🗞 4/2025
Durch "Boosting" zu eigenständigen Entscheidungen · Wirbelsäulen-OPs können Denkfähigkeit · Vertrauenswürdige Informationen für Patient:innen im Internet · Wie man Krankheitserreger entwaffnen könnte · Hirn-Bypässe helfen 12-jährigem ins Leben zurück
📌 5 weekly picks
1 📌 “Boosting” kann Menschen helfen, eigenständige Entscheidungen zu treffen
Wissenschaftler des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung untersuchten, wie man Menschen in die Lage versetzen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und eigenständige Entscheidungen zu treffen, die sowohl für sie selbst als auch für die Gesellschaft von Vorteil sind. Der bisherige verbreitete Ansatz des "Nudgings", der versucht, Menschen zu besseren Entscheidungen zu „schubsen”, lasse individueller Autonomie nach Ansicht der Autoren zu wenig Raum. Hingegen sollten "Boosts" an Bedeutung gewinnen, die die Entscheidungs- und Selbstkontrollkompetenzen des Einzelnen fördern und ihm dabei helfen, sich in der immer komplexer werdenden Welt zurechtzufinden.
Die Wissenschaftler argumentieren, dass wir in einer stark kommerzialisierten und häufig manipulativ gestalteten Umwelt leben, die darauf ausgerichtet ist, menschliches Verhalten zu beeinflussen und auszunutzen – etwa aus kommerziellen Interessen und zum Leid sowohl der einzelnen Menschen als auch dem Gemeinwohl. „Unsere Konsumumgebung ist darauf ausgelegt, unsere natürlichen Tendenzen auszunutzen," erklärt Stefan Herzog, Senior Researcher im Forschungsbereich Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. „Boosting ist essenziell, weil es Menschen dabei hilft, die Fähigkeiten zu entwickeln, diese manipulativen Kräfte zu navigieren und ihnen zu widerstehen," sagt Herzog.
„Boosting muss für alle anwendbar und fair sein”, sagt Ralph Hertwig, Direktor im Forschungsbereich Adaptive Rationalität des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. „Unser Ziel sollte es sein, allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, die Fähigkeiten zu entwickeln, die sie benötigen, um sich in der heutigen Welt erfolgreich zurechtzufinden. Und Boosts haben das Ziel, unser aktives Entscheiden und autonome Handeln zu unterstützen, weil beides wesentlich zu unserem Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und Gesundheit beiträgt“, so Hertwig weiter.
Herzog, S. M., & Hertwig, R. (2025). Boosting: Empowering citizens with behavioral science. Annual Review of Psychology, 76, 851–881. https://doi.org/10.1146/annurev-psych-020924-124753
Zur Pressemitteilung auf der MPIB-Webseite
2 📌 Hoffnung für ältere Patient:innen: Wirbelsäulen-OPs können Denkfähigkeit verbessern
Wirbelsäulenoperationen können helfen, die persönlichen Alltagsfunktionen wiederherzustellen, weil sich beispielsweise einschränkende Schmerzen verbessern. Aber können sie auch die geistige Leistungsfähigkeit verbessern? Ein interdisziplinäres Team aus Neurologen, Neurochirurgen sowie Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizinern wollte das wissen und publizierte seine Ergebnisse nun im International Journal of Surgery.
„Es ist die erste Studie, die postoperative kognitive Verbesserungen durch neuronale Netzwerke nachweisen konnte“, so Dr. Robert Fleischmann, Projektleiter und Geschäftsführender Oberarzt an der Neurologie der UM Greifswald. Mit speziellen MRT-Aufnahmen des Gehirns vor und nach einer Wirbelsäulen-OP wurde bei 79 Patient:innen im Durchschnittsalter von 71 Jahren untersucht, wie gut verschiedene Bereiche des Gehirns zusammenarbeiten. Dabei konzentrierte sich das Forschungsteam auf drei wichtige Netzwerke: das zentrale Exekutivnetzwerk, das Salienznetzwerk und das Ruhenetzwerk (Default Mode Network). „Für die Planung und Ausführung von Aufgaben, für die Bewertung bestimmter Reize oder ganz einfach für das Nachdenken und Innehalten – jedes dieser Netzwerke erfüllt eine spezielle Funktion“, erklärt Fleischmann.
Bei den Proband:innen konnte gezeigt werden, dass diese Netzwerke nach der OP besser zusammenarbeiteten. Besonders eine Verbindung zwischen zwei Bereichen im Gehirn – der Stirnregion und dem Scheitelbereich – sei stärker geworden. Diese Veränderungen standen im Zusammenhang mit besseren Ergebnissen bei Gedächtnis- und Konzentrationstests.
Vor allem für ältere Patient:innen, die oftmals Bedenken haben, sich einer OP zu unterziehen, seien diese Ergebnisse ermutigend. „Sie zeigen, dass eine OP nicht automatisch die geistige Gesundheit älterer Patientinnen gefährdet“, so Fleischmann, „im Gegenteil: Bei vielen haben sich die Hirnleistungstests verbessert“.
3 📌 Wie können Krebspatient:innen vertrauenswürdige Informationen im Internet finden?
Aufruf zur Studienteilnahme UKE Hamburg und DKFZ
Menschen mit der Diagnose Krebs und ihre Angehörigen haben oft viele Fragen zu ihrer Krankheit, zur Therapie und zur Prognose. Oft suchen sie nach Antworten im Internet. Dort gibt es zwar eine Fülle an Informationen, aber diese sind oft nur schwer einzuschätzen, setzen einen Wissenstand voraus, sind nicht immer verlässlich, manchmal falsch oder veraltet. Um dem abzuhelfen möchte eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Krebsinformationsdienstes herausfinden, wie Betroffene bei der Informationssuche am besten unterstützt werden können: Dazu wurden Schulungsmaterialien entwickelt. Sie sollen Krebspatient:innen helfen, vertrauenswürdige Informationen im Internet zu finden und die Qualität von Informationen im Netz besser einschätzen zu können.
Das Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf führt zusammen mit dem Krebsinformationsdienst die Studie durch. Gefördert wird sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Patient:innen mit der Diagnose Krebs sind eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Wer Patient:innen mit der Diagnose kennt, kann diese auf die Studie hinweisen. Es entstehen Ihnen keine Kosten und die Teilnahme ist komplett freiwillig.
Kontaktformular auf der Website des UKE Hamburg
Originalmeldung des Krebsinformationsdienst des DKFZ
4 📌 Studie: Wie kann man Krankheitserreger entwaffnen?
Krankheitserreger besitzen diverse Überlebens- und Anpassungsstrategien, die verhindern sollen, dass sie gestoppt werden. Denn neben den in unserem Körper für die Eindämmung zuständigen Immunzellen, die den Schädling beseitigen wollen, setzen auch Antibiotika und andere Medikamente die Eindringlinge unter Druck. Andere Bakterienarten können sich ebenfalls gestört fühlen und entwickeln eigene Verteidigungsstrategien. Während einer bakteriellen Infektion sind die verantwortlichen Krankheitserreger deshalb in der Regel vielen Angriffen ausgesetzt. Wehrlos sind viele Bakterienstämme allerdings nicht. Sie haben ein Arsenal an Abwehrmechanismen entwickelt, um sich ungestört in einem infizierten Körper ausbreiten zu können – angefangen bei der Bildung von Biofilmen über die Produktion sogenannter Endosporen bis hin zur Verwandlung in sogenannte Persister, Zellen, die nicht oder nur sehr langsam wachsen und somit den meisten Antibiotika keinen geeigneten Angriffspunkt bieten.
Welche Reize solche Überlebensstrategien, wie beispielsweise die Produktion von Endosporen, auslösen und welche molekularen Mechanismen diesen Prozessen zugrunde liegen, ist bislang noch nicht detailliert geklärt. Das soll nun ein neues Forschungsprojekt an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) ändern. Die Mikrobiologin Franziska Faber, Professorin für Mikrobielle Interaktionen am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der JMU, führt die Studie durch, die Boehringer Ingelheim Stiftung stellt ihr dafür im Rahmen ihres Rise-up!-Programms eine Fördersumme in Höhe von 600.000 Euro zur Verfügung. Franziska Faber will dabei das Geschehen in einzelnen Zellen unter die Lupe nehmen. Sie konzentriert sich auf Bakterien vom Typ Clostridioides difficile. Diese sind eine der Hauptursachen für Durchfälle, die nach der Einnahme von Antibiotika auftreten. Mit ihrer Fähigkeit, antibiotikaresistente Sporen zu bilden, sind sie für hohe Rückfallraten sowie damit einhergehend eine erhöhte Sterblichkeit verantwortlich. Am Ende, so hofft die Wissenschaftlerin, sollen ihre Ergebnisse auf molekularer Basis einen bestimmten Typ von Bakterienzelle mit einem sogenannten „Virulenz-Phänotyp“ verknüpfen. Mit diesem Wissen werde es möglich, die besonderen Umstände zu identifizieren, die beispielsweise mit der Sporenbildung während der Darmbesiedlung von C. difficile verbunden sind, um in der Folge gezielt Maßnahmen dagegen zu entwickeln.
Zur Originalpressemitteilung der JMU
Das Rise up!-Programm der Boehringer Ingelheim Stiftung richtet sich an herausragende und ungewöhnlich kreative Grundlagenforscherinnen und Grundlagenforscher aus der Biologie, Chemie und Medizin, die zum ersten Mal eine W2-Professur an einer deutschen Universität angenommen haben. Gefördert werden besonders innovative Forschungsprojekte, die sich nachhaltig auf ihr Fachgebiet auswirken könnten.
Die Boehringer Ingelheim Stiftung ist eine rechtlich selbstständige, gemeinnützige Stiftung und fördert die medizinische, biologische, chemische und pharmazeutische Wissenschaft.
5 📌 Darmkrebsvorsorge: Endlich gleiches Angebot für Frauen und Männer ab 50 Jahren
Der Anspruch auf Früherkennungsuntersuchungen auf Darmkrebs wird künftig einheitlich und damit einfacher ausgestaltet: Frauen und Männer können dann ab dem Alter von 50 Jahren die gleichen Angebote des Darmkrebs-Screenings wahrnehmen. Der ursprünglich unterschiedlich ausgestaltete Anspruch zu den Früherkennungsprogrammen für Frauen und Männer ging zurück auf Daten des Robert Koch-Instituts, die für Männer ein höheres Erkrankungsrisiko ab 50 Jahren aufzeigten als für Frauen. Derzeit gibt es zwei Untersuchungen zur Darmkrebs-Früherkennung, die Darmspiegelung (Koloskopie) und den Stuhltest auf nicht sichtbares, sogenanntes okkultes Blut im Stuhl. Mit der Koloskopie können auch bereits Krebsvorstufen früh entdeckt und direkt entfernt werden, bevor sie sich zu bösartigen Tumoren weiterentwickeln können.
- Für Darmspiegelungen gilt: Frauen und Männer können ab 50 Jahren zweimal eine Darmspiegelung (Koloskopie) im Abstand von zehn Jahren durchführen lassen.
- Für den alternativen Stuhltest gilt: Frauen und Männer können ab 50 Jahren alle zwei Jahre einen Stuhltest machen.
Weiterhin gilt: Wer sich zehn Jahre nach der ersten Darmspiegelung gegen eine zweite entscheidet, kann stattdessen Stuhltests machen. Bei auffälligen Stuhltests besteht außerdem immer ein Anspruch auf eine Darmspiegelung zur weiteren Abklärung.
PLUS …
💬 Über unseren Tellerrand
1️⃣ Spektakulärer Fund: Älteste 3D-Karte der Welt
Zu den frühesten bekannten Karten gehörte bislang ein rund 9.000 Jahre altes Wandbild der Steinzeitstadt Çatalhöyük, das einem Stadtplan ähnelt, dessen Interpretation aber umstritten ist. Eindeutiger ist hingegen die Kartenfunktion eines rund 4.000 Jahre alten Steinblocks aus der Bretagne, in dessen Oberfläche der Verlauf umgebender Flüsse eingeritzt ist. Doch nun haben Archäologen um Médard Thiry vom Pariser Zentrum für Geowissenschaften eine noch weit ältere Karte entdeckt. Sie befindet sich in der Grotte Ségognole 3, einem Felsunterstand in der Nähe von Paris, die schon länger für ihre in Sandstein eingeritzten Darstellungen zweier Wildpferde und einer Frauenfigur bekannt ist. Menschen erstellten diese Felsbilder vor rund 13.000 Jahren, indem sie vorhandenen Risse im Sandstein erweiterten, zusätzliche Ritzungen einfügten und ein Wasserrinnsale so umleiteten, dass es aus der Vulva der Frau zu fließen scheint.
Neue Untersuchungen zeigen nun, dass der Boden dieser Grotte zu einer dreidimensionalen Karte umgestaltet ist. Die Sandsteinoberfläche wurde so eingekerbt, dass sie Hügel, Täler und Flussläufe der Umgebung nachbildet und Wasserrinnsale den Lauf des Wassers durch die reale Landschaft nachbilden. „Unsere Analysen zeigen, dass die Steinzeitmenschen den Sandstein so formten, dass das Regenwasser spezifischen Wegen folgte – das ist etwas nie zuvor in der Archäologie dokumentiertes“, sagt Thiry.
„Es handelt sich nicht um eine Karte im heutigen Sinne mit Entfernungsangaben, Richtungen und Reisezeiten, sondern um eine dreidimensionale Miniatur, die die Struktur einer Landschaft zeigt – vom Wasserabfluss aus den Hochebenen in Flüsse und Ströme, den Verbindungen zwischen Tälern sowie der Bildung von Seen und Sümpfen im Flachland“, erklärt Koautor Anthony Milnes von der University of Adelaide.
Weiterlesen auf den Seiten von Mines Paris und Scinexx
2️⃣ Natürliche Selektion? Kaum Mutationen bei Tschernobyl-Hunden
Fast 40 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl leben Hunde in der verlassenen Umgebung der Stadt und des nahegelegenen Kernkraftwerks. Eine neue Studie untersucht, wie sich diese Tiere an die Umweltbedingungen angepasst haben. Das berichtet das Onlineportal Ingenieur.de. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob genetische Mutationen durch die radioaktive Strahlung entstanden sind oder andere Faktoren die Unterschiede zwischen den Populationen beeinflusst haben.
Forschende der North Carolina State University und der Columbia University Mailman School of Public Health analysierten genetische Daten von Hundepopulationen innerhalb der Stadt Tschernobyl und aus dem Umfeld des Kernkraftwerks. Dabei arbeiteten sie mit zwei Gruppen, die nur rund 16 Kilometer voneinander entfernt leben, aber genetisch deutlich unterschiedlich sind. „Wir versuchen herauszufinden, ob eine langjährige Exposition gegenüber Umweltgiften wie Strahlung, Blei oder anderen Stoffen diese Unterschiede erklären könnte“, sagt Matthew Breen, Professor für Onkologie-Genetik an der North Carolina State University. Bereits in einer früheren Studie identifizierte das Team 391 genetische Unterschiede zwischen den beiden Hundepopulationen. Einige dieser Unterschiede betrafen Gene, die mit der Reparatur von DNA-Schäden in Verbindung stehen. In der aktuellen Untersuchung gingen die Forschenden noch tiefer ins Detail. Sie analysierten, ob Mutationen in der Keimbahn-DNA aufgetreten sind – also in der Erbinformation, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Mit moderner Technologie untersuchte das Team die Genome auf verschiedenen Ebenen. Dabei fanden sie keine Beweise für Mutationen, die durch Strahlung entstanden sein könnten. Breen erklärt: „Selbst nach 30 Generationen hätten solche Mutationen sichtbar sein müssen, wenn sie einen Überlebensvorteil geboten hätten. Doch wir haben keine solchen Hinweise gefunden.“ Die Forschenden betonen, dass ihre Ergebnisse die Rolle von natürlichem Selektionsdruck nicht ausschließen. „Möglicherweise hatten die Hunde, die nach der Katastrophe überlebten, bereits genetische Merkmale, die sie widerstandsfähiger machten“, so Dillon. Ein extremer Selektionsdruck zu Beginn könnte dazu geführt haben, dass sich genetisch robustere Tiere fortpflanzten. Später trennten geografische Barrieren die Hunde des Kraftwerks von der städtischen Population.
Dieser Selektionsdruck könnte auch erklären, warum die genetischen Unterschiede heute sichtbar sind, ohne dass Strahlung direkt für Mutationen verantwortlich ist. Die Erforschung dieser Mechanismen wird ein wichtiger nächster Schritt sein.
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1️⃣ Deutsch-Französische Spenden - Deutsch-Französische Zusammenarbeit
Die Universitätsklinik Köln und das französische Krebszentrum Gustave Roussy starten eine gemeinsame Studie namens REDUCE-LUNG mit dem Ziel, den outcome insbesondere für Patienten über 70 Jahre mit fortgeschrittenem Lungenkrebs zu verbessern. Die Studie wird vollständig von der deutschen Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung und der französischen Unternehmerfamilie Oddo finanziert.
Die dreijährige Studie vergleicht zwei unterschiedliche Behandlungsschemata: zwei Zyklen Chemo-Immuntherapie, gefolgt von einer Erhaltungsimmuntherapie, im Vergleich zur Standardbehandlung mit vier Zyklen Chemo-Immuntherapie.
Für MINQ-Spezialist Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin und des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Köln, erwartet, dass das Projekt praxisrelevante Erkenntnisse hervorbringt, die feststellen wird, ob eine reduzierte Intensität der Chemotherapie für die Studiengruppe ähnlich wirksam, aber besser verträglich ist als die Standardtherapie. Prof. Fabrice André, Forschungsdirektor von Gustave Roussy, betont die wichtige Rolle der Spendenfinanzierung: „Wir sind den Spendern zutiefst dankbar für ihre großzügige Unterstützung, die dazu beitragen wird, praxisverändernde Ergebnisse und Erkenntnisse zu generieren, die zur Optimierung der Behandlung von Patienten mit Lungenkrebs beitragen.“
Die Studie wird in ausgewählten Zentren in Deutschland und Frankreich durchgeführt. Insgesamt sollen 15 Zentren aktiviert werden. Die operative Umsetzung in Deutschland erfolgt durch die Lung Cancer Group Cologne unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Wolf an der Universitätsklinik Köln und dem „nationalen Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs (nNGM)“. In Frankreich wird die Studie vom international renommierten Gustave Roussy Cancer Center in Paris durchgeführt. Studienleiter ist dort Dr. Maxime Frélaut.
Nach Abschluss der Studie sollen ihre Ergebnisse in die Internationalen Behandlungsrichtlinien einfließen und versprechen eine deutliche Veränderung der Patientenmanagementstrategien.
Pressemeldung Gustave Roussy Cancer Center
2️⃣ Luftverschmutzung in Echtzeit und 3-D
Das Fraunhofer Institut für Nachrichtentechnik Heinrich-Hertz-Institut (HHI) stellt die Augmented Reality-App DEVA (Dynamic Exposure Visualization App) bereit, die es Nutzerinnen ermöglicht, Luftverschmutzung und andere Umweltdaten in ihrer Umgebung in Echtzeit zu visualisieren und damit wahrnehmbar zu machen. Durch AR-Visualisierungen zeigt die App Schadstoffe wie CO2, NO2 oder Feinstaub direkt im dreidimensionalen Raum um die Benutzerinnen herum an. Die App gibt es kostenlos im Google Play Store und Apple Store.
📣 Ankündigungen
1️⃣ ANIM 2025: KI in der Neuroakut- und -intensivmedizin – es geht um die Zukunft!
Die Deutsche Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI) lädt gemeinsam mit der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG) zur ANIM 2025. Die aktuellen Brennpunkte in der Neurointensiv- und Notfallmedizin spiegeln sich laut Kongresspräsident Prof. Dr. med. Matthias Klein von der LMU München in den fünf Schwerpunktthemen wider, die für die ANIM 2025 ausgewählt wurden: intrakranielle Blutungen, Neuroinfektiologie und -immunologie in der Intensivmedizin, Neurologische und neurochirurgische Notfallmedizin, KI in der Neurointensiv- und Notfallmedizin sowie Neuromonitoring und Prognoseabschätzung.
Darüber hinaus werden die DSG, die Intedisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Neuromedizin (ADNANI), die Deutsche Gesellschaft für Liquordiagnostik und klinische Neurochemie (DGLN) und die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) ihre Schwerpunktthemen in mehreren Gesellschaftssymposien vertiefen. Erstmals sollen durch ein Symposium der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) auch spannende Einblicke in die wichtige Arbeit der Rehabilitation neurologischer Patienten stattfinden.
📅 Wann: 30. Januar bis 1. Februar 2025
📍 Wo: Mercure Hotel MOA Berlin, Stephanstraße 41, 10559 Berlin
Zum wissenschaftlichen Programm
2️⃣ 18. Endoprothetik-Kongress Berlin
“Der Kongress lebt von seinen Kontroversen. Allerdings haben wir in den letzten Jahren gleichzeitig den Wunsch nach noch mehr Diskussion und Konfrontation in den Beurteilungen erfahren, andererseits auch den nach klaren Handlungsempfehlungen für das tägliche Arbeiten”, versprechen die MINQ-Spezialisten Prof. Dr. Carsten Perka von der Charité, Dr. Thorsten Gehrke von der ENDO-Klinik Hamburg sowie Prof. Dr. Robert Hube vom Münchener OCM für den 18. Endoprothetik-Kongress Berlin. Denn: “Auch die weiterhin 20 % unzufriedenen Patienten nach einer Knie-TEP basieren mehr auf dem höheren Anspruch unserer Patienten, als dass wir nicht besser geworden wären.”
Die Organisatoren versprechen zudem Innovationen und neue Trends.
📅 Wann: 13.-14.Februar 2025
📍 Wo: Langenbeck-Virchow-Haus Berlin, Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin
Zum wissenschaftlichen Programm
🤕 IchalsPatient
1️⃣ Seltene Moyamoya-Erkrankung: Hirn-Bypässe helfen 12-jährigem ins Leben zurück
Mirza ist zwölf Jahre und leidet unter der seltenen Moyamoya-Erkrankung, die eine langsame Verengung von Gefäßen im Gehirn und eine daraus resultierende Unterversorgung von Hirnarealen nach sich zieht. Vor zwei Jahren nahmen bei Mirza schlaganfallähnliche Symptome wie Schwächeanzeichen in Armen und Beinen und Sprachstörungen zu – immer nur für kurze Zeit, dennoch für ihn und seine Familie sehr besorgniserregend. Nun bekam er zwei innovative Hirn-Bypass-Operationen, die ihm das Leben
Unterstützt durch ein sechsköpfiges Team aus Ärzt:innen und OP-Pflege verband Prof. Dr. med. Sajjad Muhammad von der Klinik für Neurochirurgie des UK Düsseldorf Gefäße, die außerhalb des Schädels verlaufen, mit oberflächlichen Hirngefäßen innerhalb des Schädels (EC-IC-Bypass), um die Blutversorgung des Gehirns zu verbessern. Darüber hinaus präparierte er einen Teil des Kaumuskels und legte ihn auf die Gehirnoberfläche seines jungen Patienten auf. In der Folge bilden sich Kapillargefäße, die aus dem Muskelgewebe in das Gehirn einwachsen und dort die Blutzufuhr zusätzlich verbessern.
Die Gefäße, die in das Gehirn verlegt werden, haben durchschnittlich einen Durchmesser von einem bis anderthalb Millimetern. „Bei Moyamoya-Erkrankungen sind die Hirngefäße äußert fragil. Das macht die Operation zu einer besonderen Herausforderung“, so Prof. Muhammad. Das Risiko des Eingriffs sei im Vergleich zum angestrebten Nutzen dennoch überschaubar. Dieser Nutzen war für Mirza schnell erkennbar: Die Symptome – wie zum Beispiel das Schwächegefühl in den Extremitäten – sind seit kurz nach der zweiten Operation nicht mehr aufgetreten. Er kann jetzt wieder ganz normal und aktiv am Leben teilnehmen.
Weiterlesen auf den Seiten des UK Düsseldorf
Der Name Moyamoya (japanisch für Wölkchen, Rauchschwade) deutet auf die Umgehungskreisläufe (Kollateralen) der Hirngefäße hin. Diese sind netzartig aufgebaut und stellen sich in der Katheterdarstellung der Hirngefäße (Angiografie) wolkenartig dar. Wenn die Blutversorgung dieser Umgehungskreisläufe nicht ausreicht, kann es zu kurzzeitigen Durchblutungsstörungen (TIAs / flüchtige Ischämien) oder zu Schlaganfällen kommen. Außerdem können Kopfschmerzen, Epilepsien und Hirnblutungen auftreten. Die Erkrankung tritt häufiger bei asiatischen Patienten, vor allem in Japan und Korea auf und gilt bei nicht-asiatischen Patienten als sehr selten. Bei Moyamoya ist keine entstehende Ursache bekannt. Gerade bei europäischen Patienten besteht hoher Forschungsbedarf. Weitere Informationen auf den Seiten des Krupp-Krankenhauses in Essen
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