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🗞 07/2024

In eigener Sache : Neue stern-Ärzteliste · Interventionelle Radiologie · Klimamedizin · Chatbots gegen Versorgungslücken · Keto oder Vegan

Karl-Richard Eberle
Karl-Richard Eberle

📌 5 weekly picks

1 📌  In eigener Sache : Neue stern-Ärzteliste veröffentlicht

Am heutigen Samstag erscheint die neue aktuelle Ärzteliste “Gute Ärzte für mich” in einem stern-Sonderheft: 3700 ausgezeichnete Ärztinnen und Ärzte in 107 Fachbereichen, mehr als 4000 Empfehlungen. Bereits zum dritten Mal in Folge erscheint die von MINQ recherchierte bundesweite Ärzteliste in einem Sonderheft des sterns. Die Liste ist ein umfangreicher und fundierter Überblick über die medizinischen Spezialist:innen in Deutschland, die für Fachwissen, Engagement und exzellente Patientenversorgung stehen.

Die aktuelle Ärzteliste 2024

Von der Allergie bis zur Wirbelsäulenchirurgie, von Hautkrebs bis zu Gefäßmedizin – unsere Ärzteliste umfasst die wichtigsten Fachbereiche und Indikationen und bietet somit einen umfassenden Überblick über die Spitzenleistungen in der medizinischen Praxis.

Besonders bemerkenswert ist die erstmalige Aufnahme von zwei neuen Fachbereichen, der Interventionellen Radiologie und der Kinderchirurgie. Diese Erweiterung spiegelt nicht nur die sich ständig weiterentwickelnde Landschaft der medizinischen Versorgung wider, sondern hebt auch die wachsende Bedeutung dieser spezialisierten Bereiche hervor. Die Recherchen und die Auswahl der Ärzte beruhen auf der bewährten strengen Methodik, die über mehrere Jahrzehnte von den MINQ-Redakteuren verfeinert wurde. Die stern-Veröffentlichung dieser Liste ist damit nicht nur eine Anerkennung für die ausgezeichneten Leistungen der aufgeführten Ärzte, sondern bietet auch eine wertvolle Ressource für Patient:innen, die nach hoch qualifizierten medizinischen Spezialisten suchen.

2 📌  “Interventionelle Radiologie” erstmals in der aktuellen Ärzteliste

Die Interventionelle Radiologie ist ein relativ junges Fachgebiet, das sich Röntgen, Ultraschall, Computer- und Magnet-Resonanz-Tomographie für minimal-invasive diagnostische und therapeutische Eingriffe zunutze macht. Haupteinsatzgebiete sind Gefäßverschlüsse, Blutungen und Tumoren im Leber- und Gallengangsystem. Die Interventionelle Radiologie stellt in vielen Fällen eine wichtige Alternative zu herkömmlichen chirurgischen Eingriffen dar. Dabei können Patient:innen nach interventionell-radiologischen Eingriffen meist früher aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Risiken, Schmerzen und Rekonvaleszenzzeiten sind oft geringer als bei chirurgischen Eingriffen, auch weil eine Vollnarkose in den meisten Fällen nicht erforderlich ist. Als Vorteile der Interventionellen Radiologie gelten geringere Schnitte und Narben, präzise Behandlung, weniger Komplikationen und schnellere Erholung.

In der aktuellen Ärzteliste “Gute Ärzte für mich” im stern werden erstmals 69 spezialisierte Interventionelle Radiologen vorgestellt.

Link zur Fachgesellschaft DGIR

3 📌  Klimamedizin: Richtige Medikation bei Hitze

Extreme Hitze, wie sie immer häufiger auftritt, kann sich erheblich auf verschiedene Weise negativ auf die Wirkung von Medikamenten auswirken:

  • Veränderung der Wirkstoffaufnahme
  • Veränderung der Wirkstofffreisetzung
  • Verstärkung von Nebenwirkungen
  • Beeinträchtigung der Lagerung

Hier setzt das Forschungsprojekt „ADAPT-HEAT – Hitzesensible Medikationsanpassung“ des Instituts für Allgemeinmedizin der Uniklinik Köln an. Ziel des Projektes ist es unter anderem, die sogenannte CALOR-Liste calor lat. Hitze) zu erstellen. Sie soll vor allem niedergelassenen Ärzt:innen dabei helfen, die Medikation in Hitzeepisoden anzupassen sowie Risiken frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Letztendlich soll so die Sicherheit von Patient:innen in der Arzneimitteltherapie verbessert werden. Das Projekt startete im Januar 2024 mit einer Gesamtlaufzeit von drei Jahren. Es wird gefördert durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Am Ende des Projekts soll eine gute Übersicht für eine hitzesensible Medikation mit klaren Anpassungsempfehlungen zur Verfügung stehen, um hitzebedingte Fehlmedikation und daraus resultierende Gesundheitsstörungen zu vermeiden.

4 📌 Chatbots könnten Versorgungslücke schließen

Viele junge Menschen leiden oft an Depressionen - in Deutschland sind sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen. In schweren Fällen ist oft ein Klinikaufenthalt nötig. Nach der Entlassung aus der Klinik ist eine zeitnahe ambulante Nachsorge wichtig. Diese Nachsorge sollte idealerweise in Form von ambulanter Psychotherapie und/oder psychiatrischer Weiterbehandlung erfolgen, erfolgt oft aber meist erst viel zu spät. Lange Wartezeiten auf Therapieplätze (6 Monate und länger) und Scham und Hemmungen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, gelten als Haiptprobleme für einen reibungslosen Übergang.

Eine sogenannte Chatbot-App soll die Lücke schließen. Die Jugendlichen erhalten nach dem Klinikaufenthalt Zugang zur der iCAN-App, in der ein Chatbot sie dabei unterstützt, die im Klinikalltag erlernten Übungen fortzuführen. Der Chatbot frägt außerdem regelmäßig nach der Stimmung und motiviert, die Übungen nutzen. Ergänzt wird das Angebot durch persönliche Begleitung durch Telefongespräche mit Psychologinnen und Psychologen. In einer klinischen Studie soll nun ermittelt werden, ob iCAN-Teilnehmende weniger depressive Symptome aufweisen als Studienteilnehmende, die die Standardversorgung erhalten.

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An der Studie können junge Patient:innen zwischen 13 und 25 Jahren teilnehmen, die wegen Depressionen in einer der teilnehmenden Kliniken oder Tageskliniken behandelt werden, ein Smartphone besitzen und bei einer beteiligten Krankenkasse versichert sind. Die Anmeldung erfolgt direkt in den teilnehmenden Kliniken beim Klinikpersonal.

Weitere Informationen sind auf der Webseite ican-studie.de verfügbar.

Initiatoren und Kooperationspartner der iCan Studie

Die iCAN-Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier und Diplom-Psychologe Stefan Lüttke von der Universität Greifswald ist eine Kooperation von Expertinnen und Experten für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Greifswald und Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie Expertinnen und Experten für Gesundheitspsychologie der Universität Greifswald. An dem Projekt sind außerdem die beiden Unternehmen mentalis GmbH und 100 Worte Sprachanalyse GmbH sowie zahlreiche Krankenkassen (AOK Baden-Württemberg, AOK Nordost, AOK Rheinland-Pfalz / Saarland, Bahn BKK, BKK VBU, HEK, Mobil Krankenkasse, Pronova BKK, Siemens-Betriebskrankenkasse, TK) beteiligt. Unterstützt wird das Projekt von 31 Kliniken in Deutschland sowie von Berufs- und Fachverbänden, der Bundespsychotherapeutenkammer und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

5 📌  Keto oder Vegan: Diäten beeinflussen Immunssystem und Stoffwechsel

Die Ernährungsform wirkt sich sehr schnell auf Immunsystem und Stoffwechsel aus. Das zeigt eine experimentelle Studie, die jetzt in Nature Medicine (2024; DOI: 10.1038/s41591-023-02761-2) publiziert wurde. Bereits nach 2 Wochen konnten bei einem jeweiligen Wechsel auf eine vegane oder auf eine ketogene Kost deutliche Auswirkungen festgestellt werden.

Wie das Ärzteblatt in seiner Berichterstattung hinweist, war die Teilnehmerzahl gering und die Beobachtungszeit kurz, und es wurde auch auf die sonst übliche Aus­waschphase zwischen den beiden Ernährungsformen verzichtet. Die Teilnehmer konnten zudem selbst aus­wählen, welche veganen oder ketogenen Nahrungsmittel sie verzehren und wie viel sie essen wollten. Trotzdem seien die unterschiedlichen Auswirkungen der jeweiligen Ernährung deutlich.

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“Demnach verstärkte die ketogene Ernährung die Signalwege und die Zahl der Abwehrzellen des adaptiven Immunsystems, das mit Antikörpern und T-Zellen gezielt Bakterien und Viren angreift (bei einer Allergie auch harmlose Antigene und bei einer Autoim­munerkrankung körpereigene Strukturen). Die vegane Diät wirkte sich vor allem auf das angeborene Immunsystem aus, das mit Makrophagen eine erste Abwehrlinie bildet und mit Interferonen Viren bekämpfen kann.”

Quelle: Ärzteblatt

Welche Auswirkungen dies konkret auf die Abwehr von Krankheitserregern hat, kann die Studie nicht klären. Dies bleibt weiter epidemiologischen Studien überlassen, in denen nach Assoziationen der beiden Ernährungsformen mit Infektionskrankheiten gesucht werden müsste.

Zum Originalartikel im Ärzteblatt

Studie in Nature Medicine (2024; DOI: 10.1038/s41591-023-02761-2)


💬 Über unseren Tellerrand

Hilft - oder schadet - die Digitalisierung der Umwelt?

Dass die Digitalisierung immer positive Effekte auf die Umwelt hat, ist keineswegs immer eindeutig. Eine Auswertung von über 200 Studien über die positiven und negativen Auswirkungen von Digitalisierung auf die Umwelt zieht als erstes Fazit: In Gebäuden, im Energiesystem und im Verkehr gibt es Anzeichen für positive Wirkungen. Allerdings: die klimaintensive Produktion von digitalen Technologien findet oft in anderen Ländern statt. Die meisten der bisherigen Studien quantifizieren nur CO2-Effekte. Eine umfassende Lebenszyklusanalyse muss deshalb künftig auch andere direkte und indirekte Folgen betrachten – von Umweltverschmutzung bis zu Auswirkungen auf die Biodiversität.

Zur Studie

📣 Ankündigung 1 - DKK-Kongress 2024

"FORTSCHRITT GEMEINSAM GESTALTEN" - DKK-Kongress 2024 (21.-24.02.) - Am Mittwoch startet der größte onkologische Fachkongress im deutschsprachigen Raum – der Deutsche Krebskongress (DKK) – im CityCube Berlin. Unter dem Motto "Fortschritt gemeinsam gestalten" tauschen sich Fachleute aus Wissenschaft, Medizin, Gesundheitswesen, Politik, Pflege sowie Vertreter:innen aus der Selbsthilfe in rund 300 Sitzungen über neueste Erkenntnisse aus allen Bereichen der Onkologie aus – von der Forschung über Diagnostik und Therapie bis hin zur Versorgung von Krebsbetroffenen.

💡
Schwerpunkte sind u.a.
Interaktionen zwischen Betroffenen und Behandlungsteams (Health Literacy)
Krebshilfeorganisationen
Patientenakademien
Patientenbeiräte
Shared Decision Making
Informationsflutkünstliche Intelligenz als Chance bei Diagnostik und Therapie
Stärkung von Prävention und gesundheitsbewusstem Lebensstil
Rolle von Tumorboards in der Therapieentscheidung

Zum wissenschaftlichen Programm

Am Samstag (24.02.2024) findet zudem der bewährte Krebsaktionstag - ein Informationstag für Betroffene, Angehörige und Interessierte statt. Veranstalter sind die Berliner Krebsgesellschaft, Stiftung Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft. Das Haus der Krebs-Selbsthilfe Bundesverband e. V. unterstützt den Krebsaktionstag. „Auf Augenhöhe kommunizieren – Betroffene und Expert:innen im Austausch“ – so das Motto der Veranstaltung.

📣 Ankündigung 2 - Expertentreffen für Kopf-Halstumoren

Expertentreffen für Kopf-Halstumoren (23.- 24.02.24) - Am Freitag und Samstag laden MINQ-Spezialistin Prof. Dr. Barbara Wollenberg und PD Dr. Markus Wirth des Klinikums rechts der Isar in München zur Tagung für experimentelle und translationale Forschung im Bereich der Kopf- und Halstumoren.

Zum Wissenschaftlichen Programm


🥦 Einfach Gesundessen!

4. Bluthochdruck und Ernährung

Bluthochdruck gehört zu den Volkskrankheiten weltweit. Laut der „Studie zur Gesundheit Erwachsener Deutschland (DEGS1) des Robert-Koch-Instituts hat hierzulande jeder dritte Erwachsene einen Bluthochdruck (arterielle Hypertonie). Bluthochdruck bedeutet, dass die gemessenen Werte erhöht sind, der systolische Wert über 140 und der diastolische über 90 mmHg.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen eindeutig, dass eine ausgewogene Ernährung und gesunder Lebensstil die Einnahme von Blutdrucksenkenden Medikamenten bei leichtem Hochdruck verhindern und bei Patienten mit stärker erhöhten Werten sogar teilweise reduzieren kann.Die Ursachen für den Bluthochdruck sind vielfältig, aber bekannt. Diese reichen von den allgemeinen Risikofaktoren wie Adipositas, Nikotin, Alkohol und Bewegungsmangel bis hin zu hormonellen oder auch genetischen Ursachen.

Was können Sie selbst zur Optimierung des Blutdrucks tun?
Bringen Sie Schwung in Ihren Alltag und bewegen sich so oft wie möglich. Treppe statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Straßenbahn und eine kleine Sporteinheit am Morgen rüttelt den Kreislauf wach. Auch für Bewegungsmuffel geeignet, denn fünf bis zehn Minuten am Tag sind besser als gar nichts.

Beim Essen bevorzugen Sie die mediterrane Küche, denn diese ist reich an Gemüse und oft kann Salz eingespart werden. Hier kommen aromatische Kräuter für den guten Geschmack zum Einsatz. In der Mittelmeerküche finden sich regelmäßig Omega-3-reiche Lebensmittel wie Fisch und Olivenöl. Kein Verzicht von Fleisch, aber im Auge behalten. Konsumieren Sie höchstens zwei bis drei Mal pro Woche mageres Fleisch. Meiden Sie Fertigprodukte, da diese oft einen hohen Anteil an verstecktem Zucker und Stabilisatoren enthalten. Achten Sie weiterhin auf einen ausreichende Trinkmenge und verteilen Sie diese über den Tag. Wer raucht und Bluthochdruck hat, sollte versuchen zu reduzieren oder noch besser zu verzichten. Das Nikotin beschleunigt unseren Herzschlag und durch die Verengung der Blutgefäße wird der Bluthochdruck noch verstärkt. Wer nun noch das Glas Wein im Auge hat, gegen ein Gläschen zu besonderen Anlässen ist nichts einzuwenden, von einem regelmäßigen Glas Wein ist aber abzuraten.

Rezept 4: 🍕 Mediterrane Pizza, einfach und lecker

Zutaten Boden:

  • 500 g Dinkelmehl
  • 300 ml Wasser (lauwarm)
  • ½ Päckchen Trockenhefe
  • 1 EL Olivenöl
  • Prise Salz und Pfeffer
  • Mediterrane Kräutermischung: frisch oder TK-Ware

Zutaten für den Belag:

  • 1 Dose passierte Tomaten
  • 1 Handvoll Gemüse: Je bunter desto schöner: Tomaten, Paprika, u.v.a.
  • Wer es herzhafter mag: Parmaschinken oder Salsiccia
  • geriebener Käse

Zubereitung:

  1. Das Mehl in eine große Schüssel geben.
  2. ½ Päckchen Hefe mit 300 ml lauwarmen Wasser vermengen einen Moment stehen lassen.
  3. Mehl, Wasser mit der Hefemischung, mediterrane Kräuter, Salz, Pfeffer und Öl vermengen und ca. 60 Minuten, am besten an einem warmen Ort, zugedeckt gehen lassen. Bis sich das Volumen deutlich vergrößert hat.
  4. Backofen kurz vorheizen bei 180 Grad Umluft und den Teig nochmals 5 Minuten kräftig durchkneten und teilen. Jetzt können beide Teigwaren mit dem Nudelholz (bitte an Mehl zum benetzen denken) ausgerollt werden. 
  5. Den fertigen Teig für ca. 8 Minuten in den Ofen und dann das Blech aus dem Ofen holen und die passierten Tomaten auf dem Boden verteilen. Den beiden Pizzen nach Geschmack belegen. Käse drüber und nochmals 10 Minuten backen, bis der Käse geschmolzen ist.

Guten Appetit!

Der Tipp stammt vom MINQ-Experten und Ernährungsmediziner Dr. med. Carl Meißner, der in Magdeburg eine anerkannte „Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin BDEM“ leitet und gerne kocht. Die Rezepte hat er alle selbst einmal gekocht und probiert, bevor er sie an unsere Leser weitergibt.

🏆 MINQs Choice

Nach mehr als 25 Jahren aktiver Recherche und Erstellung der Ärztelisten, die seit 1997 regelmäßig zuerst in der Zeitschrift FOCUS publiziert wurden und seit 2022 im Magazin stern erscheinen, haben wir uns entschlossen, unter dieser Rubrik - gewissermaßen in eigener Sache - jede Woche auf 3 besondere Mediziner:innen zu verweisen.





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