Uniklinik Düsseldorf
Einblick: Prof. Budach zur Strahlentherapie
🏆 Prof. Dr. med. Grifka, Bad Abbach
👉 Empfohlen für Hüftchirurgie und Endprothetik
🏥 Asklepios Klinikum Bad Abbach
Einblick: Grifkas Morgenbesprechung
🏆 Dr. med. Eva-Maria Baur, Murnau
Einblick: Vortrag Eva-Maria Baur auf Dupuytren Symposium
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