🗞 18/2023
IGEL-Leistungen in der Kritik · Ärzte ohne Empathie · Weißbuch Geriatrie · Wirksamkeit von Krebszentren
📌 5 weekly picks
1 📌 Fragwürdige IGEL - Selbstzahlerleistungen
Bei vielen der sogenannten “Individuellen Gesundheitsleitungen”, den meisten geläufig unter der Abkürzung “IGEL”, sind nach Ansicht des iGel-Monitors Zweifel an deren Nutzen angebracht. Im aktuellen iGel-Monitor sind die häufigsten iGel-Leistungen aufgeführt, darunter Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke und der Gebärmutter zur Krebsfrüherkennung, verschiedene Glaukom-Früherkennungsuntersuchungen, ein zusätzlicher Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs oder der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs. Zu einigen dieser Leistungen lautet das Urteil, dass sie “nachweislich mehr schaden als nützen”.
Der iGel-Monitor wird vom Medizinischen Dienst Bund betrieben. Der Medizinische Dienst Bund wurde zum 1. Januar 2022 als Rechtsnachfolger des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. ( MDS ) errichtet. Der MDS hatte den iGel-Monitor initiiert und 2012 ins Leben gerufen.
Übersicht der iGel-Bewertungen
2 📌 Ärzte ohne Empathie?
Aufsehen erregte eine aktuelle Meta-Studie, die herausgefunden haben wollte, dass die Empathie von Medizinstudenten im Laufe ihres Studiums abnahm.
Increased complexity in patients and their diseases, together with the ‘hidden curriculum’ (including a stressful workload, prioritisation of biomedical knowledge, and (sometimes) poor role models), led to student adaptations, such as cynicism and desensitisation. Students’ prior lives and professional experiences appeared to exacerbate the decline in empathy.
Allerdings weisen die Autoren weisen abschließend darauf hin, dass es bei den meisten der untersuchten Studien Bedenken hinsichtlich von statistischen Verzerrungen (Bias) gab.
However, there were bias concerns for most of the included studies.
Trotzdem raten die Autoren zur Entwicklung eines „empathischen Lehrplans“ (‘empathic hidden curriculum’), um den möglichen Rückgang der Empathie von Medizinstudenten abzumildern.
3 📌 Weißbuch Geriatrie: Versorgungsbedarf wächst
Mit über 50 000 zusätzlichen Behandlungsfällen müssen stationäre und teilstationäre geriatrische Kliniken und Rehabilitationskliniken bis zum Jahr 2030 rechnen. Das stellt der Bundesverband Geriatrie in seinem seinem neuen Weißbuch fest. Eine zukunftsorientierte Reform der Krankenhausversorgung muss diesen wachsenden Bedarf berücksichtigen. Durch die Babyboomer-Generation werde der Versorgungsbedarf älterer Menschen in den nächsten Jahren erheblich anwachsen.
Quelle: Bundesverband Geriatrie
„Eine bedarfsgerechte, angemessene Versorgung dieser Gruppe wird mit den heutigen Strukturen zukünftig nicht realisierbar sein.“ Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer des Bundesverbands Geriatrie.
4 📌 Studie: Wirksamkeit von zertifizierten Krebszentren erwiesen
Die Versorgung von Krebspatienten sollte vorrangig durch zertifizierte Onkologische Zentren erfolgen, denn die Versorgung durch zertifizierte Onkologische Zentren erhöht die Wahrscheinlichkeit länger zu überleben erheblich. In einer Hybrid-Konferenz, zu der das Klinikum Fulda und die AOK Hessen am 26. April eingeladen hatten, wurde mit Nachdruck auf die Bedeutsamkeit einer flächendeckenden Versorgungsstruktur mit zertifizierten Zentren hingewiesen. Anlässlich der Vorstellung einer wissenschaftlichen Studie zur Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren wurden folgende Statements publik:
- „Patienten, die sich in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln lassen, reduzieren ihre Sterblichkeit. Mit anderen Worten: Sie leben im Durchschnitt länger als Patienten, die ihre Tumorerkrankung in einer nicht zertifizierten Einrichtung behandeln lassen.” Prof. Dr. Carsten Schmidt, Leiter des Onkologischen Zentrums am Klinikum Fulda (OZKF)
- „Jährlich stirbt eine vierstellige Zahl an Menschen an einer bösartigen Erkrankung, weil sie nicht in zertifizierten Krebszentren behandelt werden.“ Prof. Dr. Jochen Schmitt, Direktor des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung an der TU Dresden
- “Die Qualität der Krankenhausbehandlung hat einen großen Einfluss darauf, ob, wie lange und mit welchen Einschränkungen die Betroffenen ihre Erkrankung überleben – das zeigen alle Studien.” Joachim Henkel, Krankenhaus-Chef der AOK Hessen
Einige Beispiele und eine Schlußfolgerung:
„Die Botschaft ist eindeutig. Krebspatienten sollten sich immer in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln lassen.“, Prof. Dr. Carsten Schmidt, Leiter des Onkologischen Zentrums am Klinikum Fulda (OZKF)
Zur Pressemitteilung des Klinikums Fulda
5 📌 Gemeinsam gegen den Schmerz
Eine neue ambulante Versorgungsform der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, startete im April eine neue Gruppentherapie im Rahmen des Projektes Pain 2.0. Das Ziel: vorhandene Schmerzen positiv zu beeinflussen.
Für die Gruppen ab Juni werden weiterhin Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Raum Lübeck gesucht, die sich bereits durch länger anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen in ihrer Lebensführung eingeschränkt fühlen.
Das Projekt ist eine wissenschaftliche Studie (01NVF20023), die durch den Gemeinsamen Bundesausschuss im Rahmen des Innovationsfonds gefördert wird und durch die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit der BARMER initiiert wurde.
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💦 Heilbäder und Kurorte als Eckpfeiler des deutschen Gesundheitswesens
In einer kleinen Anfrage (Drucksache 20/5973) vom 14. März 2023 der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag wird auf die besondere Rolle der 350 prädikatisierten Heilbäder und Kurorte in Deutschland als “Eckpfeiler des deutschen Gesundheitswesens” hingewiesen. Offenbar aber gebe es eine Diskrepanz zwischen zwischen den im Inland und im Ausland durchgeführten ambulanten Vorsorgeleistungen nach § 23 Absatz 2 SGB V.
Quelle: BT-Drucksache 20/5973
Nach Ansicht der Fragesteller werden Beitragsmittel der gesetzlich Versicherten außerhalb der Grenzen des deutschen Gesundheits- und Sicherungssystems im Sinne des § 23 Absatz 2 SGB V fehlgeleitet ausgegeben. Dies geht nach Überzeugung der Fragesteller gegen die Interessen der deutschen Heilbäder und Kurorte und gefährdet somit heimische Arbeitsplätze und schwächt die übergeordnete medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen.
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