🗞 40/2025
Durchbruch in der Diabetes-Prävention · Singen stärkt die Lebensqualität · Smarter Schachzug im Kampf gegen den Krebs · Sozialer Status prägt Lebenserwartung · Medizinische KI und der AI Act · App verspricht Herzdiagnose in 7 Sekunden
📌 5 weekly picks
1 📌 Überraschender Durchbruch in der Diabetes-Prävention
Gute Nachricht für Millionen Prädiabetiker:innen: Ein gesunder Blutzuckerspiegel lässt sich auch ohne Gewichtsverlust erreichen – und senkt trotzdem drastisch das Risiko für Typ-2-Diabetes. Das zeigt eine neue Auswertung einer Tübinger Langzeitstudie mit über 1.100 Teilnehmer:innen. Bisher galt: Nur wer abnimmt, schützt sich wirksam. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Besonders überraschend: Bei Teilnehmer:innen, die durch Lebensstiländerungen wie gesündere Ernährung und mehr Bewegung ihren Blutzuckerspiegel normalisierten – aber kein Gewicht verloren oder sogar leicht zunahmen – sank das Diabetes-Risiko um satte 71 Prozent. Damit lagen sie nahezu gleichauf mit jenen, die erfolgreich abspeckten (73 Prozent Risikoreduktion).
Die Erklärung: Entscheidend ist nicht das Gewicht allein, sondern wo das Fett sitzt. Die Betroffenen verloren vor allem schädliches Bauchfett, das Entzündungen fördert und die Insulinwirkung blockiert. Subkutanes Fett unter der Haut ist dabei deutlich weniger problematisch.
Das Fazit der Forschenden: „Die Zahl auf der Waage sollte nicht mehr das einzige Kriterium sein“, so Studienleiter Prof. Andreas Birkenfeld, Studienleiter und Direktor des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Universität Tübingen. Viel wichtiger sei es, die Blutzuckerwerte zu normalisieren und die Verteilung des Körperfetts zu beachten. Diese Erkenntnis könnte aktuelle Leitlinien zur Diabetesprävention grundlegend verändern.
An der Studie beteiligt waren Forschende des Universitätsklinikums Tübingen, von Helmholtz Munich und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
🔗 Zur Originalmeldung von Helmholtz Munich
🔗 Quelle Originalpublikation nature
2 📌 Singen stärkt die Lebensqualität bei chronischen Lungenerkrankungen 🎶🎤📈
Gruppengesang verbessert die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen. Das zeigt eine randomisiert kontrollierte Studie (Abstract: RCT2291), die Natasha Smallwood von der Monash University auf dem europäischen Pneumologie-Kongress in Amsterdam vorgestellt hat. Untersucht wurde das Sinfonia-Gesangsprogramm bei Patient:innen mit COPD oder interstitieller Lungenerkrankung (ILD) und chronischer Atemnot.
50 Teilnehmende sangen über zwölf Wochen einmal wöchentlich in einer 90-minütigen Zoom-Sitzung, begleitet von Atemübungen und sozialen Check-ins. Die Kontrollgruppe erhielt eine Standardbehandlung mit Inhalationstherapie, Impfungen und Medikamenten. Nach Abschluss der Intervention bewerteten alle ihre Lebensqualität mit dem SF-36-Fragebogen. Bei regelmäßiger Teilnahme (mindestens 8 Sitzungen) lag die Lebensqualität in der Gesangsgruppe um 11 Punkte höher als in der Kontrollgruppe.
Besonders deutlich war der Effekt bei Teilnehmenden mit Angst oder Depressionen. Auch Frauen, schwer Erkrankte und Personen ohne vorherige Reha profitierten stärker. Smallwood vermutet, dass Atemkontrolle, soziale Interaktion und Stimmungsverbesserung eine Rolle spielen. Ob sich die Wirkung zwischen COPD und ILD unterscheidet, konnte aufgrund der Gruppengröße nicht analysiert werden. „Diese Erkrankungen sind nicht heilbar, daher brauchen wir bessere Strategien für ein gesünderes Leben“, sagte Apostolos Bossios von der European Respiratory Society (ERS) und tätig am Karolinska Institut in Schweden. Er plädiert dafür, Gesangsprogramme stärker in die Versorgung zu integrieren. Die Studie liefert erste Hinweise, wie nicht-medikamentöse Interventionen die Lebensqualität verbessern können. Sie ergänzt bestehende Ansätze der pulmonalen Rehabilitation. Chronische Atemwegserkrankungen führen oft zu sozialer Isolation – hier setzt das Programm an. Weitere Studien sollen klären, wie sich solche Angebote langfristig auswirken. Singen könnte künftig Teil einer ganzheitlichen Therapie werden.
👉 Weitere Informationen zur Studie auf den Seiten der European Lung Foundation
3 📌 Ein smarter Schachzug im Kampf gegen den Krebs♟️💪
Krebszellen sind echte Trickser: Sie nutzen Notfallprogramme der Zelle, um zu überleben – selbst wenn ihre Umgebung sauer, sauerstoffarm und stressig ist. Ein besonders wichtiger Mechanismus ist dabei die sogenannte "Unfolded Protein Response" (UPR). Sie springt an, wenn in der Zelle zu viele fehlerhafte oder falsch gefaltete Proteine entstehen. Dann hilft die UPR, Ordnung zu schaffen und die Zelle zu retten. Klingt gut – doch Krebszellen machen sich diesen Mechanismus zunutze, um weiter zu wachsen.
Ein zentrales Steuerprotein dieser Stressreaktion heißt IRE1. Es lässt sich mit bestimmten Substanzen blockieren, was für neue Krebstherapien genutzt werden kann. Ein Team um Peng Wu vom Max-Planck-Institut in Dortmund hat jetzt einen neuen Wirkstoff entdeckt, der IRE1 auf besonders clevere Weise hemmt: Er blockiert nicht direkt die „aktive Stelle“, sondern bindet an einer anderen Stelle und legt das Protein dadurch indirekt lahm. Man könnte sagen: Es wird ein falscher Knopf gedrückt – mit der richtigen Wirkung.
Der neue Wirkstoff stammt aus einer Bibliothek mit rund 10.000 chemischen Substanzen. Nach vielen Tests und Verfeinerungen fanden die Forschenden eine Verbindung, die gezielt auf IRE1 wirkt – und dabei möglicherweise weniger Nebenwirkungen hat als bisherige Hemmstoffe. Das macht Hoffnung auf neue Therapieansätze, besonders bei aggressiven Tumorarten wie Brust-, Darm- oder Hirntumoren.
Auch für die Forschung ist der Wirkstoff spannend: Er könnte helfen zu verstehen, wie genau Krebszellen ihre Stressprogramme kapern. Und er könnte zeigen, bei welchen Krankheiten man die UPR am besten gezielt unterbrechen kann.
👉 Zur Originalmeldung des Max-Planck-Instituts
Liu Y, Goebel L, Avathan Veettil AK, Gasper R, Jian M, Wagner L, Hastürk O, Wu P (2025). Harnessing Indole Scaffolds to Identify Small-molecule IRE1α Inhibitors Modulating XBP1 mRNA Splicing. Nat Commun. Doi: 10.1038/s41467-025-64291-4
4 📌 Sozialer Status prägt Lebenserwartung in Europa 📊 🧬 🌍
Gesundheit ist nicht gerecht verteilt. Die zeit ein neuer Bericht von von EuroHealthNet. Der Bericht „Social inequalities in health in the EU“ wurde von EuroHealthNet gemeinsam mit dem Centre for Health Equity Analytics (CHAIN) erstellt. Er zeigt anhand aktueller Daten aus Europa, wie stark soziale und wirtschaftliche Faktoren die Gesundheit beeinflussen. Diese Ungleichheiten gefährden gemeinsame Werte, schwächen die Wettbewerbsfähigkeit und mindern die Krisenresilienz. Der Bericht nennt konkrete, evidenzbasierte Maßnahmen, um gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern. Ziel ist es, soziale Ungleichheiten als politische Priorität zu verankern und gezielte Handlungsfelder auf EU- und nationaler Ebene zu benennen.
Verglichen wurden Gesundheitsdaten aus 2014 und 2024 – mit ernüchterndem Ergebnis. Zwar leben die Menschen im Schnitt länger, doch die Ungleichheit wächst. Wer mehr verdient, besser wohnt und sicher arbeitet, lebt gesünder und länger. In den meisten Ländern hat sich diese Kluft vergrößert – auch in Deutschland. Slowenien und Polen gelten als Positivbeispiele: Dort wurde die Lücke kleiner. In Österreich hingegen ist die Gesundheit gestiegen, die Ungleichheit aber auch. Laut WHO hängt Gesundheit nur zu zehn Prozent vom Gesundheitssystem ab. Der Rest: Einkommen, Wohnverhältnisse, Umwelt, Beziehungen.
Die Studie fordert, genau dort anzusetzen – bei den Ursachen. Bessere Löhne, faire Arbeitsbedingungen, soziale Absicherung. Denn wer arm ist, lebt nicht nur kürzer – sondern oft auch kränker.
👉 Weitere Informationen zum Bericht
World Health Organization (2025). Implementing the global framework on well-being at country level: policy pathways. World Health Organization. https://iris.who.int/handle/10665/382031
5 📌 Medizinische KI im Visier: Der AI Act macht Vertrauen zur Pflicht 🧠🩺 ⚖️🔐
Die Uhr tickt für Entwickler:innen medizinischer KI: Mit dem EU AI Act, der im August 2024 in Kraft trat, stehen ab 2026 tiefgreifende gesetzliche Anforderungen ins Haus. Doch wer bis dahin wartet, hat schon verloren. Ein aktueller Beitrag in "AI & Ethics" mahnt: Wer KI-Systeme im Gesundheitsbereich entwickelt oder einsetzt, muss jetzt handeln, nicht erst zum Stichtag. Das Ziel ist klar: KI in der Medizin soll nicht nur technisch funktionieren, sondern auch ethisch tragfähig, transparent, sicher und diskriminierungsfrei sein. Genau diese Prinzipien – bekannt als "Trustworthy AI" – bilden die Grundlage für das neue Gesetz. Und sie sind nicht optional. Der AI Act verweist mehrfach darauf und verknüpft sie mit dem Schutz öffentlicher Interessen.
Was heißt das konkret? Krankenhäuser, Start-ups, Softwareanbieter und Forschungseinrichtungen müssen ihre bestehenden und geplanten KI-Systeme frühzeitig auf Konformität prüfen und anpassen. Es reicht nicht, 2026 die Checkliste abzuhaken. Vertrauen muss jetzt aktiv aufgebaut werden – durch dokumentierte Prozesse, risikoorientierte Entwicklung und ein verstärktes Bewusstsein für ethische Verantwortung.
Der Beitrag betont: Wer heute schon Trustworthy AI lebt, wird morgen regulatorisch bestehen und gesellschaftlich akzeptiert. Denn nur eine glaubwürdige, menschenzentrierte KI hat im Gesundheitswesen eine Zukunft.
🔗 Originalbeitrag: Getting Ready for the EU AI Act in Healthcare. A call for Sustainable AI Development and Deployment
PLUS …
👉 Offizieller Name: Verordnung (EU) 2024/1689 zur Regelung harmonisierter Vorschriften für künstliche Intelligenz.
👉 Ziel: Einheitlicher Rechtsrahmen in der EU, der sicherstellt, dass KI-Systeme vertrauenswürdig, sicher und rechtskonform sind – und Risiken begrenzt werden.
👉 Hürden: Er unterscheidet je nach Risikolevel von KI-Anwendungen (z. B. „High-Risk-KI“) und legt für sie besondere spezifische Anforderungen fest (z. B. Transparenz, Dokumentation, Überwachung).
• Seit 01.08.2024: AI Act in Kraft
• Ab 02.08.2026: Zentrale Pflichten für „High-Risk-KI“ verpflichtend
• Ab 2027: Letzte Fristen für regulierte Produkte wie Medizinprodukte
✅ Checkliste für medizinische KI-Systeme
(Auswahl der wichtigsten Anforderungen)
- Risikoklassifizierung prüfen:
- Fällt das System unter „High-Risk“? → z. B. Diagnose-Tools, Therapieempfehlungen.
- Transparenz sicherstellen:
- Nutzer:innen müssen erkennen können, dass sie mit KI interagieren.
- KI muss nachvollziehbare Ergebnisse liefern („explainability“).
- Datenqualität dokumentieren:
- Welche Trainingsdaten wurden genutzt?
- Sind sie repräsentativ, aktuell und diskriminierungsfrei?
- Technische Robustheit nachweisen:
- Wie stabil ist das System in der Praxis?
- Wie wird mit Fehlern oder Angriffen umgegangen?
- Human Oversight organisieren:
- Menschliche Kontrolle muss möglich sein – z. B. durch Abschaltfunktionen.
- Ethik- und Compliance-Richtlinien erstellen:
- Prozesse dokumentieren, Verantwortung klären.
- Trustworthy AI nachweislich umsetzen (Datenschutz, Fairness, Sicherheit).
- Vorbereitung auf Konformitätsprüfung:
- Interne Audits, externe Zertifizierung vorbereiten.
- Frühzeitig regulatorische Beratung einholen.
💬 Über unseren Tellerrand
1️⃣ Wenn die Zeit gefriert - Neue Erkenntnisse zur Kristallisierung des Moments 🕰️ ❄️ 🔬
Die Natur liebt Rhythmen. Jahreszeiten entstehen durch die Bewegung der Erde um die Sonne, Uhren ticken dank Pendeln. Meist kommen solche Takte von außen – durch etwas, das regelmäßig Energie liefert. Doch es geht auch anders: Rhythmen können spontan entstehen, ganz ohne äußeren Taktgeber. In der Quantenwelt nennt man das einen Zeitkristall.
Forschende der TU Wien zeigen nun, dass solche Zeitkristalle auf überraschend vielfältige Weise entstehen können. Sogar die quantenphysikalischen Verbindungen zwischen Teilchen, die man früher für störend hielt, können sie stabilisieren. Wenn eine Flüssigkeit gefriert, entsteht aus Chaos Struktur – Teilchen ordnen sich zu einem Kristall. Die Idee: Kann sich auch in der Zeit ein Muster bilden? Ein System, das zuerst völlig ungeordnet ist, beginnt plötzlich zu schwingen – und zwar regelmäßig.
Felix Russo vom Institut für Theoretische Physik erklärt, dass gerade die Quantenkorrelationen zwischen Teilchen den Takt erzeugen können. In einem zweidimensionalen Gitter, gehalten von Laserstrahlen, beginnt das System zu schwingen – ganz ohne äußeren Impuls. Die Teilchen verhalten sich gemeinsam, als wären sie Teil eines größeren Ganzen. Die Forschung hilft, komplexe Vielteilchensysteme besser zu verstehen und könnte neue Wege für Quantentechnologien und präzise Messmethoden eröffnen.
Ein Rhythmus, der aus dem Nichts entsteht – und die Zeit selbst kristallisiert. Die Ergebnisse wurden kürzlich unter dem Titel Quantum Dissipative Continuous Time Crystals veröffentlicht.
👉 Weiterlesen auf den Seiten von Ingenieur.de
Russo, Pohl: Quantum Dissipative Continuous Time Crystals DOI: https://doi.org/10.1103/dc2s-94gv
2️⃣ Tag Null für das Wasser: Neue Prognosen zur globalen Wasserknappheit 🚱🌍🚱🌍
„Day-Zero-Dürren“ sind kein Zukunftsszenario mehr. Neue Klimasimulationen warnen vor einem Zusammenbruch der Wasserversorgung in wenigen Jahrzehnten – besonders im Mittelmeerraum und südlichen Afrika. Bis 2100 könnten drei Viertel der heute schon dürregefährdeten Regionen zeitweise ohne Wasserversorgung dastehen.
In einigen Hotspots droht der erste „Tag Null“ sogar schon in diesem Jahrzehnt. Besonders gefährdet sind Städte – ihre Versorgungssysteme sind auf Dauerfluss ausgelegt. „Day-Zero-Dürren“ entstehen, wenn über Monate zu wenig Regen fällt, zu viel verdunstet und die Reserven versiegen.
Ein Forschungsteam um Vecchia Ravinandrasana und Christian Franzke von der südkoreanischen Pusan National University in Busan hat erstmals eine globale Prognose erstellt, wann und wo sogenannte „Day-Zero-Dürren“ auftreten könnten. Grundlage der Analyse waren 100 verschiedene Szenarien, die mithilfe aktueller Klimamodelle simuliert wurden. Dabei berücksichtigten die Forschenden sowohl Entwicklungen mit stark steigenden als auch mit moderat sinkenden CO₂-Emissionen. In die Berechnungen flossen zudem regionale Wasserbedarfe – insbesondere in Städten –, fallende Pegelstände in Flüssen sowie rasch schrumpfende Stauseen ein.
Rom, Kapstadt und Chennai waren bereits gefährlich nah dran. Die Studie zeigt: Auch große Stauseen sind nicht sicher. Schon beim ersten Ereignis könnten 14 Prozent der Wasserreservoire austrocknen. Und die Pausen zwischen den Dürren werden kürzer als diese selbst. Die betroffenen Regionen haben kaum Zeit zur Erholung. Den Mittelmeerraum und das südliche Afrika könne das schon in den 2020er und 2030er Jahren betreffen. „Die Studie zeigt, dass mit dem Klimawandel das Risiko für Day-Zero-Dürren zunimmt“, so Ravinandrasana.
Weitere Faktoren wie Grundwasserspeicher sowie Schnee- und Gletscherschmelze flossen allerdings nicht in ihre Studie mit ein. Diese könnten als die letzten verfügbaren Wasserquellen das Risiko für Day-Zero-Dürren zwar kurzfristig senken. Da Grundwasserspiegel sinken und Gletscher schwinden, sichern sie die Wasserversorgung auf lange Sicht jedoch nicht. Insgesamt mache die Studie also deutlich, dass dringend Notfallpläne für die bedrohten Regionen entwickelt werden müssen, so die Forschenden. Dazu zählen strenge Wassersparmaßnahmen, wie sie etwa in Kapstadt geholfen haben. Außerdem gelte es, Regenwasser mehr zu nutzen, Speichermöglichkeiten auszubauen und Wasserreserven effizienter zu nutzen.
👉 Weiterlesen auf den Seiten von Scinexx.de und Welt der Physik
Ravinandrasana, V.P., Franzke, C.L.E. The first emergence of unprecedented global water scarcity in the Anthropocene. Nat Commun 16, 8281 (2025). https://doi.org/10.1038/s41467-025-63784-6
📺 Hingeschaut -
Tatort-Fiktion oder echte Gefahr? Was Herz-Implantate wirklich können
💣 „Herzstillstand per Fernbedienung“ – klingt wie aus dem Cyber-Krimi. Im aktuellen „Tatort: Kammerflimmern“ (ARD, 28.09.25) knipste ein Hacker Menschen mit implantiertem Defibrillator (ICD) reihenweise das Leben aus. Klingt dramatisch. Ist es auch – aber zum Glück nur im Fernsehen. Das Ärzteblatt gibt in einem Überblicksartikel Entwarnung: Ein solcher Angriff wäre in der Realität extrem unwahrscheinlich. Die Systeme sind mehrfach gesichert, müssten aufwendig gehackt, zertifizierte Updates manipuliert und Geräte physisch angesteuert werden – ein Fall für Geheimdienste, nicht für Hobby-Hacker.
💬 „Das ist kein realistisches Szenario“, sagt IT-Sicherheitsexperte Christoph Saatjohann. Auch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie wiegelt ab: Ja, theoretische Schwachstellen gibt es. Aber: Kein dokumentierter Fall, keine reale Gefahr. Wichtig bleibt: Patient:innen sollten über mögliche Risiken aufgeklärt werden – aber bitte ohne Panik. Wer einen ICD trägt, ist gut geschützt. Viel gefährlicher sind momentan veraltete Klinik-ITs und schlecht gesicherte Netzwerke – da sollten wir ansetzen, nicht am Herzschrittmacher.
🎬 Fazit: Der Tatort war spannend – die Realität ist zum Glück weniger filmreif.
📣 Ankündigungen
1️⃣ 🧬 ESMO 2025 in Berlin: Fortschritte in der Krebsmedizin 🌍💡
Demnächst findet in Berlin der Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) statt. Fünf Tage lang präsentieren führende internationale Expert:innen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und diskutieren innovative Ansätze zur Verbesserung der Krebsprävention, Diagnostik und Therapie.
Die ESMO, eine der führenden europäischen Fachgesellschaften im Bereich der medizinischen Onkologie, ist international ausgerichtet und zählt Mitglieder aus über 160 Ländern. Der jährliche Kongress ist eine der weltweit wichtigsten Veranstaltungen für Fachleute in der Krebsmedizin. Unter den Referent:innen sind auch einige MINQ-Spezialisten, wie beispielsweise Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Hautkrebs-Spezialist an der Uniklinik Essen, Prof. Dr. Rachel Würstlein, Brustkrebsspezialistin an der LMU München oder Prof. Dr. Wolfgang Wick, Experte für Hirntumoren an der Uniklinik Heidelberg.
👉 Weitere Informationen auf den den Seiten der ESMO
👉 Zum Online-Programm des Kongresses
📅 Wann: 17. bis 21. Oktober 2025
📍 Wo: Messe Berlin, Messedamm 22, 14055 Berlin
2️⃣ Skalpell und Screen: Operative Gynäkologie im Fokus 🎥 🤝 🛠️
Nächste Woche lädt die Deutsche Akademie für Gynäkologie und Geburtshilfe (DAGG) zum Forum operative Gynäkologie nach München. Im Fokus: neue Technologien, präzisere OP-Techniken und individualisierte Therapiekonzepte. Besonderes Highlight: die Videosessions mit OP-Mitschnitten, die komplexe Situationen, Entscheidungswege und fortgeschrittene Techniken demonstrieren. Das Programm beinhaltet zudem Hands-on-Kurse, praxisnahe Seminare und „Basics“-Sessions für alle Wissensstufen. Kasten:
Die Deutsche Akademie für Gynäkologie und Geburtshilfe (DAGG) wurde im Januar 2007 vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. ( DGGG) mit dem Zweck gegründet, die gynäkologische Fort- und Weiterbildung in Kliniken und Praxen strukturiert zu unterstützen und abzurunden. Mit ihrer Akademie trägt die DGGG der Aufgabe der wissenschaftlichen Fachgesellschaft Rechnung, Inhalte des Gebiets zu pflegen, die Weiterbildung zu sichern, Entwicklungspotentiale bezüglich Frauengesundheit zu heben und Weiterentwicklungen zu fördern.
👉 Weitere Informationen auf den Seiten der DAGG
👉 Zum Online-Programm
📅 Wann: 9. bis 11. Oktober 2025
📍 Wo: ICM – International Congress Center Messe München, Am Messesee 2, 81829 München
🤕 IchalsPatient:in
1️⃣ ❤️📱 Herzdiagnose in 7 Sekunden – per App ⏱️🩺
Ein Smartphone, sieben Sekunden, über 40 Diagnosen. In klinischen Tests in Indien erkannte der 14-jährige Siddarth Nandyala potenzielle Herzkrankheiten – mithilfe seiner App Circadian AI. Die Anwendung basiert auf nicht-invasiver Früherkennung und soll kardiovaskuläre Risiken identifizieren, bevor Symptome auftreten.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache – besonders in Ländern mit eingeschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung. Nandyala entwickelte die App in acht Monaten, parallel zu weiteren Projekten wie einer günstigen Prothese und einem Sturzerkennungsarmband. Sein Ziel: Technologische Lösungen für frühzeitige Interventionen, die Leben retten können. Denn viele Diagnosetools greifen erst im Spätstadium – wenn bereits Schäden vorliegen. Circadian AI setzt früher an und könnte die Versorgung in strukturschwachen Regionen verbessern.

Die WHO warnt: 80 Prozent der Todesfälle durch Herzkrankheiten betreffen Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Früherkennung kann die Krankheitslast senken, die Lebensqualität erhöhen und Kosten reduzieren. Nandyala wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem vom US-Kongress und der lokalen Wirtschaft. Er studiert inzwischen Informatik und verfolgt weitere Projekte im Bereich KI und Gesundheit. Sein Ansatz zeigt: Digitale Werkzeuge können medizinische Versorgung ergänzen – und zugänglicher machen. Die App ist bereits online verfügbar und soll weiterentwickelt werden.
2️⃣ Ich als Patient:in
Brustkrebsmonat Oktober 🎀🩺🌸
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin etwa 70.550 Frauen und 740 Männer neu daran. Sind Sie selbst oder eine Ihnen nahestehende Person an Brustkrebs erkrankt? Die Deutsche Krebshilfe steht Betroffenen und Angehörigen mit Rat und Unterstützung zur Seite.
Der Brustkrebsmonat Oktober macht besonders auf die Situation von Erkrankten aufmerksam. Weltweit rücken Prävention, Früherkennung und Erforschung von Brustkrebs in den Fokus. Erfahren Sie, wie sich die Deutsche Krebshilfe für Erkrankte einsetzt und was Sie selbst tun können
MINQ's weekly picks Newsletter
Melden Sie sich kostenlos an, um die neuesten Updates in Ihrem Posteingang zu erhalten